Die Angst der Opel-Mitarbeiter vor einem radikalen Kahlschlag wächst. Denn nach Informationen aus Arbeitnehmerkreisen könnte der Umbau des verlustreichen Autobauers Opel noch tiefgreifender ausfallen als ohnehin angenommen. Nachdem die Astra-Produktion ins Ausland verlagert und das Werk Bochum geschlossen werden solle, setze die US-Mutter General Motors nun auch im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum den Rotstift an, berichteten mehrere Medien am Donnerstag.
Die "Allgemeine Zeitung Mainz" meldete vorab: "Um seine Tochter Opel wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, will der US-Mutterkonzern General Motors nach Produktion und Verwaltung nun offenbar auch im Technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim die Kosten drastisch senken." "Spiegel Online" berichtete, dass nach dem Willen der US-Manager die nächste Generation des Familien-Vans Zafira einschließlich der Motoren nicht mehr in Rüsselsheim entwickelt werden solle, sondern beim neuen französischen Partner PSA (Peugeot/Citroën).
GM wollte den Bericht nicht kommentieren. In Rüsselsheim wurden die Spekulationen zurückgewiesen: "Wir haben gesagt, dass GM/Opel und PSA in einer Reihe von Produktprogrammen kooperieren wollen. Welche das sein werden, ist aber noch nicht entschieden." Nach Informationen von "Spiegel Online" ist die Zafira-Entwicklung hingegen eines der ersten Kooperationsprojekte, die GM mit dem französischen Autokonzern Konzern Peugeot-Citroën vereinbaren wolle. Dadurch seien im Entwicklungszentrum Rüsselsheim mehrere hundert der aktuell rund 4.500 Arbeitsplätze bedroht.
Das Zentrum genießt zwar auch innerhalb des GM-Konzernverbunds einen guten Ruf. Doch das Management in Detroit wolle Investitionskosten sparen und sich deshalb Entwicklungsaufgaben mit Peugeot teilen. Ein Opel-Sprecher dementierte: "Aufgrund der Allianz mit PSA werden im Entwicklungszentrum in Rüsselsheim keine Jobs verloren gehen."
Verlagerung nach Osteuropa weiter vorantreiben
Auch die Verlagerung nach Osteuropa will GM nach den Berichten weiter vorantreiben. Demnach sollen in der Verwaltung in der Rüsselsheimer Opel-Zentrale 150 bis 200 Stellen abgebaut und als Fremdvergabe nach Polen übertragen werden. Das Management hatte mehrfach betont, dass die Kosten bei Opel gesenkt werden müssen, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Wie genau dies geschehen soll, ist nach den Angaben vom Donnerstag aber noch nicht entschieden.
Die Pläne des Managements, das Opel-Zugpferd Astra künftig nicht mehr in Deutschland zu fertigen, sind erst seit Montag bekannt. Eine Entscheidung steht zwar noch aus. Aber in Gewerkschaftskreisen wird bereits befürchtet, dass das Management im Stammwerk Rüsselsheim künftig statt des Astra den Zafira vom Band laufen lassen will, um so das Werk in Bochum mit 3.200 Beschäftigten 2015 schließen zu können.
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag) berichtet, will Gesamtbetriebschef Wolfgang Schäfer-Klug den Druck auf Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke erhöhen, die Belegschaft endlich über die Sparpläne zu informieren. Dafür hat der Betriebsrat zu einer Betriebsversammlung im Stammwerk Rüsselsheim am kommenden Montag eingeladen, zu der auch die Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) und Volker Bouffier (CDU) erwartet werden.
In der Einladung heißt es, die Belegschaft sei angesichts der Spekulationen sauer, verärgert und frustriert und verlange umfassende Informationen über die Zukunft des Unternehmens. Der Vorstand versuche für den Standort Rüsselsheim Fakten zu schaffen, die die Zukunft von Opel gefährdeten. (dpa)
Klaus Baum
Michael Kühn
uwe meier