Von Ralf Padrtka, Leiter AUTOHAUS Online, und Online-Redakteur Armin Wutzer
Hyundai will bei der Elektrifizierung seines Modellangebots weiter Tempo machen. So soll der Fahrzeugabsatz gesteigert und gleichzeitig der Wert der Produkte für die Kunden erhöht werden. Eine Schlüsselrolle in den Plänen werde die Einführung des Ioniq 5 spielen, sagte Jürgen Keller, Geschäftsführer von Hyundai Motor Deutschland jüngst auf der digitalen Jahrespressekonferenz des Importeurs. Das Elektroauto ist das erste Modell der Koreaner, das auf der batterieelektrisch-spezifischen E-GMP-Plattform basiert (wir berichteten). Die ersten Fahrzeuge des neuen Elektro-Flaggschiffs sollen noch in der ersten Jahreshälfte bei den Händlern stehen.
Man strebe 2021 die Position als Volumenhersteller mit dem höchsten Anteil an Verkäufen von emissionsfreien Fahrzeugen in Europa an, so Keller. "Das Jahr 2020 kann als Wendepunkt im Übergang zur Mobilität der Zukunft bezeichnet werden." Hyundai habe im vergangenen Jahr europaweit fast 60.000 batterieelektrische und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge abgesetzt. Das entspreche 13 Prozent der Verkäufe auf dem Kontinent und verhelfe der Marke zur Spitzenposition in der Branche.
CO2-Ziele erreicht, Marktanteil gesteigert
Rund ein Viertel der E-Zulassungen entfielen laut Keller auf Deutschland. Das war im Vergleich zu 2019 ein Wachstumssprung um 150 Prozent. Der E-Anteil an den Verkäufen lag bei mehr als 30 Prozent. Von diesen wiederum waren die Hälfte reine Stromer. "Die Strategie in Richtung emissionsfreier Mobilität und der bereits hohe Anteil von emissionsfreien Fahrzeugen an den Neuwagenverkäufen waren Schlüsselfaktoren, die es dem Unternehmen ermöglichten, sein CO2-Ziel zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden", erklärte der Manager.
Insgesamt brachte Hyundai im ersten Corona-Jahr rund 105.000 Neuwagen auf Deutschlands Straßen. Das Minus von 18,9 Prozent bewegte sich auf Marktniveau. Trotz des Volumenrückgangs konnte die Marke besonders ihren Anteil am Privatmarkt von 3,9 auf 4,3 Prozent steigern. Im Gesamtmarkt stieg der Marktanteil minimal von 3,59 auf 3,60 Prozent. Ebenso stabil wie der Marktanteil war auch die Händlerrendite: Wie schon im Vorjahr lag diese im Schnitt bei 2,0 Prozent – ein im Vergleich zu vielen anderen Marken sehr guter Wert. "Wir haben das Jahr den Umständen entsprechend gut gemeistert", befand Keller.
Für 2021 hat Hyundai ambitionierte Pläne. Ziel sei, sich besser als der Gesamtmarkt zu entwickeln und den Marktanteil weiter zu steigern. Auf konkrete Zahlen wollte sich Keller auf Nachfrage aber nicht festlegen. Das Wachstum soll aber wie erwähnt vor allem über alternative Antriebe gelingen: Hyundai hatte frühzeitig in die Mobilität der Zukunft investiert. Aktuell verfügen die Koreaner über eine der jüngsten Produktpaletten in Europa. Im vergangenen Jahr wurden für mehr als drei Viertel der verfügbaren Modelle elektrifizierte Varianten eingeführt. Derzeit stehen 15 E-Modelle und Derivate zur Wahl – vom Mild-Hybrid über PHEV und BEV bis hin zur Wasserstoff-Brennstoffzelle.
