Von Wolfgang Wieland/SP-X
Die Mercedes-AMG-GT-Familie wächst. Mit dem neuen GT R Pro kommt die Nummer 16, so dass nun fünf zweitürige Coupés, fünf viertürige Sport-Limousinen, vier Roadster und zwei Kundensport-Rennwagen aus Affalterbach am Start sind. Ab Mai 2019 werden die weltweit auf 750 Stück limitierten Pro-Renner zum Preis ab 211.701 Euro ausgeliefert, aber die Sache hat einen Haken.
Für den deutschen Markt sind nämlich lediglich 150 Exemplare vorgesehen, die bereits alle verkauft wurden, als vor einigen Monaten die ersten Gerüchte über diesen Racer mit 430 kW/585 PS und Straßenzulassung aufkamen. Eine gute Nachricht gibt es allerdings doch noch, für alle AMG-GT-Roadster-Freunde. Ebenfalls auf 750 Stück (weltweit, 150 für Deutschland) begrenzt ist der GT R Roadster mit den identischen Leistungsdaten – und hier beginnt der Verkauf erst in ein paar Wochen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, lautet dann die Devise der Daimler-Tochter.
Wir konnten nicht durchnummerierte Vorserienmodelle des AMG GT R Pro wahlweise in den Farben Designo Selenitgrau Magno oder Designo Iridiumsilber Magno bereits auf der Formel-1-Rennstrecke von Hockenheim ausgiebig testen. Atemberaubend ist der bärenstake Zweitürer in jedem Fall, denn allein der Standard-Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 ist in nur 3,6 Sekunden absolviert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 318 km/h – damit ist auch das neueste AMG-GT-Coupé locker im begehrten, wie exklusiven Club 300. Die Arbeit erledigt auch hier der bekannte Vier-Liter-V8-Biturbo-Motor mit Trockensumpfschmierung, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Sperrdifferenzial. AMG-Chef Tobias Moers dazu: "Mit dem Mercedes-AMG GT R Pro sind wir näher am Rennsport, als jemals zuvor mit einem straßenzugelassenen Fahrzeug." Entsprechend weniger wichtig sind deshalb auch profane Alltagswerte wie der Normverbrauch. Er liegt bei 12,4 Litern und wird auf der Rennstrecke locker überboten.
Mercedes-AMG GT R Pro (2019)
BildergalerieIm Vergleich zum gleichstarken "normalen" AMG GT R konnten zwar nicht viele Kilogramm abgespeckt werden, allerdings sorgen zahlreiche serienmäßige Details für mehr Rennstreckentauglichkeit. An der Vorderachse kommt ein einstellbarer Drehstab-Querstabilisator aus superleichtem Karbon zum Einsatz. Ebenfalls aus Sichtkarbon sind zahlreiche rennsportliche Finnen, Flics, Splitter und selbstredend der Heckdiffusor. Das Leistungsgewicht wurde verbessert, ein neues, vielfach verstellbares Gewindefahrwerk spendiert, Leichtbau-Schalensitze und -Räder kommen zum Einsatz und sorgen so für schnellere Rundenzeiten auf der Rennstrecke.
Sechs Fahrprogramme "Glätte", "Comfort", "Sport", "Sport+", "Race" und das programmierbare "Individual" sorgen für bestmöglichen Vortrieb in den jeweiligen Situationen und bescheren somit auch diesem Extrem-Renner eine gewisse Alltagstauglichkeit. Das Ansprechverhalten von Motor und Getriebe, die Lenkungskennlinie, die Fahrwerksdämpfung und der Motorsound werden nach den Wünschen des Fahrers angepasst.
G-Force-Anzeige für besonders sportliche Fahrer
Auch im Innenraum gibt es Sinnvolles ohne Aufpreis, beispielsweise das volldigitale 12,3-Zoll-Instrumenten-Display und der rechts davon positionierte 10,25 Zoll grooße Infotainement-Screen. Die neue Screen-Optik hat nun, wie auch schon der GT-Viertürer, drei Anzeigestile im AMG-Design namens "Klassisch", "Sportlich" und "Supersport". Wählt man "Supersport", erhält man motorsportliche Zusatzinformationen, wie die Aufforderung zum Hochschalten im manuellen Getriebemodus, "Shiftlight" genannt. Besonders sportliche Fahrer werden die G-Force-Anzeige oder die aktuellen Leistungs- und Drehmomentwerte sicherlich häufiger nutzen, als die Coffee-Racer der Landstraßen.
Geblieben ist das V8-Design der Mittelkonsole mit seinen farbigen Displaytasten. Getriebe manuell/automatisch, Fahrwerk, ESP ein/aus, Klappenauspuff laut, Heckspoiler und Start-Stopp-Funktion lassen sich hier direkt per Knopfdruck wählen. Fazit: Ein rundum gelungener Renner mit Straßenzulassung, leider nur für einige wenige Auserwählte.