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Jaguar F-Type 400 Sport: Ikone von morgen

26.05.2017 04:29 Uhr
Jaguar bietet den F-Type nun als Sondermodell "400 Sport" an.
© Foto: Jaguar

Nach fünf Jahren spendiert Jaguar seinem Sportwagen F-Type ein Mini-Facelift mit einer behutsamen Korrektur an der Frontpartie, Voll-LED-Scheinwerfern und einem neuen Infotainment-System. Zudem nutzten die Engländer die italienische Mille Miglia, um ein Sondermodell auf eine Premierenreise zu schicken.

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Von Peter Maahn/SP-X

Ein Emporkömmling erweist seinen Ahnen die Ehre. Am Rande der Oldtimer-Rallye Millie Miglia in Norditalien sorgt die neueste Variation des Jaguar F-Type abseits der offiziellen Strecke für Aufmerksamkeit bei den Fans am Straßenrand. Dabei ist die knallgelbe Typenbezeichnung "400 Sport" nur dezent in der Frontlippe und unter der rechten Rückleuchte zu erspähen. Aber wenn unser schneeweißes Cabrio bei gedrückter Sport-Taste beim Gasgeben und vor allem auch bei Lupfen des rechten Pedals laut bollernd und spotzend seinen Sound an die Häuserwände wirft, ist das die richtige Musik für schau- und hörlustige PS-Freaks. Was für ein Traum, dieser flache Renner mit 294 kW / 400 PS Leistung und wahlweise mit Allradantrieb. Der Traum kostet ab 99.350 Euro für das heckgetriebene Coupé bis zu 112.200 Euro (Cabrio mit Allrad). Der an der gelben Typenbezeichnung erkennbare Zweisitzer soll nur ein Jahr lang gebaut werden.

Ein Sondermodell nur, ab eines, das aber die Typenvielfalt des sportlichsten Jaguars auf stolze 28 Versionen erhöht. Wie jetzt alle F-Types trägt auch der 400 Sport das leicht veränderte Gesicht der Baureihe. Die äußeren Lufteinlässe, bislang zweigeteilt im Haifischkiemen-Look, wurden durch große einteilige Öffnungen ersetzt. Dank neuer LED-Scheinwerfer schaut der Brite jetzt noch ein wenig kecker in die Welt.

Vielleicht wird dieser Jaguar bei einer kommenden Mille Miglia in ferner Zukunft mit einer richtigen Startnummer unterwegs sein und als Zeuge der Automobilkultur des Jahres 2017 für Beifallsstürme sorgen. Wagen wir also einen virtuellen Blick auf die Mille Miglia 2077, unser F-Type ist längst ein waschechter Oldtimer. Der 1,30 Meter flache Zweisitzer, dessen schwarzes Stoffverdeck unsichtbar im Kofferraum zusammengefaltet ist, reiht sich vor der Startrampe im Brescia hinter einem Mercedes AMG GT und vor einem Porsche 911 Turbo S Cabrio ein.

Mit Sondergenehmigung

Sie allesamt starten wie die vielen Ferrari, Lamborghini oder Aston Martin mit einer Sondergenehmigung. Denn eigentlich sind Autos mit Verbrennungsmotoren seit gut 30 Jahren verboten. Aber trotz des heftigen Protestes von Umweltaktivisten haben sich die italienischen Behörden ein weiteres Mal breitschlagen lassen und ihren Segen erteilt. Für die Fans dieser Zeit ist schon der Blick unter die endlos lange Haube vor der Frontscheibe ein musealer Trip in eine graue Vorzeit. Das Herz des F-Type 400 Sport hat einen sogenannten Hubraum, drei Liter verteilt auf sechs Zylinder, zwangsbeatmet von einem Kompressor. 294 kW oder 400 PS werden gerecht auf beide Achsen transferiert, die Durchzugskraft des Oldies von 460 Newtonmetern wurde allseits bewundert. Auch die Achtgang-Automatik war für den damaligen Stand der Technik ein Sahnestück.

Mit Erstaunen lesen die Mille-Zaungäste, dass so ein F-Type nach einer komischen Norm nur knapp neun Liter des damals noch verfügbaren Kraftstoffs namens "Benzin" pro 100 Kilometer verbrannte. Aber in noch erhaltenen Selfies von vor 60 Jahren räumen Fahrer eines 400 Sport freimütig ein, dass in der Praxis bei flottem Rumkurven gut 15 Liter fein dosiert in die Zylinder gesprüht wurden.

