Neben der Reichweite ist die Ladeleistung ein wichtiges Argument beim E-Autokauf. Je kürzer der Ladestopp, desto schneller ist man zurück auf der Straße. Die beste Ladeleistung verspricht nach der jüngsten Überarbeitung der Porsche Taycan. Mit 320 kW in der Spitze lädt der Schwabe seinen 105-kWh-Akku in 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent. Doch dieser Bestwert ist schon wieder Makulatur. Ein Rivale aus dem Hause Lotus unterbietet die Zeit des Stuttgarters im Ladesprint deutlich.
Der neue Emeya des britisch-chinesischen Herstellers verbessert die Zeit aus Stuttgart um fast 25 Prozent. Der vollelektrische GT lädt seine 102-kWh-Batterie unter optimalen Bedingungen von 10 auf 80 Prozent in 14 Minuten. Vorausgesetzt, er ist an einer derzeit noch wenig verbreiteten 400-kW-Schnellladestation mit 600 Ampere angeschlossen. Im Idealfall liegt dann die durchschnittliche Ladeleistung bei rund 330 kW, sodass der Emeya in zehn Minuten Energie für 310 km Reichweite saugt.
Um diese Ladezeiten zu erreichen, verwendet Lotus eine weiterentwickelte Batterie-Architektur mit 800 Volt, bei der 20 Prozent mehr Zellen auf gleichen Raum untergerbacht sind als bei herkömmlichen Modulbauweisen. Zudem kommt ein effektiveres Kühlsystem zum Einsatz, das die Wärmeableitung und Effizienz der Batterie verbessert. Neben der Halbierung von Ladezeiten bietet die Technik weitere Vorteile. Dünnere Isolierungen und Leitungsquerschnitte sparen Gewicht und Bauraum.
Lotus Emeya
BildergalerieSolch ein rasantes Ladetempo ist nur mit passender 800-Volt-Ladesäule möglich, den sogenannten Ultra-Schnellladern oder High-Power-Charging (HPC). Zwar sind heute schon zahlreiche Ladeparks mit 350 kW-Säulen ausgestattet. Doch um das volle Potenzial des Lotus auszuschöpfen, müssen die Betreiber weiter aufrüsten und Ladeleistungen von 400 kW ermöglichen. Erste Säulen von Anbietern wie EnBW oder Fastned sind bereits am Netz.
Noch ist die 800-Volt-Technik vor allem hochpreisigen Modellen vorbehalten. Der Lotus Emeya kostet mindestens 106.000 Euro, ein Porsche Taycan ist ab 101.500 Euro zu haben. Doch Kia und Hyundai zeigen mit Modellen wie den EV3 oder den Ioniq 5, dass man nicht zur automobilen Oberschicht gehören muss, um in den Genuss von kurzen Ladezeiten zu kommen. Immer mehr Hersteller kündigen für ihre E-Modelle ein 800-Volt-Bordnetz an. Für E-Autofahrer ist das eine gute Nachricht. Fernreisen mit dem Stromer ohne lange und nervenaufreibende Ladestopps werden in Zukunft für immer mehr Autofahrer wahrscheinlicher.