Handel soll Showrooms für die Submarke Ioniq anpassen
2021 sollen mit dem Bayon und dem Ioniq5 zwei weitere BEV hinzukommen. Da der Ioniq5 zugleich die neue Hyundai-Submarke Ioniq begründet, wird der Handel angehalten, die Präsentation der Fahrzeuge in den Showrooms etwas umzugestalten. Einen Zwang dazu gebe es aber ausdrücklich nicht, betonte Keller. Jeder Hyundai-Händler in Deutschland könne und dürfe das Fahrzeug vermarkten. Man wolle aber finanzielle Anreize schaffen für Händler, die in ihren Ausstellungsraum investieren und die Fahrzeugpräsentation mit neuen PoS-Materialien anpassen.
Zu den Details der neuen Präsentation und zu den nötigen Investitionssummen wollte sich Keller noch nicht äußern. Diese Informationen sollen den Hyundai-Händlern aber bereits am kommenden Dienstag zur offiziellen Premiere des Ioniq5 genannt werden. Die Investitionen seien aber in einer "Größenordnung, die stemmbar sein wird", so Keller. Das Agenturmodell, wie es VW bereits mit seiner ID-Reihe praktiziert, ist bei der neuen Submarke erst einmal kein Thema. Ob das auf lange Sicht so bleibt, ließ Keller aber offen.
Hyundai Ioniq 5
BildergalerieWeltweit plant Hyundai in den nächsten vier Jahren die Einführung von mehr als zwölf zusätzlichen BEV-Modellen. Der E-Auto-Absatz soll in diesem Zeitraum auf 560.000 Einheiten zulegen. Bis 2040 soll die globale Fahrzeugpalette vollständig elektrifiziert sein, dann soll der Weltmarktanteil bei acht bis zehn Prozent liegen.
Volldigitaler Kaufprozess soll noch 2021 kommen
Dass die Corona-Pandemie im laufenden Jahr ein Risiko für die Wachstumspläne bei Hyundai ist, glaubt Keller mit Blick auf den deutschen Markt nicht. Mit dem Ende der Lockdown-Beschränkungen rechne man mit deutlichen Nachholeffekten, so der Manager. Aus diesem Grund habe man im aktuellen Corona-Hilfsprogramm von Hyundai die Ziele des ersten Quartals reduziert und nach hinten verschoben. Die Jahresziele senken wolle man nur, wenn absehbar sei, dass es die erwarteten Nachholeffekte nicht gibt. Um dem Handel über die aktuell schwierige Phase hinwegzuhelfen gebe es aber ähnlich wie schon 2020 in Zusammenarbeit mit Hyundai Finance Liquiditätshilfen. Da die Ertragssituation mit einer Rendite im Bereich von zwei Prozent bei Hyundai seit langem vergleichsweise gut sei, rechne man auch nicht mit einer Pleitewelle im Händlernetz.
Neben der Elektrifizierung will Hyundai 2021 auch die Digitalisierung weiter vorantreiben. Nachdem der Importeur 2020 noch vor den ersten Corona-Lockdowns seinen digitalen Showroom an den Start gebracht und später ein reines Online-Fahrzeugleasing-Angebot eingeführt hat, sollen in diesem Jahr nun Online-Finanzierung und Online-Kauf folgen. Ziel ist ein volldigitaler Kaufprozess inklusive digitaler Unterschrift bis Ende des Jahres. Dabei werde der Handel eng mit eingebunden, bekräftigte Keller. Vertragspartner beim Online-Kauf sollen beispielsweise weiterhin ausschließlich die Händler sein.
Große Erwartungen hegt Hyundai auch beim 2020 gestarteten Auto-Abo-Angebot (wir berichteten). Das Interesse der Kunden nehme nicht zuletzt als Folge von Corona deutlich zu, so Keller. Für den Handel biete das Angebot wiederum eine gute Möglichkeit, den Wertverlust von Bestandsfahrzeugen durch zusätzliche Einnahmen auszugleichen. Zudem könne der Bestand besser gesteuert werden, weil Fahrzeuge je nach Kauf-Nachfrage für ein bestimmtes Modell flexibel länger oder kürzer im Abo-Angebot belassen werden können. Das Thema werde daher künftig "sehr viel mehr Raum einnehmen" gab sich Keller überzeugt. Konkrete Zahlen zu den abgeschlossenen Abos oder der Rendite für den Handel wollte er aber ausdrücklich nicht nennen.