Umsichtig und vorausschauend – so wird der Automanager Karl Hell gerne charakterisiert. Und so beendet der Aftersales-Direktor von Hyundai Motor Deutschland auch seine lange Karriere bei der koreanischen Automarke. Kurz vor dem Wechsel in den Ruhestand hat er noch einmal vorgesorgt und die Weichen für das sich stark wandelnde Servicegeschäft beim Offenbacher Importeur gestellt. "Unsere Planung ist bis 2032 fertig. Wir haben alle Konzepte aufgebaut", wird der 62-Jährige in einer Unternehmensmitteilung zitiert. Hell übergibt im Laufe des Aprils den Schraubenschlüssel an seinen Nachfolger Jens Uwe Dietz (wir berichteten).
Der gebürtige Franke hatte 2005 den Aftersales-Bereich bei der Schwabengarage Stuttgart unter dem Dach der Emil Frey Gruppe übernommen. Der Branchenriese war bis 1. Januar 2012 Mehrheitseigner der Hyundai Motor Deutschland GmbH. Damals habe es eigentlich keinen klassischen Kundendienst gegeben, erinnert sich Hell. "Man hat Garantien und Kundenreklamationen abgearbeitet, aber das klassische Aftersales als Geschäft fand nicht statt."
450 Seiten lange Servicestrategie
2007 kam Hell zu Hyundai. Er machte sich sofort an die Arbeit und schrieb ein Service-Konzept. Ungefähr 450 Seiten umfasste die Strategie "Fit für die Zukunft", die von 2009 bis 2017 Schritt für Schritt im Aftersales-Bereich umgesetzt wurde. Der Start war laut Importeur zwar holprig, mit der Zeit lief die Kombination aus einem strategisch agierenden Experten und einem umsetzungsfreudigen Autobauer aber immer besser.
2009 läutete man gemeinsam die weitere Erfolgsgeschichte ein, die 2017 in dem 600 Seiten umfassenden Strategiepapier "Service 4.0" mündete. Neben der flächendeckenden Einführung der Hyundai-Werkstattsysteme, samt Digitalisierung, genießt die Prozessoptimierung zur Effizienzsteigerung in den Betrieben eine hohe Priorität – auch angesichts der wachsenden Elektromobilität.
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"Elektromobilität heißt weniger Servicegeschäft", betont Hell und verweist darauf, dass E-Autos weniger Teile benötigen als Fahrzeuge mit Verbrennern. Dafür würden sich andere Geschäftsfelder rund um das Fahrzeug eröffnen, zum Beispiel mit Wallboxen oder Ladekabeln. Insgesamt werde sich die Servicewelt aber komplett ändern, ist sich der Branchenprofi sicher.
Hell wird den Wandel genauestens verfolgen – und auch wie es mit der Partnerschaft zwischen Hyundai und den Autohäusern bzw. deren Verband weitergeht. "Die beiden Faktoren der Zusammenarbeit Handel plus Mitarbeiter waren für mich die Schlüsselstellungen in den letzten Jahren", so Hell.
Familie im Vordergrund
Den beruflichen Schlussstrich zieht Hell nun Ende April, danach steht die Familie im Vordergrund. "Das bin ich meiner Familie schuldig, weil ich einfach viele Jahre nie zu Hause war", sagt er über den neuen Lebensabschnitt mit Frau, Kindern und Enkelkindern. Doch die werden keinen Untätigen erleben. "Ich habe vor zwei Jahren ein Buch angelegt und aufgeschrieben, was ich alles machen möchte. Ich müsste eigentlich 100 Jahre alt werden, bis ich die ganzen Projekte verwirklicht habe."
Udo Räder