Der Autobauer Renault beteiligt sich an Ermittlungen der französischen Justiz gegen seinen Ex-Konzernchef Carlos Ghosn. Wie Renault am Montagabend in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, tritt das Unternehmen als "Partie civile" (auf Deutsch üblicherweise: "Nebenkläger") auf, um seine Ansprüche geltend zu machen und möglicherweise Schadenersatz zu verlangen.
Die französische Justiz hatte in der vergangenen Woche einen weiteren Schritt in der Untersuchung der mutmaßlichen Veruntreuung von Geldern bei Renault durch Ghosn (65) gemacht. Dabei geht es um Vorwürfe des Missbrauchs von Unternehmenseigentum, Vertrauensbruch und Verschleierung bei dem französischen Autobauer.
Der einst mächtige Autoboss war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde der gebürtige Brasilianer unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn floh dann Ende Dezember unter abenteuerlichen Umständen in einem Privatjet nach Beirut, angeblich in einer Kiste versteckt. Ghosn geht seinerseits juristisch gegen Renault vor, um eine Zahlung von rund 250.000 Euro als Ausgleich für den Wechsel in die Rente zu erhalten.
Die Untersuchungen der französischen Justiz zielen laut Staatsanwaltschaft auf verdächtige Finanzströme zwischen Renault und einem Vertriebshändler im Oman ab. Zudem würden Kosten für Dienstleistungen wie Veranstaltungskosten und Reisen untersucht, die durch das niederländische Gemeinschaftsunternehmen von Renault und Nissan (RNBV) bezahlt worden seien.
Der einst schillernde Konzernchef wird verdächtigt, zwei private Partys im Schloss von Versailles organisiert zu haben. Er soll dabei persönlich von einem Sponsoring-Vertrag des Unternehmens mit dem Barockschloss profitiert haben. (dpa)
Detlef Rüdel