BMW will in diesem Jahr noch mehr verdienen als bisher erwartet. Hohe Investitionen in Zukunftsfelder und neue Modelle belasteten zwar das Betriebsergebnis im dritten Quartal. Aber der Jahresgewinn vor Steuern werde um fünf bis zehn Prozent auf mehr als zehn Milliarden Euro wachsen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Dienstag in München.
Nach einem starken ersten Halbjahr lief das Geschäft bei BMW von Juli bis September etwas schwächer. Wegen der sinkenden Verkäufe in den USA und Großbritannien legten die Auslieferungen weltweit nur um 1,2 Prozent zu. Mit dem Hochlauf des wichtigen, renditestarken 5er BMW in China, der Markteinführung der neuen X3-Generation im November und den neuen X2 und X7 im kommenden Jahr erwartet Vorstandschef Harald Krüger aber demnächst wieder mehr Schwung.
Die Vorleistungen für neue Modelle und die Investitionen in E-Mobilität sowie autonomes Fahren lagen in den ersten neun Monaten bereits um 1,5 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. BMW werde "in den nächsten drei Jahren deutlich mehr investieren und in Forschung und Entwicklung stecken", kündigte Peter an. Im dritten Quartal schmälerten die Aufwendungen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern – es fiel mit 2,3 Milliarden Euro gut drei Prozent niedriger aus als vor einem Jahr. Der Umsatz wuchs um 0,3 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro.
Börsianer enttäuscht
Für das Gesamtjahr stellten die Münchner bis zu fünf Prozent mehr Umsatz und mindestens fünf Prozent mehr Gewinn vor Steuern in Aussicht. Anleger reagierten jedoch enttäuscht: Der Aktienkurs von BMW gab deutlich nach und war zeitweilig Schlusslicht im Dax.
Krüger sagte: "Für uns hat die langfristige Perspektive oberste Priorität." BMW habe jetzt das Tempo in Richtung E-Mobilität und autonomes Fahren erhöht. Mit 100.000 verkauften Plug-in-Hybriden und Elektroautos im laufenden Jahr sei man ein Vorreiter. Die ersten 500 Mitarbeiter hätten im neuen Campus für autonomes Fahren mit Kollegen des Chipherstellers Intel soeben die Arbeit aufgenommen, das Forschungs- und Innovationszentrum München werde bis 2019 für 5.000 Mitarbeiter ausgebaut.
Kooperationsgespräche in China
Weil der Elektro-Mini für China auch in China gefertigt werden müsse, prüfe BMW eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autohersteller Great Wall. Das habe aber keine Auswirkung auf Oxford, wo der Elektro-Mini mit Batterien und Motoren aus den bayerischen Werken Dingolfing und Landshut ab 2019 gebaut werden soll, betonte Peter.
Der Anteil der Dieselmodelle am Verkauf sei im Vergleich zum Vorjahr weltweit von 37 auf 35 Prozent gesunken, in Europa von 73 auf 68 und in Deutschland von 65 auf 60 Prozent, sagte Krüger. Die Hälfte der Neuwagen werde verleast oder finanziert. Der Gebrauchtwagenmarkt habe sich insgesamt weitgehend stabil entwickelt, aber BMW beobachte die Entwicklung bei gebrauchten Dieseln sehr genau.
Ausweitung der SUV-Produktion
Über ein Drittel der verkauften BMW sind SUV-Modelle. Der X1 werde jetzt nicht nur in Regensburg, sondern auch in den Niederlanden gebaut. Der X3 werde im nächsten Jahr nicht nur in Spartanburg, sondern auch in Südafrika und China produziert. Mit dieser Ausweitung und den neuen Modellen werde BMW auch die SUV-Nachfrage in den USA besser bedienen können, sagte der Vorstandschef.
Mercedes-Benz hat in den ersten neun Monaten 1,7 Millionen Autos verkauft, BMW nur 1,5 Millionen. Aber die Innovationen und der Konzernergebnis-Anteil von 11,7 Prozent am Umsatz belegten, "dass wir deutlich an der Spitze im Premiumsegment sind", sagte Peter.
Der Gewinnanteil in der Autosparte sank im dritten Quartal auf 8,3 Prozent und war damit noch im Zielkorridor zwischen acht und zehn Prozent. Anders als Mercedes weist BMW das Ergebnis seines China-Geschäfts mit dem Joint-Venture-Partner im Finanzergebnis und nicht in der Autosparte aus. Trotz hoher Investitionen halte man an der Zielspanne fest, sagte Peter. Mit flexiblen Fahrzeug-Bauformen und Baukästen könne BMW ab 2020 die Produktion in den Werken anpassen und je nach Nachfrage Elektro-, Hybrid-, Benzin- oder Dieselautos produzieren. (dpa)