Der Vorstandschef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen macht sich angesichts der heftigen Auf und Abs der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren Sorgen um seine Branche. "Das sind Zyklen, die viele Unternehmen nicht bestehen", sagte Stefan Sommer der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). "Gerade den Kleinen in der Zulieferbranche macht die extreme Volatilität zu schaffen."
Selbst ZF - einer der zehn größten Zulieferer der Welt - komme mit den Schwankungen schwer zurecht. Dieses Jahr musste der Konzern mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee zwei Milliarden Euro investieren, um die sprunghaft angestiegene Nachfrage vor allem nach Getrieben für Autos der Premiumhersteller decken zu können. "Die Investitionen sind nicht freiwillig derart hoch und sie sind ein Geschäft auf die Zukunft", sagte Sommer.
Einen "nennenswerten dreistelligen Millionenbetrag" investiere ZF derzeit auch an eigene, notleidende Lieferanten, die von dem Abschwung in Europa erfasst worden seien. Doch diese Hilfestellungen - in Form von Darlehen oder auch dem Bau von Fabrikationshallen - müsse er angesichts der eigenen Sparbemühungen zunehmend zurückfahren, sagte Sommer: "Wir können uns das immer seltener erlauben."
Stattdessen seien die Unternehmen am Ende der Wertschöpfungskette gefordert, die Auto- und Lastwagenhersteller. "Sie müssen aufpassen, dass sie nicht derart an der Kostenschraube drehen, dass den Lieferanten die Innovationsfähigkeit verloren geht", mahnte Sommer: "Die Gefahr besteht gerade."
Umsatz wächst rasant - Gewinn geht zurück
Weil Asiaten und Amerikaner immer mehr Automatikgetriebe in ihren Autos wollen, wächst der Umsatz rasant. Zugleich werde aber der Gewinn in diesem Jahr zurückgehen, sagte Sommer. Denn der drittgrößte deutsche Zulieferer muss Vorleistungen für Werksneubauten machen. Derzeit entstehen neue Werke oder Erweiterungen in den USA, in China, in Thailand, in Russland und an drei deutschen Standorten. Allein in den USA stieg der Umsatz bis Ende August um 44 Prozent, in China waren es 32 Prozent.
Sommer bekräftigte aber die Umsatzprognose von 17 Milliarden Euro (plus zehnProzent) für 2012. Vielleicht werde es auch etwas mehr, sagte er. Nach acht Monaten stiegen die Erlöse um 16 Prozent auf 11,66 Milliarden Euro. Das schnelle Wachstum beim Umsatz, der 2015 bereits bei 20 Milliarden Euro liegen soll, wirkt sich auch beim Personal aus. Allein in diesem Jahr sollen 3.500 neue Mitarbeiter eingestellt werden; davon 1200 in Deutschland. Am Jahresende wird rund 75.000 Menschen beschäftigen (plus fünf Prozent). 2015 sollen es 80.000 sein. (dpa)