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GAC Aion V und UT: Strafzölle schützen nicht vor Ehrgeiz

20.01.2025 06:12 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der Kleinwagen Aion UT ist 4,27 m lang und soll mit 60 kWh in der Batterie 430 Kilometer Reichweite schaffen.
© Foto: GAC

Der harte Wettbewerb in China lockt trotz Strafzöllen weitere E-Autohersteller nach Deutschland. Mit GAC steht der nächste Kandidat in den Startlöchern. Was steckt hinter der Marke aus Guangzhou?

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Von Dirk Kunde

BYD und MG, Nio und Great Wall Motor. Diese Namen chinesischer Autohersteller dürften inzwischen in Deutschland bekannt sein. Rund ein Dutzend Marken aus Fernost verzeichnet das Kraftfahrtbundesamt in seiner Zulassungsstatistik für 2024. Knapp 44.000 E-Autos der zwölf Marken wurden 2024 zugelassen. Mit fast 21.000 Zulassungen ist MG, ein Tochterunternehmen des SAIC-Konzerns, am erfolgreichsten in Deutschland.

In diesem Jahr kommen Omoda und Jaecoo aus dem Chery-Konzern, Dongfeng mit Voyah, Changan mit Deepal sowie Aion von der Guangzhou Automobile Group (GAC) auf den deutschen Markt.

"Die Strafzölle haben den Ehrgeiz geweckt. Die chinesische Regierung fordert die heimischen Hersteller auf, jetzt noch bessere Autos zu bauen und damit zu überzeugen", sagt Thomas Schemera. Der ehemalige BMW- und Hyundai-Manager unterstützt GAC bei den Europa-Plänen. Im zweiten Quartal 2025 startet der Verkauf der beiden elektrischen GAC Aion-Modelle V und UT in Portugal sowie Polen. Zügig sollen weitere Länder wie Norwegen und natürlich Deutschland folgen.



Die Einstiegsstrategie wirkt, als wolle man erst mal üben, indem man die beiden diametral entgegengesetzt liegenden EU-Länder wählt. Portugal ist klein, aber in Sachen Elektromobilität mit rund 40.000 E-Autozulassungen im vergangenen Jahr offen für die Antriebstechnik. In Polen wurden im vergangenen Jahr 16.500 E-Autos zugelassen, was rund drei Prozent der Neuzulassungen entspricht. In Deutschland waren es immerhin 388.000 und somit 13 Prozent.

GAC: "Markenaufbau hat nun oberste Priorität"

"Markenaufbau hat nun oberste Priorität", sagt Schemera. Niemand in Europa weiß, wofür die Marke GAC steht. Beim Vor-Ort-Besuch bleibt allerdings die Frage, wie man den Europäern die Unternehmens- und Markenwerte näherbringen möchte, unbeantwortet.

Nur so viel: Die Submarke Aion steht für "Artificial Intelligence is on". Die beiden Modelle im A- und C-Segment sollen einer jungen, technikaffinen Zielgruppe gefallen. Der 4,60 m lange Aion V kommt mit seiner 75 kWh Batterie bis zu 520 km weit. Am Schnelllader wird mit bis zu180 kW nachgeladen. In der Mittelkonsole verbirgt sich ein Kühlfach, das den Inhalt aber auch auf bis zu 50 Grad Celsius erwärmen kann. 

GAC UT in Mailand designt

Der Kleinwagen UT ist 4,27 m lang und soll mit 60 kWh in der Batterie 430 km Reichweite schaffen. Der 150 kW starke Motor beschleunigt den Wagen auf bis zu 180 km/h. Gestaltet wurde der UT im Mailänder Design-Studio von GAC. Das Äußere soll dem europäischen Publikum gefallen. Die Scheinwerfer in der Front wirken, als hätte die Designer eine Spielfigur aus Angry Bird inspiriert.  

