Der Diesel-Marktanteil in Westeuropa wird in diesem Jahr erstmals im laufenden Jahrzehnt unter die 50-Prozent-Marke rutschen. Damit fängt der langsame Niedergang des Selbstzünders allerdings erst an, wie eine Studie der Marktforschungsagentur LMC Automotive prognostiziert. Zu Beginn der 2020er-Jahre wird der Diesel nur noch in knapp über 40 Prozent aller Pkw die Antriebsarbeit erledigen. Noch 2011 war in knapp 56 Prozent aller Neuwagen in Westeuropa ein Dieselmotor montiert.
Auch das laufende Jahr ist bereits von Rückgängen geprägt. In den ersten neun Monaten lag der Selbstzünder-Anteil in Westeuropa bei 49,5 Prozent, 2,2 Punkte unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Besonders stark war der Schwund im Kleinwagen-Segment, wo die Dieselquote von zwischenzeitlich 30 Prozent (2011) auf knapp 20 Prozent gesunken ist. Und auch bei den SUV bricht die Diesel-Dominanz. Lag der Anteil Anfang des Jahrzehnts noch bei rund 80 Prozent, tendiert er mittlerweile zu 70 Prozent.
Die Skandale rund um den Diesel sind wohl eher nicht der Auslöser für den langfristig schrumpfenden Marktanteil des Motors. Sie dürften höchstens beschleunigende Wirkung haben. Der wahre Grund ist ein technischer bzw. finanzieller: Die aktuellen und kommenden Abgasgrenzwerte sind von Dieselmotoren nur durch eine aufwendige und teure Abgasnachbehandlung zu erreichen – im preissensiblen Kleinwagensegment lohnt sich diese zunehmend weniger. Viele Hersteller verzichten daher bei Stadtautos bereits komplett auf ein Dieselmodell und setzen perspektivisch auf Ottomotoren-Downsizing, Hybride oder eine komplette Elektrifizierung. Diese Entwicklung betrifft zunehmend auch die SUV-Klasse, wo in den vergangenen Jahren immer mehr kompakte und kleine Modelle auf den Markt gekommen sind. Anders als die großen Modelle, die auch weiterhin kaum ohne den Diesel auskommen, sind diese auch mit kleinen und mittelgroßen Benzinern adäquat angetrieben.
Das nächste Pkw-Segment mit deutlichem Diesel-Rückgang wird LMC zufolge die Kompaktklasse sein. Auch dort ist die Selbstzünder-Quote zuletzt schon leicht gefallen, von 60 Prozent im Jahr 2014 auf nunmehr rund 55 Prozent. Stabil oder sogar steigend ist der Dieselanteil bei den Modellen der Business- und Oberklasse. Dort liegt er seit Jahren deutlich oberhalb von 80 Prozent. (sp-x)