Für den angeschlagenen südkoreanischen Geländewagenspezialisten Ssangyong Motor ist ein Insolvenzverfahren eingeleitet worden. Das Konkursgericht in Seoul habe Ssangyong über die Entscheidung informiert, dass das Unternehmen unter Insolvenzverwaltung gestellt werde, teilte der hoch verschuldete Autobauer am Donnerstag in einer Börsenmitteilung mit. Unter Aufsicht eines vom Gericht bestellten Verwalters soll festgestellt werden, ob Ssangyong überlebensfähig ist. Wird der Rettungsplan des Unternehmens abgelehnt, droht es abgewickelt zu werden.
Ulrich Mehling, Chef der Ssangyong Motors Deutschland GmbH, glaubt nicht dass es soweit kommt: "Das heißt nicht, dass es jetzt automatisch eine Liquidation gibt," beruhigt der Geschäftsführer, des rechtlich vom Hersteller vollständig unabhängigen Importeurs. Gleichwohl sei das für niemanden eine "schöne Situation".
"Für den Handel ändert sich nichts"
Nach Berichten südkoreanischer Medien muss eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bis zum 10. Juni ihren Bericht über den Finanzstand des Autoherstellers vorlegen. Davor solle Ssangyong jedoch schon in einem Bieterverfahren potenziellen Interessenten zum Verkauf angeboten werden, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Ulrich Mehling zeigte sich im Gespräch mit AUTOHAUS zuversichtlich, dass auch ein Investor gefunden werde. Allerdings werde das nicht von jetzt auf gleich passieren.
Auf den Handel in Deutschland wirkt sich das Insolvenzverfahren laut Importeur nicht aus. "Für den Händler ändert sich erst einmal nichts", erklärte Mehling im Gespräch mit AUTOHAUS. Sämtliche Fahrzeuge seien nach wie vor bestellbar und würden auch geliefert. Auch die Einführung des Hoffnungsträgers Rexton in zwei Wochen sei nicht gefährdet, es gebe zudem keinerlei Lieferverzögerungen.
2020 hat Ssangyong in Deutschland 1.715 Autos verkauft. Für das aktuelle Jahr hatte Mehling auf einer digitalen Händlerversammlung im November wieder mit 2.900 Einheiten gerechnet. Das entspräche einem leichten Plus von 30 Einheiten gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Im November noch hieß es zudem, Ssangyong plane einen Nachfolger für den XLV sowie das erste Elektroauto der Marke. Bei dem Fahrzeug mit dem Arbeitstitel E-100 soll es sich um ein SUV im C-Segment auf Basis des Korando handeln.
Zulieferer verweigerten zeitweise Teilelieferungen
Die Aufnahme des Insolvenzverfahrens für den Autohersteller, an dem der indische Nutzfahrzeugbauer Mahindra & Mahindra 75 Prozent hält, hatte sich zuletzt abgezeichnet. Die Inder hatten seit dem vergangenen Jahr vergeblich versucht, ihre Mehrheit zu veräußern.
Ssangyong hatte bereits im Dezember einen Antrag auf ein Sanierungsprogramm in Eigenregie gestellt, um mit den Gläubigern eine Verlängerung von Kreditverträgen auszuhandeln. Es konnte seine fällig werdenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr bedienen. Erst im Februar musste das Unternehmen seine Produktion teilweise einstellen, nachdem sich Zulieferer geweigert hatten, Teile zu liefern.
Der Nettoverlust des Unternehmens hatte sich 2020 auf 478,5 Milliarden Won (358,4 Millionen Euro) ausgeweitet, nach 341,4 Milliarden Won ein Jahr davor. Der Absatz ging um 20,6 Prozent auf 107.416 Autos zurück.
Hans Hugenholtz
Peter Storch
Michael Bellinger
Mosolf