Bei einer ersten Proberunde in China wirkt die Lenkung etwas weich, vor allem für ein schnelles Ausweichen. Das werde für die Europaversion noch angepasst, versichert der Techniker vor Ort. Das gilt hoffentlich auf für den Fahrersitz, in den man tief einsinkt. Für beide Varianten strebt der Hersteller eine fünf Sterne Bewertung durch Euro NCAP an.

Passend zur Zielgruppe werden Android Auto und Apple Carplay unterstützt. Ein App-Store bietet Erweiterungsmöglichkeiten in beiden E-Autos. Sollten V und UT in Europa gut ankommen, könnte der Hersteller die Lücke zwischen beiden Modellen mit dem Kompakt-SUV Aion Y noch füllen.


GAC Aion V

GAC Aion V Bildergalerie

GAC startet mit Elektroautos

GAC ist ein erfahrener Autohersteller. 1955 ging es mit Bussen los, später kamen Pkw hinzu. Bis heute existieren Joint Ventures mit Honda und Toyota. Rund 96.000 Menschen arbeiten für den Autohersteller, der im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Fahrzeuge auslieferte. Das börsennotierte Unternehmen steht auf Platz 181 der Fortune 500 Liste. Unter seinem Firmennamen vertreibt GAC Autos mit Verbrennungsmotoren.

Unter den Marken Aion und Hyptec werden so genannte New Energy Vehicles angeboten. Das sind neben batterieelektrischen Autos Plug-In-Hybride und E-Autos mit kleinem Verbrennungsmotor, der als Reichweitenverlängerer (Range Extender) fungiert. "Wir beginnen in Europa mit E-Autos, können uns aber auch vorstellen, später andere Antriebsarten zu exportieren", sagt Wei Haigang, Präsident von GAC International beim Gespräch im Entwicklungszentrum des Herstellers.

Hier betreibt GAC einen Windtunnel, nach eigener Aussage der einzige im Land. In der Fertigungshalle laufen sechs Modelle der Marken Aion und Hyptec vom Band. Daneben entsteht der Sportwagen SSR in einer Art Manufaktur. Der elektrische Zweisitzer, der in unter zwei Sekunden auf 100 km/h beschleunigt, kostet in China umgerechnet 160.000 Euro.

Aion UT: 9.000 Euro in China

Die Heimat des Autoherstellers ist Guangzhou im Süden Chinas. Mit 18 Millionen Einwohnern ist es die drittgrößte Stadt des Landes. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl der Niederlande. In vielen chinesischen Metropolen entscheiden sich Autokäufer für E-Autos, da die grünen Kennzeichen schneller als die blauen für Verbrenner erhältlich sind. Zudem führt der intensive Wettbewerb unzähliger neuer Marken dazu, dass etliche E-Autos günstiger angeboten werden als vergleichbare Verbrenner.

Der Aion UT wird in China für umgerechnet 9.000 Euro verkauft. Der größere Aion V kostet im Heimatmarkt umgerechnet 13.000 Euro. In Europa dürfte der SUV für unter 30.000 Euro auf den Markt kommen. Gründe für den deutlich höheren Preis sind Transport, Kosten für die Zulassung in Europa (Homologation), Marketing und der Aufbau einer Vertriebs- und Service-Organisation.

GAC muss hohe Strafzölle entrichten

Natürlich spielen die Strafzölle auch eine Rolle beim Preis. Bei GAC fiel die Entscheidung für die Europa-Expansion nach der EU-Untersuchung zu staatlichen Subventionen. Somit zahlt der Hersteller jetzt mit 35,3 Prozent den höchsten Satz. Das Unternehmen hat eine Neubewertung bei der EU beantragt, doch noch keine Antwort erhalten. Rund 60 Prozent der GAC-Aktien hält die chinesische Regierung.

Wei betont, das Unternehmen stelle sich dem Wettbewerb in China und erhalte keinerlei staatliche Zahlungen. Der Strafzoll plus den üblichen Zoll für Autos in Höhe von zehn Prozent macht einen Aion beim Import um 45,3 Prozent teurer. Mit Billigpreisen können die Chinesen Europa nicht erobern. Ihre Produkte müssen überzeugen.


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