Die Diskussion über mögliche Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge in Stuttgart lässt einige Autokäufer zurückschrecken. Bei dem Neuwagenvermittler Meinauto.de etwa ist das Interesse seit Beginn des Jahres erneut stark eingebrochen. Wie die Onlineplattform am Donnerstag mitteilte, ist aktuell nur noch jeder vierte vermittelte Neuwagen ein Diesel. Vor Bekanntwerden des Abgas-Skandals bei Volkswagen im September 2015 habe die markenübergreifende Dieselnachfrage durchschnittlich 42,5 Prozent betragen, hieß es. Heute liege sie bei 24,5 Prozent. "Der erneute deutliche Einbruch der Dieselnachfrage hat ein bemerkenswertes Ausmaß", sagte Geschäftsführer Alexander Bugge.
Unmittelbar nach den Veröffentlichungen der VW-Manipulationen hatte der Internetvermnittler einen kurzfristigen heftigen Nachfrageeinbruch bei VW-Dieselfahrzeugen auf unter 28 Prozent sowie markenübergreifend auf knapp 35 Prozent registriert. Trotz der anhaltenden Diskussionen um Abgaswerte habe sich in der Folge die Nachfrage auf niedrigem Niveau stabilisiert, hieß es. Derzeit liege die Nachfrage nach Dieselautos der Marke Volkswagen bei nur noch 23,6 Prozent. Bugge: "Wir spüren eine extreme Verunsicherung der Interessenten darüber, wie zukunftssicher die Investition in ein Dieselfahrzeug heute noch ist."
Auch der Datendienstleister Deutsche Automobil Treunhand (DAT) stellt aktuell ein gewisses Maß an Verunsicherung fest. Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unter 1.019 Verbrauchern in Deutschland im Auftrag der DAT wollen 25 Prozent den anstehenden Kauf hinauszögern, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Zwei Drittel der Endverbraucher geben sich hingegen noch gelassen, was mögliche Wertverluste oder Fahrverbote betrifft. Allerdings glauben 57 Prozent, dass die Bedeutung des Diesels zukünftig abnehmen wird.
Wer aktuell einen Selbstzünder fährt und nun vor dem Kauf steht, der zögert zu 40 Prozent beim Kauf, um die Entwicklung beim Diesel abzuwarten. 33 Prozent zögern wegen der Feinstaub- und Fahrverbotsdebatte. Wenn es um den Verkauf des eigenen Dieselfahrzeugs geht, haben 22 bzw. 21 Prozent Angst vor Wertverlust oder Fahrverbot. Der Rest befürchtet derzeit keine Auswirkung. Wer in einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern oder mehr wohnt, hat zu 28 Prozent Angst vor Wertverlust oder Fahrverboten und möchte daher sein Dieselfahrzeug so schnell wie möglich verkaufen.
Benziner ist der Favorit
Vor die Entscheidung gestellt, welche Motorart die wahrscheinlichste beim geplanten Autokauf wäre, würden nur 16 Prozent einen Diesel nehmen, 58 Prozent einen Benziner. 20 Prozent können sich für einen Hybrid/Plug-in-Hybrid erwärmen, drei Prozent für ein Elektrofahrzeug. 42 Prozent der Endverbraucher haben in ihrem privaten Umfeld festgestellt, dass sich zunehmend Personen gegen einen Dieselmotor entscheiden (würden).
Die baden-württembergische Landesregierung hatte im Februar Fahrverbote ab dem Jahr 2018 in Stuttgart angekündigt, um der Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt Herr zu werden. Details dazu sollen am 6. Mai veröffentlicht werden. (se/dpa)
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