Der Autohersteller Daimler baut seine Elektro-Palette massiv aus. Bis 2025 wollen die Stuttgarter mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge anbieten, verkündete Vorstandschef Dieter Zetsche am Donnerstag auf dem Pariser Autosalon. Die Fahrzeuge sollen unter einer neuen Marke namens "EQ" laufen. Daimler bietet bislang nur den Smart und die B-Klasse als reine Elektroautos. Zuletzt konzentrierte sich der Konzern vor allem auf die Mischung aus Verbrennungs- und Elektromotor: 2017 sollen zehn Modelle als Hybrid verfügbar sein.
Noch vor 2020 soll das erste Fahrzeug in Form eines Stadtgeländewagens der neuen Marke in Serie gehen. Darüber hinaus soll "EQ" ein laut Mercedes "umfassendes elektromobiles Ökosystem" bieten, wozu neben E-Autos auch Wallboxen, Ladeservices bis zum privaten Energiespeicher für das Eigenheim gehören. Auch andere Hersteller setzen auf eigene Marken für Ihre Zukunftsmobilität: BMW hat bereits mit BMW-i eine Submarke, Volkswagen hat ebenfalls auf dem Pariser Autosalon eine – noch namenlose - neue Marke für ihre Zukunftsservices angekündigt.
Wie viele Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb Daimler derzeit verkauft, veröffentlicht das Unternehmen nicht. Bis 2025 soll der Anteil der Elektroautos an allen verkauften Modellen weltweit bei 15 bis 25 Prozent liegen, sagte Zetsche. Im vergangenen Jahr verkaufte Daimler weltweit insgesamt knapp zwei Millionen Fahrzeuge aller Antriebsarten.
Um die Versorgung mit Energie sicherzustellen, investiert der Hersteller weltweit eine Milliarde Euro in den Ausbau seiner Batterieproduktion. 500 Millionen Euro - das hatte Daimler bereits im März angekündigt - sollen in den Ausbau der Batteriefertigung im sächsischen Kamenz fließen.
Konzept-Studie "Generation EQ"
In Paris stellte Daimler das Konzept für ein Elektroauto mit mehr als 500 Kilometer Reichweite vor. Das "seriennahe" Showcar "Generation EQ" sieht aus wie ein futuristisches GLC Coupé und fährt mit zwei Elektromotoren rund 500 Kilometer weit. Die neue Generation von Elektrofahrzeugen basiert auf einer eigens für batterieelektrische Modelle entwickelten Architektur, skalierbar und mit variablem Radstand und Spurweite modellübergreifend einsetzbar – von SUV über Limousinen bis zu Coupés. "Wir sind bereit für den Start einer Elektro-Offensive, mit der wir alle Fahrzeugsegmente von der Kompakt- bis zur Luxusklasse abdecken werden, sagte Zetsche.
Schon das stromlinienförmige Äußere des "Generation EQ mit kaum wahrnehmbaren Karosseriefugen mutet recht zukunftsträchtig an, ein wahrer Hingucker ist aber die Lichtsignatur, die kommende E-Fahrzeuge mit Stern charakterisieren soll: Im "Black Panel" genannten, nahtlos verglasten Frontgrill sind der weiß beleuchtete Mercedes-Stern und sämtliche Lichtelemente integriert. Der blau beleuchtete Rahmen interpretiert einen herkömmlichen Kühlergrill – den ein Elektroauto natürlich nicht mehr braucht. Auch die Seitenansicht betont ein Band von blauen LED. Die Heckleuchte ist ebenfalls schwarz hinterlegt und wird mit LED illuminiert, die Rückleuchte oder Blinker darstellen.
Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse treiben das Showcar "Generation EQ" an. In der stärksten Ausbaustufe kann die Gesamtleistung bis zu 300 kW / 408 PS und das maximale Drehmoment bis zu 700 Newtonmeter betragen. Dann erreicht das SUV Tempo 100 aus dem Stand in weniger als fünf Sekunden. Die im Fahrzeugboden integrierte Batterie mit einer Kapazität von mehr als 70 kWh soll für bis zu 500 Kilometer Fahrt reichen.
Berührungssensible Touch-Elemente
Das Interieur kommt bis auf die Mercedes-typische elektrische Sitzverstellung ohne klassische Schalter und Knöpfe aus. So ist beispielsweise die in roségold eingerahmte Mittelkonsole mit berührungssensiblen Touch-Elementen ausgestattet. Das geht soweit, dass sogar die Türöffnet mit Touch-Elementen bedient werden. Der 24-Zoll-TFT-Widesceen rückt alle relevanten Informationen wie Geschwindigkeit, Reichweite, Fahrdaten oder Navigation ins Blickfeld. Der Fahrer kann selbst entscheiden, wie hoch die angezeigte Informationsdichte sein soll. Statt herkömmlicher Außenspiegel ist "Generation EQ" mit Kameras ausgestattet, die das Bild des rückwärtigen Verkehrs auf integrierte Displays in den Türen übertragen.
Das Konzeptauto verfügt zudem bereits über gewisse Vorstufen des autonomen Fahrens: Aufgrund von hochpräzisem Kartenmaterial kennt das Fahrzeug beispielsweise die genauen Kurvenradien sowie die Position und Größe eines Kreisverkehrs. Das Fahrzeug kann daraufhin Geschwindigkeit und Fahrdynamik automatisch regeln, was eine Arbeitsentlastung für den Fahrer bedeutet. Zudem verfügt "Generation EQ" über die Car-to-X-Technologie, das bedeutet, es kann mit Infrastruktur und anderen Fahrzeugen Informationen austauschen – eine Grundlage für eine Reihe neuer Assistenzfunktionen. (dpa/sp-x)