Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche will seine digitalen Geschäfte in relativ kurzer Zeit deutlich steigern. In fünf bis sieben Jahren solle der Umsatzanteil digitaler Dienste bei zehn bis 30 Prozent liegen, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke am Freitag in Stuttgart. Derzeit liegt der Anteil praktisch bei null.
Zur Begründung verwies Meschke auf Kundengewohnheiten, die sich verändern. Perspektivisch würden weniger Menschen ein eigenes Auto haben und stattdessen häufig auf automatisierte Mietfahrzeug setzen. "Ab 2023 müssen wir uns [in der Autobranche] auf sinkende Absatzzahlen einstellen, alles andere wäre blauäugig", so Meschke. Von diesem Trend betroffen sind laut dem Manager zwar vor allem Volumenhersteller - also Firmen mit Autos für den Massenmarkt -, aber auch für Luxusauto-Firmen wie Porsche könnte das Auswirkungen haben.
Die VW-Tochter ist bei der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Autofirmen hinten dran, investiert inzwischen aber mehr. Im vergangenen Jahr steckte Porsche etwa 150 Millionen Euro in die Digitalisierung, dieser Wert soll sich 2017 in etwa verdoppeln.
2016 wurde in Berlin ein Entwicklungslabor, das Porsche Digital Lab, eröffnet. Zudem hat Porsche in Ludwigsburg inzwischen eine für Digitalisierung zuständige Tochterfirma. Weitere Standorte dieser Firma in Israel, den USA und in Asien sind geplant. Gekauft hat Porsche zudem ein Start-up namens Evopark, das das Lösen von Parktickets per Chip ermöglichen soll.
Als Beispiel, wie Porsche künftig abseits herkömmlichen Autoverkaufs Geld verdienen könnte, nannte Meschke Zusatzfunktionen im Fahrzeug, die man auf Knopfdruck spontan buchen könnte - etwa ein spezielles Scheinwerferlicht, dessen Nutzung dann freigeschaltet würde.
Meschke sagte, dass die Digitalinvestitionen nicht stark auf der Rendite lasten dürften. "Wir müssen mit den neuen Diensten und Services nicht nur [Umsatz-]Wachstum generieren, sondern auch Geld verdienen." Porsche-Konkurrenten wie Daimler sind schon seit längerem auf Digitalkurs, etwa mit der Ticket-App Moovel.
Porsche hat ein sehr gutes Jahr hinter sich, der operative Gewinn stieg um 14 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Die Stuttgarter Firma ist neben Audi der wichtigste Ertragsbringer im VW-Konzern. Pro 100 Euro Umsatz machte Porsche 17,40 Euro operativen Gewinn und damit deutlich mehr als 2015 (15,80). In der Autobranche hat nur Ferrari einen höheren Rendite-Wert (19,20).
Für 2017 rechnet Porsche aber nur mit moderaten Zuwächsen bei den Auslieferungen und beim Umsatz. Das operative Ergenis könnte der Prognose zufolge stagnieren. Als Begründung für das gedrosselte Tempo verwies Finanzvorstand Meschke auf wirtschaftliche Unsicherheiten, etwa durch das Brexit-Votum. (dpa)
IB