Der Autobauer VW will Vorwürfe einer Kollaboration mit der brasilianischen Militärdiktatur in den 1960er und 1970er Jahren umfassend aufklären. "Volkswagen bedauert in höchstem Maße, dass den Betroffenen während der Militärdiktatur - gegebenenfalls unter Beteiligung von Mitarbeitern der Volkswagen do Brasil - Leid zugefügt wurde oder sie wirtschaftliche Nachteile erfahren mussten", sagte der Chef-Historiker des größten europäischen Automobilkonzerns, Manfred Grieger, der Deutschen Presse-Agentur in Rio de Janeiro. "Volkswagen wird auf die Betroffenen zugehen und ihre Sicht der Dinge erfragen", sagte Grieger, der schon mehrfach deswegen in São Paulo war und in Archiven Quellenmaterial eingesehen hat.
Gegen den im Zuge der Affäre um manipulierte Diesel-Abgaswerte weltweit unter Druck stehenden VW-Konzern war vor wenigen Tagen bei der Bundesstaatsanwaltschaft in São Paulo Anzeige erstattet worden. Kommt es zum Prozess, droht auch hier juristischer Ärger mit möglichen Entschädigungszahlungen.
Nach Angaben der nationalen Wahrheitskommission zur Aufarbeitung von Verbrechen in der Zeit von 1964 bis 1985 wird dem Autobauer vorgeworfen, dem Regime Informationen über subversive Aktivitäten von Mitarbeitern übermittelt zu haben. Zudem geht es um das mögliche Decken von Repression gegen Angestellte und Vorwürfe wie zum Beispiel Festnahmen am Arbeitsplatz in VW-Werken. Eingereicht wurde die Anzeige von einer Menschenrechtsgruppe. Volkswagen do Brasil ist seit 1953 im fünftgrößten Land der Welt aktiv. VW beschäftigt hier aktuell rund 20.000 Menschen. (dpa)