Der chinesische Autohersteller Great Wall Motor (GWM) zieht in Europa die Reißleine. Wegen schleppender Verkäufe soll die Münchner Great Wall Motor Deutschland GmbH, verantwortlich für das Europa-Geschäft des Konzerns, Ende August dicht machen. Sämtliche der gut 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren, wie das "Manager Magazin" und weitere Medien am Dienstag meldeten.
Der Autobauer hat die Berichte mittlerweile bestätigt: "Es fällt uns schwer, diese schwierige Entscheidung mitzuteilen: GWM wird den Betrieb der Great Wall Motor Deutschland GmbH (GWMD), ihrer europäischen Zentrale, zum August 2024 einstellen. Dies führt zur Kündigung aller Arbeitsverträge." Gleichzeitig werde man das europäische Ersatzteillager von Nürnberg nach Amsterdam verlegen und die Lagerfläche verdoppeln, "um unseren Kunden in der europäischen Region weiterhin den besten Service zu bieten".
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Die Steuerung des Europageschäfts soll laut GWM künftig aus China erfolgen. Die Partnerschaft mit der Emil Frey Gruppe soll fortgesetzt werden. Die Händler würden weiter mit Fahrzeugen beliefert, Garantieleistungen und Ersatzteilversorgung seien gesichert, hieß es. Der Importeur werde künftig mit Ansprechpartnern in China kommunizieren, nicht mehr in Europa.
Der Hersteller hat im Zuge der Neuausrichtung auch seine weitere Expansion in Europa gestoppt – neue Märkte sollen vorerst nicht mehr erschlossen werden. Man konzentriere sich in der Region entsprechend auf die Länder Deutschland, Großbritannien, Irland, Schweden und Israel, wo die Fahrzeuge bereits angeboten werden.
In den Berichten ist die Rede von "riesigen Verlusten", die GWM wegen der schwachen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa derzeit hinnehmen müsse. Der Hersteller begründete die Entlassungswelle auch mit den von der EU geplanten Importzöllen auf chinesische E-Autos, die schon im Juli in Kraft treten könnten.
GWM hatte die Europa-Zentrale im Herbst 2021 eröffnet. In Deutschland startete der Verkauf im vergangenen Jahr mit dem Ora 03 (ehemals Ora Funky Cat), mittlerweile sind auch Modelle der Markenlinie Wey erhältlich. 2023 wurden hierzulande rund 4.600 Fahrzeuge auf die Straße gebracht, für 2024 lag die Planung bisher bei doppelt so vielen. In den ersten vier Monaten 2024 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 810 GWM-Neuzulassungen.
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