Der deutsche Automarkt steht nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer vor einer Trendwende. Die Autoproduktion von Mai bis August sei um 21 Prozent höher als im Vorjahr - aber jetzt hielten sich Käufer wegen Inflation und drohender Rezession zurück, die Lieferzeiten würden kürzer. "Ein Kippeffekt von einer Angebotsknappheit in einen Kundenmangel oder eine Nachfrageschwäche zeichnet sich immer stärker ab", sagte Dudenhöffer am Donnerstag. Die Kürzung der Umweltprämie für E-Autos sei da wenig nachvollziehbar.
Diesen Effekt hatte vor wenigen Wochen auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) beschrieben und seine Absatzprognose für das laufende Jahr erneut nach unten korrigiert. Inzwischen geht der Verband für 2022 nur noch von 2,5 Millionen Neuzulassungen in Deutschland aus. Das wäre ein Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Heute bestellte Batterieautos (BEVs) und Plug-In-Hybride würden meist erst nächstes Jahr zugelassen. "Damit knicken für heute bestellte Elektroautos die Rabatte ein", sagte Dudenhöffer: "Der Listenpreis der 15 meistverkauften BEV lag im September bei 42.586 Euro. Der Rückgang der Rabatte infolge der Umweltprämie bedeutet damit eine Verteuerung von 1.703 Euro für das Durchschnitts-BEV." Beim Plug-in-Hybrid sei der Rabatt auf den durchschnittlichen Listenpreis von 48.985 Euro sogar um 5.976 Euro gekappt worden.
Plug-In-Hybride unattraktiv für Privatkunden
"Kaum vorstellbar, dass in dem schwierigen ökonomischen und politischen Umfeld Privatkunden noch Plug-in-Hybride kaufen", sagte Dudenhöffer. Für Autokäufer komme erschwerend hinzu, dass der Anteil der Eigenzulassungen im August auf 19,9 Prozent gesunken sei - den niedrigsten Wert seit zwölf Jahren. "Niedrige Eigenzulassungen bedeuten, dass der Markt für Tageszulassungen und junge Vorführ- und Dienstwagen nahezu ausgetrocknet ist."
Einzelne Autobauer gewährten inzwischen wieder etwas mehr Rabatt, etwa beim Peugeot e208, den Hyundai Kona und Ioniq 5, dem Mini Cooper SE und dem elektrischen Opel Corsa. Dudenhöffer: "Bei den meisten dieser Modelle sanken die Marktanteile der Modelle im Vormonat."
Preisstabile Auto-Abos
Preisstabil seien bisher Auto-Abos. "Preiserhöhungen bei den Auto-Abos sind allerdings vorgezeichnet. Das gilt insbesondere für Elektroautos und in sehr besorgniserregender Weise für die vollelektrischen Elektroautos ab dem 1.9.2023", sagte Dudenhöffer. Dann falle die Umweltprämie für gewerbliche Zulassungen von BEVs ganz weg. Das werde dazu führen, "dass bei Vermietern und Auto-Abo-Anbieter das Elektroauto nur doch mit sehr spitzen Fingern angefasst wird".