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Fahrbericht Mazda6 Facelift: Immer weiter verfeinert

20.07.2018 04:46 Uhr
Der Mazda6 bekommt nun schon sein zweites Facelift. Es verbessert vor allem Innenraum und Fahrkomfort.
© Foto: Mazda

Der Mazda6 bekommt nun schon sein zweites Facelift. Es verbessert vor allem Innenraum und Fahrkomfort – zusätzlich überwältigt das Mittelklasse-Modell mit einer nie dagewesenen Serienausstattung.

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Von Stefan Anker/SP-X

Ist er vielleicht ein bisschen zu brummig, der überarbeitete Top-Diesel im Top-Mazda? Tritt man aufs Gas im neuen Mazda6 Skyactiv D 184 AWD i-Eloop (Namen gibt‘s), dann kann der 2,2 Liter große Vierzylinder schon ein paar lästige Frequenzen klingen lassen. Aber nach ein paar Testkilometern gewöhnt man sich erstens daran und weiß zweitens auch, warum der Sound etwas auffälliger geworden ist: Die anderen Geräusche dringen nicht mehr so stark ans Ohr.

Neue Dämmtechnik und mehr Festigkeit in der Karosserie helfen dabei, Wind-, Roll- und Umweltgeräusche abzuwehren, so dass sich der Motor besser durchsetzen kann. Insgesamt ist das aber nicht schlimm und eigentlich muss man es nur erwähnen, weil es der einzige Kritikpunkt ist an der Überarbeitung des japanischen Mittelklasse-Modells, die ansonsten viele Vorteile gebracht hat.

Fülle an Extras

Den ersten fördert ein Blick in die Preisliste zutage: Schon das Basismodell, angetrieben von einem Benziner mit 2,0 Litern Hubraum und 110 kW / 150 PS, bringt eine enorme Fülle an Extras mit, die man andernorts häufig extra zu bezahlen hat. Als da wären: Navigationssystem, radargestützter Tempomat, Spurhalte- und Spurwechselassistent, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten sowie ein Head-up-Display, das wichtige Fahrdaten nicht auf eine Plexiglasscheibe über dem Armaturenbrett projiziert, sondern dahin, wohin sie gehören – in die Windschutzscheibe. Klimaautomatik, Leichtmetallräder und andere Selbstverständlichkeiten sollen hier gar keine weitere Erwähnung finden, sie sind natürlich im Grundpreis von 27.950 Euro ebenfalls enthalten.

Eine knappe Kalkulation liegt dem renovierten Mazda jedenfalls zugrunde, zumal auch die Kombiversion nicht mehr kostet als die Limousine. Möglicherweise hat das damit zu tun, dass die Mittelklasse allenfalls noch mittelmäßig ankommt, wie Vertriebschef René Bock sagt. „Das 6er-Segment hat an Volumen verloren, viele Kunden sind zu den SUV oder anderen Crossover-Modellen abgewandert.“ So sind denn auch die SUV CX-5 und CX-3 die meistverkauften Mazda-Modelle im Programm.

Mazda6 rangiert vor der japanischen Konkurrenz

Dennoch habe der Mazda6 in den vergangenen drei Jahren immer um 3,5 Prozent Marktanteil in seiner Klasse gehabt – was deutlich über Mazdas gesamtem Anteil in Deutschland liegt, der genau zwei Prozent beträgt. Der Hersteller ist damit hinter Toyota und Nissan die Nummer drei der japanischen Marken auf dem deutschen Markt, der Mazda6 rangiert jedoch in seiner Klasse weit vor der japanischen Konkurrenz. Hinter dem Skoda Superb war er 2017 das am zweitbesten verkaufte Mittelklassemodell eines nichtdeutschen Herstellers.

Das dürfte auch so bleiben, denn bei der nunmehr zweiten Überarbeitung des Autos, das 2012 debütierte und 2015 erstmals aufgefrischt wurde, hat Mazda an den richtigen Schrauben gedreht. Neben der verbesserten Ausstattung gibt es sichtbare Änderungen an den Kunststoffteilen der Karosserie, also an der Frontmaske und der Heckschürze, zudem zeigt der Wagen nun einen komplett erneuerten Innenraum. Das Armaturenbrett verbindet sich optisch direkt mit den Türverkleidungen, es gibt breitere Sitze mit dickeren Polstern, und in der Top-Ausstattung Sports-Line (die nicht sportlicher fährt als andere Versionen) sind auch Bose-Soundsystem und 360-Grad-Kamerasystem enthalten: Es zeigt das Auto von oben und hilft beim zentimetergenauen Rangieren.


