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Führungskrise bei VW: Eigentümer-Familien Porsche und Piëch uneins

12.04.2015 19:00 Uhr
Führungskrise bei VW: Eigentümer-Familien Porsche und Piëch uneins
Ferdinand Piëch steht nach einer Attacke auf Vorstandschef Martin Winterkorn zunehmend isoliert da. Auch Wolfgang Porsche distanzierte sich.
© Foto: dpa/Uli Deck

Das Wort von Piëch schien bisher Gesetz zu sein bei Volkswagen. Das ist nach seiner Winterkorn-Demontage nun anders. Selbst sein Cousin Wolfgang Porsche geht auf Distanz.

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Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen zeichnet sich ein erbitterter Machtkampf in der Führungsspitze ab. Dabei steht aber Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch nach einer Attacke auf Vorstandschef Martin Winterkorn zunehmend isoliert da. VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche distanzierte sich von seinem Cousin Piëch. Damit droht nun auch noch ein Konflikt zwischen den Familien Porsche und Piëch. Sie halten die Mehrheit an VW. Zuvor hatten der VW-Betriebsrat und das Land Niedersachsen Winterkorn den Rücken gestärkt. Der Ausgang der Führungskrise ist völlig offen. 

Piëch hatte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" überraschend gesagt: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Dies kam einer Demontage seines langjährigen Wegbegleiters Winterkorns (67) gleich. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", ließ Wolfgang Porsche als Vertreter der Porsche-Familie am Sonntag in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur mitteilen. Er ist der Sprecher des Porsche-Familienstamms. 

Damit steht Piëch mit seinen Äußerungen zunehmend isoliert da. Bisher gab es aus dem VW-Aufsichtsrat keine öffentliche Unterstützung seiner Position. Piëch hatte außerdem gesagt: «Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen.» Die Kandidaten dafür seien bereits im Unternehmen. Einzelheiten nannte Piëch aber nicht. Seine Motive für die Äußerungen sind unklar.

Winterkorn ist seit 2007 VW-Vorstandsvorsitzender. Sein Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus. Konzerninsider hatten zuletzt übereinstimmend berichtet, dass Winterkorn Piëch im Kontrollgremium ablösen dürfte. Nur der Zeitpunkt schien unklar. So ließ es auch Winterkorn zuletzt offen, ob für ihn eine Vertragsverlängerung infrage komme.

Winterkorn will kämpfen 

Winterkorn selbst denke nicht daran, den Bettel hinzuwerfen und sich von Piëch vom Hof jagen zu lassen, wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus dem Unternehmen erfuhr. Die "Bild am Sonntag" zitierte einen "Vertrauten" Winterkorns mit den Worten: «Piëch will ihn killen, aber Winterkorn kämpft." Bei der Eröffnung der Hannover Messe am Sonntagabend ließ sich Winterkorn nichts anmerken. Lächelnd schritt er Seite an Seite mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) über den roten Teppich. Für Fotos stand er bereit, für Fragen nicht.

Weil hatte sich bereits am Freitag hinter Winterkorn gestellt, ebenso wie VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Beide sitzen im VW-Aufsichtsrat. Weil sagte: "Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich." Für eine Abberufung Winterkorns durch den Aufsichtsrat müsste sich dieser laut Aktiengesetz eine "grobe Pflichtverletzung" zuschulden kommen lassen oder «unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung» sein. Das Mitbestimmungsgesetz regelt zudem, dass für sein Aus eine Zweidrittelmehrheit im Kontrollgremium nötig ist. 

Die Aussagen Piëchs kommen einem Erdbeben bei Volkswagen gleich. Piëch hatte VW einst selbst geführt. Zu Winterkorn besaß er jahrzehntelang ein großes Vertrauensverhältnis. Ohne Piëch, das bisher Konsens, fällt bei VW keine zentrale Entscheidung.

Dudenhöffer: "Piëch gewinnt diesen Machtkampf"

Ferdinand Dudenhöffer sieht daher die Tage von Winterkorn als Vorstandschef bei VW gezählt. "Seit Samstag dürfte VW-Chef Winterkorn jedenfalls kaum noch Freunde im VW-Vorstand haben. Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch öffentlich von seinem engen Wegbegleiter abgerückt ist, wird die Luft um Winterkorn dünn", sagte Dudenhöffer der "Passauer Neuen Presse" (Montag). "Herr Winterkorn konnte die VW-Probleme nicht lösen. Piëch traut Winterkorn nicht zu, den VW-Konzern in die Zukunft zu führen", sagte der Professor an der Universität Duisburg-Essen und Leiter CAR-Center Automotive Research.

Dudenhöffer erwartet im Konzern einen erbitterten Machtkampf, nachdem nun auch die Porsche-Familie auf Distanz zu Piëch gegangen ist. "Piëch wird auch diesen Machtkampf gewinnen. Wer sich hinter Winterkorn stellt, wird am Ende verlieren. Die Porsche-Familie hat sich schon in der Vergangenheit nicht durchsetzen können", sagte Dudenhöffer. "VW-Pkw ist der schwächste im Verbund der Großen. Jetzt will Piëch offenbar handeln."

Für den CAR-Chef sind die Probleme der Marke VW-Pkw, dem Herzstück des Konzerns, "ganz offensichtlich". Während Toyota im vergangenen Jahr pro Fahrzeug 1.647 Euro Gewinn oder 8,6 Prozent Umsatzrendite erzielt habe, dümpele VW-Pkw bei 540 Euro oder 2,5 Prozent Umsatzrendite vor sich hin. Sehr dünn sei auch der VW-Pkw-Vergleich mit GM oder Ford. Beide US-Unternehmen arbeiteten in ihrem Kerngeschäft deutlich profitabler als VW. (dpa)

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KOMMENTARE


Mr. Mr.

13.04.2015 - 09:41 Uhr

Oh je! Da sieht man doch unverhofft, aber recht zeitnah, wie sich Panik bei VW breit macht, dass man für die Zukunft nicht richtig aufgestellt ist. Die Nr. 1 zu sein und Toyota hinter sich zu lassen ist längst nicht mehr das Ziel - vielmehr gilt es in den nächsten 5 - 10 Jahren nicht überholt zu werden von den Herstellern, die immer mehr aufholen (nur durch Absatz und Gewinn) - ohne gefühlte 10 -20 Marken aufzukaufen, um in der Welt die "Numero Uno" zu sein. Das sich hierzu mal wieder die größte Schlange des Automobilbaus, Ferdinand Dudenhöffer äußert mit seinem stetigem Abgesang, wundert an dieser Stelle wohl kaum. Eins dürfen wir aber für heute bestimmt verfolgen dürfen...unsere VW Aktien werden an Wert verlieren!


autojo

13.04.2015 - 12:40 Uhr

Der selbsternannte Patriarch des Konzerns hat mal wieder zugeschlagen, eigentlich eine ähnlich unfähige Situation wie einst bei B. Pietschelsrieder. Insgesamt ist die Bilanz von WK dennoch positiv, denn unrealistische Renditezoele werden meist nur auf Kosten von Personalauslagerungen erzielt! Am Schluss wird WK weichen müssen, VW wird auch nicht unbeschadet bleiben und P. hat eh nix zu verlieren! Schade Herr Pieach!


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