Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel
AUTOHAUS: Herr Schmitz, was sind die Details der neuen Maserati-Modellstrategie?
Jürgen Schmitz: Es gab im September eine große Veranstaltung in Modena mit der Vorstellung des neuen Supersportwagen MC20, der in diesem Jahr in Deutschland für Furore sorgen wird und für 2021 bereits ausverkauft ist. Parallel dazu wurde die Renaissance der Marke mit zahlreichen Neuheiten, sowohl was Modelle als auch Antriebstechnologien angeht, verkündet. Der neue Supersportwagen ist dafür das Symbol. Nachdem wir in den vergangenen Jahren in erster Linie Limousinen und SUV präsentiert haben, entspricht der MC20 der ureigenen DNA der Marke. Es steckt also wesentlich mehr dahinter als der Launch eines neuen Modells.
AH: In welche Richtung soll es gehen?
J. Schmitz: Es wurde und wird massiv in Maserati investiert. Wir sprechen von bislang über 2,5 Milliarden Euro, und das ist für eine exklusive Marke wie Maserati ein erheblicher Betrag. Es wurde ein Vierjahresplan vorgestellt, der besagt, dass jedes Jahr ein neues Produkt mit entsprechenden Derivaten auf den Markt gebracht wird. Der erste Schritt ist der MC20 als sogenannter 'Brandbuilder'. In diesem Jahr kommt zudem das neue D-Segment SUV Grecale. 2022 stehen dann die völlig neu entwickelten Modelle GranTurismo (GT) und GranCabrio an. Danach folgt die vollständige Erneuerung der vorhandenen Modellpalette.
AH: Wann kommt der Grecale?
J. Schmitz: Die Vorstellung des Grecale ist für das zweite Halbjahr 2021 vorgesehen. Das Auto wird - wie alle unsere Fahrzeuge - in Italien produziert. Für Maserati im Allgemeinen und für den deutschen Markt im Besonderen hat dieses neue Auto eine herausragende Bedeutung. Das D-Segment ist global betrachtet das größte Segment für Maserati und mit der Einführung des Grecale öffnet es sich uns. Wir erweitern dadurch unsere Marktabdeckung und infolgedessen auch unsere Verkaufsmöglichkeiten.
Maserati MC20
BildergalerieAH: Welche Bedeutung haben künftige batterie- oder teilbatteriebetriebene Autos?
J. Schmitz: Das Thema Nachhaltigkeit hat bei Maserati eine große Bedeutung, das wurde anlässlich des Brand Days im September klar aufgezeigt. Der Ghibli als Hybridversion steht quasi als Startschuss für diese Entwicklung bereits bei unseren Händlern. Weitere Hybrid-Modelle werden zeitnah folgen. Der völlig neu konzipierte GranTurismo wird im Jahr 2022 das erste vollelektrische Fahrzeug der Marke sein, und es werden weitere folgen. Gehen Sie davon aus, dass auch der MC20 in Zukunft vollelektrisiert sein wird. Die Sequenz an Neuheiten ist also mehr als außergewöhnlich.
AH: Wie beurteilen Sie 2020?
J. Schmitz: Die ersten Monate waren unzweifelhaft schwierig. Allerdings sind die Vertriebszahlen aus November und Dezember 2020 sehr ermutigend, denn in beiden Monaten lagen wir - teilweise deutlich - über dem Vergleichszeitraum aus dem Jahr 2019. Es gibt jedoch viele Faktoren für Erfolg und viele Begründungen, warum etwas nicht funktioniert. In den vergangenen Monaten habe ich sehr viele Händler in der Region besucht. Es ging mir vor allem darum, die Kommunikation mit den Händlern zu intensivieren. Zu den Hausaufgaben, die mir der Handel mitgegeben hat und die bereits erfüllt wurden, zählen eine regelmäßige Kommunikation, die Stärkung der Loyalisierung unserer gemeinsamen Kunden durch verstärkte Leasingangebote mit verbesserten Konditionen sowie die Vereinfachung von Vertriebsprogrammen. Wir haben insgesamt eine gute Ausgangslage für 2021 und das macht uns zuversichtlich, dass wir uns wieder deutlich steigern werden - allerdings nicht wissend, wie lange uns das Thema Covid noch beschäftigen wird.
AH: Wie ist die Händlerrendite?
J. Schmitz: Trotz der Schwierigkeiten im vergangenen Jahr habe ich eine sehr starke emotionale Bindung des Handels zur Marke festgestellt. Klar ist, dass wir an der Profitabilität des Netzes arbeiten müssen. Das muss sich ändern und ist eine Hauptaufgabe in diesem Jahr. Es gibt aber auch Positionen im Handelsnetz, die sich qualitativ verbessern müssen.
AH: Gibt es Korrekturen im Netz?
J. Schmitz: Wir sind mit unseren 26 Händlern und insgesamt 30 Vertragswerkstätten in Deutschland quantitativ gut aufgestellt. Hier sehe ich keinen Korrekturbedarf. An der Qualität von bestimmten Standorten müssen wir allerdings gemeinsam mit dem Partner arbeiten. Dazu führen wir Gespräche. Künftig kann ich mir durchaus vorstellen, dass die erfolgreichen vorhandenen Händler größere Gebiete abdecken. Denn eines ist auch klar: Mit der Fülle an neuen Modellen und Antriebstechnologien wird Maserati in den kommenden Jahren kräftig und vor allem nachhaltig wachsen.
Dieses Interview stammt aus der aktuellen AUTOHAUS-Ausgabe 1-2/2021. Mehr zum Print-Abonnement erfahren Sie unter https://next.autohaus.de!
Dr.med.dent. Geiger Andreas