Gewerkschaft und Betriebsrat wollen einen Kahlschlag bei Opel nicht kampflos hinnehmen. Die IG Metall drohte dem Management am Freitag mit einer "harten Auseinandersetzung", um alle Standorte in Deutschland zu erhalten. Opel hatte am Vortag bekanntgegeben, sein Erfolgsmodell Astra ab 2015 nur noch im günstigeren Ausland zu produzieren. Das nährt die Sorge vor einem baldigen Aus für das Werk in Bochum.
"Wenn es in Folge der Entscheidung Pläne gibt, das Bochumer Werk zu schließen, wäre das eine Kriegserklärung an 45.000 Menschen und an die Region", sagte der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Nicht nur etwa 3.200 Beschäftigte im Werk wären demnach betroffen, sondern zehntausende Menschen bei Partnerbetrieben, Dienstleistern und Zulieferern.
Der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber mahnte Gespräche über ein Gesamtkonzept für alle Opel-Standorte an. Huber kritisierte in einer Mitteilung zugleich die Weichenstellung zugunsten der Astra-Werke in Ellesmere Port (England) und Gliwice (Gleiwitz/Polen): "Der Versuch, die Beschäftigten über Drohgebärden und einen erzwungenen Unterbietungswettbewerb gegeneinander auszuspielen, ist unredlich. Wer Opel gegen die Belegschaft sanieren will, hat schon verloren."
Ellesmere Port hatte nach Angaben des Betriebsrates nur deswegen den Zuschlag bekommen, weil die dortige Belegschaft zu weitreichenden Zugeständnissen gedrängt wurde. Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sprach von "großem Druck" durch das Management und der Drohung mit der Schließung des Werkes. Letztlich akzeptierten nach Informationen der britische Nachrichtenagentur PA 94 Prozent der Beschäftigten in Ellesmere Port einen Lohnverzicht. Die neuen Lohn- und Arbeitsbedingungen sollen ab 2013 gelten.
Politik fordert klares Bekenntnis
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) forderte ein klares Bekenntnis zu den deutschen Opel-Standorten. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel warf dem Mutterkonzern General Motors (GM) eine falsche Strategie vor. GM habe kein Kosten- sondern ein Strategieproblem, ssagte Gabriel den Zeitungen der WAZ Mediengruppe (Samstag). "Trotzdem haben die Beschäftigten in allen Fabriken in der Vergangenheit immer wieder große Opfer gebracht, ohne die es Opel gar nicht mehr geben würde."
Der Autohersteller hatte am Donnerstag versichert, das Stammwerk Rüsselsheim als modernstes Werk von Opel/Vauxhall in Europa solle auch nach dem Abzug des Astra voll ausgelastet werden. Möglich wäre das nach Einschätzung von Experten zum Beispiel durch die Verlagerung der Produktion des Familienautos Zafira von Bochum nach Rüsselsheim.
Stracke fordert Entgegenkommen
Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke machte im Interview mit der "Allgemeinen Zeitung Mainz" jedoch klar, dass er auch in Rüsselsheim ein Entgegenkommen der Belegschaft erwartet: "Wir brauchen dafür die Unterstützung der Arbeitnehmer in der Form, dass wir produktiver, flexibler und effizienter am Standort arbeiten." (dpa)
Alfred Tetzlaff