Um eines werden die früheren Besitzer eines solchen Jaguars beneidet. Sie durften auf einer der damaligen Autobahnen bis zu 275 km/h schnell sein. Das war zwar auch damals schon verpönt, aber zumindest in Deutschland auf einigen Strecken völlig legal. Oder sie konnten auch um die engen Serpentinen des Chianti-Gebirges oder des Pratomagno twisten, dabei im 400 Sport die Soundtaste drücken und eine Sportauspuffanlage mit Klappensteuerung aktivieren. Rotwild, Wölfe und Wildschweine verkrochen sich an Mille-Miglia-Tagen vor dem Motorgebrüll abseits der Asphaltbahnen im Schutz der Tausenden von Säulenzypressen. Fahrspaß, so nannte man das damals. Der F-Type lud schließlich dank Allradantrieb und mechanischem Sperrdifferential kombiniert mit elektronischen Assistenzsystemen zum Rumtoben regelrecht ein. Zum Glück sorgten zupackende Bremsen für rechtzeitige Entschleunigung, wenn Gefahr durch bummelnde Wohnmobile auf Toskana-Urlaub drohte.

Tempo bestimmt der Bordrechner

Undenkbar für die Nachkommen der Fahrspaß-Generation. Deren Verkehr läuft voll automatisiert, auch auf den Traumstraßen der schönsten Region Italiens. Das Tempo bestimmen der Bordrechner und die Verkehrsleitstelle, bei der sich alle Fahrzeuge einloggen müssen. Da bliebe die Muße, das piekfeine Innenleben des F-Type 400 Sport zu genießen. Die edlen Sitzbezüge aus Windsorleder, die ebenso mit gelben Ziernähten versehen sind wie die Verkleidungen von Armaturentafel und den Türen. Die Sohlen ruhen auf Fußmatten mit Kedern in Nubuk-Leder. Schade eigentlich, dass es solche Zweisitzer im vierten Viertel des 21. Jahrhunderts nicht mehr gibt. Ein Auto ist kein schmuckes Spielzeug mehr, sondern ein nützliches Gerät, das die Menschen unfallfrei von einem Ort zu anderen bringt. Vor allem die unpraktischen Cabrios, in die nur zwei Leute und wie beim F-Type gerademal 207 Liter Gepäck passen, stehen nur noch im Museum und wagen sich ganz selten bei Events wie einer Mille Miglia ans Tageslicht.

Weil der Mensch als Fahrer von der Technik längst entmachtet wurde, sind Lenkräder überflüssig geworden. Ebenso wie die Paddels, mit denen die Heizer von einst das Kommando über die acht Gänge übernehmen konnten. Schade um die chromglänzenden Endrohre unter dem knuffigen Heck, aus dem sich im Falle des F-Type bei höherem Tempo ein schmallippiger Spoiler emporreckt. All das ist genauso nutzlos geworden wie die vielen Knöpfe und Schalter. Im Programmheft der Mille 2077 steht zu lesen, dass Jaguar bei seinem F-Type seinerzeit noch nicht in die Lage war, die bei anderen teuren Autos üblichen Assistenzsysteme zu liefern. Abstandsradar, Spurhalte- und Einparkautomatik oder selbsttätige Notbremsung bei Gefahr sollten erst 2018 für den Sportler zu haben sein. Da der 400 Sport nur ein Jahr lang gebaut wurde, kam das alles für dessen Käufer zu spät.

Also zurück in die Gegenwart, die beginnende Endzeit des Spaß-Zeitalters hinterm Steuer. Der F-Type fasziniert uns heute, lässt von einem Lottogewinn träumen, sticht wie nur wenige andere heraus aus dem SUV-Hype, der das Straßenbild zu beherrschen droht. Ein Juwel allemal, vor allem das Cabrio. Gönnen wir den Betuchten ihren Spaß an Kraft, Lärm und an weiteren eigentlich unnötigen Attributen eines solchen Sportwagens. Solange es noch erlaubt ist. 


Jaguar F-Type 400 Sport

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