Jaguar steht wirtschaftlich enorm unter Druck. Bis 2025 will sich die britische Nobelmarke komplett erneuern und nur noch vollelektrische Modelle anbieten. Warum Jaguar sich trotzdem den Luxus der elektrischen Rennserie Formel E leistet und wie die Zukunft der Marke aussieht, hat uns Deutschland-Geschäftsführer Jan-Kas van der Stelt in einem Kurz-Interview verraten.
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen hat Jaguar sein Engagement in der Formel E bis 2026 verlängert. Was versprechen Sie sich davon?
Jan-Kas van der Stelt: Unser Motorsport-Engagement steht unter dem Motto "Race to Innovate" bzw. "Race to Road". Der Transfer zwischen Rennstrecke und Serienfahrzeugen bezieht sich nicht auf Komponenten, sondern primär auf den Austausch von Know-how. Besonders in so wichtigen Bereichen wie Leistung und Effizienz eines E-Motors und dem Thermomanagement lernen unsere Ingenieure sehr viel und bringen das in die Entwicklung unserer elektrischen Serienautos ein. Die "Prädiktive Energieoptimierung" (PEO) ist ein konkretes Beispiel. Es optimiert beispielsweise bereits heute die Reichweite und Effizienz unserer Plug-in Hybride, indem es ermittelt, wie das Leistungspotenzial von Elektromotor und Benzinmotor während der gesamten Fahrt am besten genutzt werden kann.
Wenn wir die Uhr zehn Jahre in die Zukunft stellen, wie sieht Jaguar dann aus. Oder konkreter: Wie würden Sie die Marke gerne positionieren?
Jan-Kas van der Stelt: Mit der "Reimagine"-Strategie, die wir im vergangenen Jahr angekündigt haben, hat sich Jaguar Land Rover zu einer designorientierten Umgestaltung seiner Marken und seines Geschäfts verpflichtet. Wir konzentrieren uns darauf, in einer nahtlos verknüpften On- und Offline-Welt besondere Luxuserlebnisse zu liefern und eine kundenorientierte Kultur zu schaffen. Darüber hinaus wird die Elektrifizierung des Produktangebots von Jaguar und Land Rover erheblich vorangetrieben, wobei Jaguar zu einer vollelektrischen Luxusmarke wird. Mit diesen Entwicklungen wird Jaguar in zehn Jahren eine sehr exklusive, nachhaltige und erfolgreiche Luxusmarke sein, die ihren Kunden ein noch nie dagewesenes, außergewöhnliches Design bietet und ein ebenso außergewöhnliches Service- und Markenerlebnis schafft.
Sie arbeiten an einer eigenen neuen Elektro-Plattform speziell für Jaguar-Modelle. Wäre es nicht sinnvoller, einen engeren Technik-Austausch mit Land Rover anzustreben und Synergien zu nutzen?
Jan-Kas van der Stelt: Unser Ziel ist ein Zero-Emission-Modellangebot bis 2036. Um das zu erreichen, arbeiten unsere Ingenieure auch markenübergreifend und wir lernen ständig mit- und voneinander. Es ist wichtig, so viel Synergien wie möglich umzusetzen, wie beispielsweise in der Antriebstechnologie, in der Elektroarchitektur oder auch bei den Leichtbaumaterialien und so viel Eigenständigkeit wie nötig sicherzustellen. Jede Marke – und wir sprechen hier von Jaguar, Defender, Discovery und Range Rover – muss einen eigenen Charakter bieten. Sie muss Begehrlichkeit wecken. Mit der Entwicklung von Jaguar zu einer vollelektrischen Luxusmarke werden wir genau das tun.