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Investition: VW verteilt sein Geld

15.11.2017 08:56 Uhr
"Im Moment ist das Geld da, aber man muss es gut einsetzen", erklärt Autoexperte Stefan Bratzel.

Am Freitag stellt VW die Weichen: Dann entscheiden die VW-Kontrolleure über die Investitionen der nächsten fünf Jahre - und damit auch über die Zukunft des Autogiganten. Es gilt: Nur nicht nervös machen lassen.

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Von Thomas Strünkelnberg/dpa

Eines steht fest: Lottospieler können nur träumen von den Summen, die Volkswagen binnen fünf Jahren investiert. Um hohe zweistellige Milliardensummen dürfte es gehen, und vor dem Abgasskandal waren es auch schon über 100 Milliarden Euro. Die gewaltigen Geldströme flossen in neue Autos und Zukunftstechnologien, es ging auch in der Vergangenheit schon um E-Autos und digitale Helfer im Innenraum. Nur: die Abgasaffäre und die Krise des Dieselmotors generell machen Investitionen in die Zukunft zu einem echten Kraftakt. Und das gilt für alle Autobauer, nicht nur für VW.

Denn die mehr als 25 Milliarden Euro, die VW die Beilegung des Skandals in den USA kostete, zwingen den Konzern zwar nicht unbedingt zur einschneidenden Kostendiät, aber doch zu Vorsicht. Denn Elektromobilität oder autonomes Fahren sind teuer in der Entwicklung, zugleich müssen die klassischen Verbrennungsantriebe verbessert werden. Denn: in vielen Regionen dürften E-Autos noch für Jahre keine Rolle spielen, der Verbrennungsmotor aber sehr wohl. Dazu kommt die Unsicherheit, ob das elektrische Fahren mit Akku wohl wirklich der Weisheit letzter Schluss ist - oder doch die Brennstoffzelle? Auch alternative Kraftstoffe könnten noch eine Rolle spielen.   

Entscheidung fällt am Freitag

Die Konzernkontrolleure haben also eine wichtige Aufgabe: Am Freitag soll der Aufsichtsrat über das Budget für die kommenden fünf Jahre entscheiden, zudem geht es um die Auslastung der Werke. Dabei dürfte es beruhigend sein, dass der Autobauer trotz aller Widrigkeiten reichlich Geld verdient - auch wenn die Marktanteile in Deutschland sinken. Doch in anderen Teilen der Welt ist VW erfolgreich."Im Moment ist das Geld da, aber man muss es gut einsetzen", erklärt Autoexperte Stefan Bratzel. Und das vor allem mit Blick auf den Wandel zur E-Mobilität: "Es waren noch nie solche Investitionen notwendig wie für diese Transformation."

Das weiß auch VW-Chef Matthias Müller: Zum Auftakt der diesjährigen IAA kündigte er an, dass VW die Investitionen in die Elektromobilität bis 2030 auf 20 Milliarden Euro hochfährt. Bis 2025 bringen die Konzernmarken insgesamt über 80 neue Autos mit E-Motor auf den Markt, darunter rund 50 reine E-Autos und 30 Plug-in-Hybride. Bis 2030 soll es für jedes der weltweit rund 300 Modelle des Konzerns in allen Fahrzeugklassen und -segmenten mindestens eine elektrifizierte Variante geben. Aber: "Für E-Mobilität Geld einzusetzen ist eine Wette auf die Zukunft", sagt Bratzel.

Daimler und BMW vorn dabei

Damit haben auch andere zu kämpfen: Der Oberklassehersteller Daimler will nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren mehr als zehn Milliarden Euro investieren und bis 2022 mehr als zehn Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen. Bis 2022 soll es mindestens eine elektrifizierte Alternative in jedem Segment geben. Allein in den Jahren 2017 und 2018 will Daimler weltweit mehr als 16 Milliarden Euro in Forschungs- und Entwicklungsprojekte stecken.

Rivale BMW will laut früheren Angaben die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 5,2 Milliarden Euro 2016 auf fast sechs Milliarden Euro im laufenden Jahr und in den zwei nächsten Jahren steigern. 2025 will der Konzern 25 elektrifizierte Modelle anbieten, von denen 12 vollelektrisch sein sollen.    

Osterloh schlägt E-Auto Produktion in Zwickau vor

Bei VW stellt sich auch die Frage: Wo werden die E-Autos gebaut? Betriebsratschef Bernd Osterloh will erreichen, dass alle E-Autos zunächst in nur einem Werk produziert werden - das könnte Zwickau sein. Das würde bedeuten, dass die Verbrennerproduktion - nämlich von Golf, Golf-Kombi und Passat - nach Wolfsburg und Emden verlagert würde. "Ein solcher Schritt wäre anfangs sinnvoll. Allein schon, um etwa die Risiken zu minimieren, die bei Neuanläufen entstehen", sagte der Betriebsratschef kürzlich.

Tatsächlich geht es nicht nur um die Verteilung des Geldes, sondern auch der Kapazitäten: In Tschechien hatten Medienberichte für Unruhe gesorgt, wonach Volkswagen einen Teil der Skoda-Produktion in Fabriken außerhalb des Landes verlegen könnte. Osterloh sagte unlängst dazu, er kenne keine Überlegungen, der Konzernmarke Produktion wegzunehmen - auch spreche nichts gegen E-Autos für Skoda: "Aber es kann nicht dazu führen, dort weitere Kapazitäten aufzubauen, wenn anderswo Kapazitäten leer stehen."

Auch Niedersachsen, das 20 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen hält und wo ein Fünftel der über 600 000 Beschäftigten des Konzerns arbeitet, dürfte harte Einschnitte im Land vermeiden wollen. Das gilt für das Motorenwerk in Salzgitter, das mit der E-Mobilität Arbeit verlieren dürfte, aber eine Pilotlinie zur Fertigung von Batteriezellen erhält. Das betrifft aber auch das Werk in Osnabrück, wo es Sorgen wegen der Auftragslage gibt.

So dürften die Mitglieder des Aufsichtsrats entsprechend nervös sein, glaubt Branchenkenner Bratzel. Denn das Diesel-Drama ist noch nicht überwunden. Experten wie Frank Schwope von der Landesbank NordLB rechnen bereits mit Gesamtkosten von bis zu 35 Milliarden Euro für die Folgen des Abgasbetrugs.

 

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