Mazda6 Facelift (2019)

Mazda6 Facelift (2019) Bildergalerie

Wer mit dem Mazda6 vollends in die Premium-Welt eintauchen möchte, kann zum Sports-Line-Modell noch das Plus-Paket (3.450 Euro) ordern. Dann sitzt man auf braunem Nappaleder und kann mit den Fingern über Holz-, Chrom- und Wildleder-Dekor streichen. Kombiniert mit dem großen Dieselmotor, Allradantrieb (nur für den Kombi) und Sechsgang-Automatik, erhält man ein Auto, das dann schon 46.440 Euro kostet, aber in Sachen Extras nur noch einen einzigen Wunsch offen lässt.

Sitzbelüftung? Ist drin, genau wie Stauassistenzfunktion, also automatisiertes Anfahren und Abbremsen, oder auch Matrix-LED-Licht, das andere Fahrzeuge automatisch aus dem Fernlichtkegel ausspart. Kurvenlicht gibt es dann natürlich auch, dazu Müdigkeitserkennung und ein schlüsselloses Zugangssystem.

Smartphoneeinbindung nicht serienmäßig

Nein, was dem Mazda 6 nun noch fehlt, ist die Fähigkeit, ein Smartphone in sein Infotainmentsystem zu integrieren. Apple CarPlay und Android Auto heißen die gängigen Systeme dafür, sie vereint Mazda in einem Extra-Paket für 300 Euro. Man kann sich darüber ärgern, dass das nicht serienmäßig ist, denn wenn der Verkäufer vergisst, darauf hinzuweisen, kann der Kunde sein Smartphone im Auto nicht effektiv nutzen.

Aber vielleicht will er das ja auch gar nicht angesichts des harmonischen und absolut auf Komfort ausgelegten Fahrgefühls des Mazda6. Es ist eine angenehme Erkenntnis, dass der 4,81 Meter lange Kombi und die 4,87 Meter lange Limousine zwar eher sportlich gestaltet sind, aber absolut friedfertig dahinrollen. Das ist die Eigenschaft, die man in einem Mittelklassewagen benötigt; harte Feder-Dämpferabstimmungen sind allenfalls in der Kompaktklasse noch akzeptabel.

Nach WLTP-Norm zertifiziert

Der Charakter des bärigen Dieselmotors passt gut zum komfortablen Fahreindruck: Mit 135 kW / 184 statt früher 129 kW/ 175 PS und vor allem mit 445 statt 425 Newtonmetern maximalem Drehmoment lässt er wenige Wünsche offen. Sein Normverbrauch ist schon nach der realitätsnäheren WLTP-Norm zertifiziert, die vom September an gilt. Der Dieseldurst wird nun bei Standardmodellen mit Frontantrieb und Handschaltung mit 4,8 statt bisher 4,5 l/100 km angegeben – für wen das tatsächlich erreichbar ist, und für wen so ein Wert ein frommer Wunsch bleibt, muss die Praxis zeigen.

Immerhin haben die Mazda-Kunden offenbar ihre Vorbehalte gegenüber dem Diesel abgelegt: Die Verunsicherung der Kunden nach dem VW-Abgasbetrug hatte den Dieselanteil an Mazdas deutschen Neuzulassungen zwischenzeitlich von 39 auf 22 Prozent absinken lassen. Für den Mazda6, der seit einigen Wochen bestellt werden kann und Mitte September beim Händler steht, verzeichnet Vertriebschef Bock schon wieder einen Selbstzünderanteil von 47,3 Prozent.

Abgasproblem innermotorisch gelöst

Da die beiden Dieselvarianten des Mazda6 (neben dem 184-PS-Motor gibt es noch einen mit 110 kW / 150 PS) nun auch einen SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung haben und die aktuelle Norm EU6 d-Temp erfüllen, bezeichnet Mazdas oberster Verkäufer seinen Mittelklassewagen als "zukunftssicher". Wobei René Bock betont, dass auch die bisherigen Dieselmodelle ohne SCR-Kat die heutigen Normen erfüllen. Ebenso wie die Benzinmotoren des Mazda6 heute und künftig ohne Partikelfilter auskommen – weil die Ingenieure das Abgasproblem innermotorisch im Griff hätten, müssten sie sich weniger um die Abgasnachbehandlung kümmern.

Ist das so? Das Vertrauen in solche Aussagen ist jedenfalls seit dem VW-Abgasbetrug deutlich kleiner geworden – was wiederum die Firmen ärgert, die tatsächlich sauber spielen. Ein bisschen wie beim Doping im Sport.

Blickt man auf das Gesamtpaket des neuen Mazda6, kann man allerdings nur sagen: Die Überarbeitungen haben den Wagen attraktiver, komfortabler, sicherer und auch noch preiswerter gemacht. So muss eine Modellpflege aussehen.

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