Mitten im Streit um das Sparpaket bei Volkswagen gibt es neue Kritik an VW-Markenvorstand Herbert Diess. Der Manager kommentierte eine interne E-Mail aus dem November zur Beförderung von sechs Mitarbeitern ins obere Management handschriftlich mit einer Frage nach der Gewerkschaftsmitgliedschaft. Das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch. Zuvor hatte das "Manager-Magazin" darüber berichtet.
Demnach soll Diess neben der Frage "IG-Metall-Mitgliedschaft?" auch die Anmerkungen "Keine Frauen dabei?" und "Priorisierung?" notiert haben. Welchen Zweck diese Notizen hatten - ob sie also im Rahmen des Beförderungsprozesses eine Rolle spielten -, blieb offen.
Nach VW-Angaben hat Diess auf diese Fragen auch keine Antwort erhalten. Das sei auch aus Datenschutzgründen nicht erlaubt. Bei Volkswagen werde immer wieder behauptet, Mitglieder der IG Metall würden bei Beförderungen bevorzugt, so der Sprecher. Diess habe daher versucht, sich darüber mehr Klarheit zu verschaffen.
Der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann - auch Mitglied im Aufsichtsrat des VW-Konzerns - kritisierte einen möglichen Zusammenhang zwischen Beförderung und Gewerkschaftszugehörigkeit: "Sollten sich die Behauptungen bestätigen, dass bei Volkswagen im Hinblick auf Beförderungen nach einer möglichen Gewerkschaftsmitgliedschaft gefragt wird, wäre dies ein eklatanter Verstoß gegen das Arbeitsrecht." Gewerkschaftsmitgliedschaft dürfe nicht zum Hindernis für die berufliche Karriere werden. Aufsichtsrat und Personalausschuss bei VW seien gegebenenfalls aufgefordert, das zu prüfen.
Diess war von BMW zu Volkswagen geholt worden, um die renditeschwache Kernmarke des Konzerns wieder auf Vordermann zu bringen. Ihm eilte ein Ruf als Kostendrücker voraus. Mehrfach gerieten er und Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh aneinander.
Aktuell hat der Betriebsrat viele Projekte im laufenden Sparpaket auf Eis gelegt, weil er Diess Wortbruch vorwirft. Dieser wiederum setzt in der Diskussion auf eine "sachliche Klärung". Mit dem «Zukunftspakt» getauften Sparkurs sollen bis 2025 in Deutschland 23.000 Stellen wegfallen, weltweit 30.000. Im Gegenzug sollen Tausende neue Arbeitsplätze in Zukunftsbereichen entstehen. (dpa)