Studien dienen immer auch als Ausblick auf neue Technik und kommende Automobile. 2023 standen ganz klar batterieelektrische Antriebe im Fokus. Der Verbrennungsmotor scheint Geschichte. In Anbetracht dieser fünf Konzeptautos hält sich die Trauer um Diesel und Benziner in Grenzen.
Mercedes-Benz One-Eleven
Zu den sehenswerten Konzepten im Jahr 2023 zählt fraglos der Vision One-Eleven, den Mercedes im Sommer enthüllte. Der flache, muskulöse und retrofuturistische Elektro-Keil ist sowohl ein Blick nach vorne wie zurück. Der Flügeltürer mit Axialflussmotoren von Yasa deutet technisch in die Zukunft, optisch ist er eine Hommage an den 70er-Jahre-Flitzer C111. Der One-Eleven ist damit auch eine Machtdemonstration der Traditionsmarke Mercedes, die auf eine facettenreiche Ahnengalerie von Ikonen des Autodesigns zurückblicken und -greifen kann. Den vielen Newcomern aus Fernost fehlt dieser historische Fundus, der sich auch nicht einfach durch Markenkäufe kompensieren lässt, wie das Beispiel Borgward zeigt. Mag der von einem deutschen Autohersteller beschworene "Vorsprung durch Technik" dahinschmelzen: Mit einer glorreichen Vergangenheit lässt sich einiges kompensieren, um auch in Zukunft Autos zu verkaufen.
Mercedes-Benz Vision One-Eleven
BildergalerieLancia Pu+RA HPE
Apropos Tradition: In die Retro-Kerbe schlägt auch das im Frühjahr enthüllte Lancia-Konzept Pu+RA HPE, das optisch eine Verbindung zur 70er-Jahre-Rallye-Ikone Lancia Stratos herstellen und damit die Autowelt auf das Comeback der 116 Jahre alten Traditionsmarke einstimmen soll. Mit dem Übergang vom Fiat- in den Stellantis-Konzern soll nämlich Lancia europaweit wieder aufblühen. Die neue Zukunft wird vornehmlich elektrisch, wie das Kürzel HPE andeutet, was für High Performance Electric steht. Darüber hinaus setzt das Konzept bei Design und Innenraum auf Extravaganz und Noblesse und damit auf klassische Lancia-Tugenden. Man darf gespannt sein, wieviel die streng auf Kosten achtenden Stellantis-Manager vom Pu+RA in die Serie überführen. 2024 soll es mit dem neuen, zunächst auch mit Verbrennungsmotoren erhältlichen Ypsilon losgehen. Danach folgen 2025 und 2026 zwei größere Stromer.
Lancia Pu-Ra HPE
BildergalerieVW ID.2all
Statt mit Retro- und Pompös-Optik zu imponieren, hat VW beim im März enthüllten ID.2all ein leicht verdauliches und zudem seriennah wirkendes Format gewählt. Der Kleinwagen sieht aus wie eine kompakte Neuauflage des Polo. Allerdings wird er rein elektrisch fahren und zugleich bezahlbar bleiben. VW hat die Hausmarke von "unter 25.000 Euro" ausgegeben und außerdem einen deutlich über 200 PS starken Antrieb sowie 450 Kilometer Reichweite in Aussicht gestellt. Der ID.2 soll dem Markennamen Volkswagen wieder alle Ehre machen. 2025 wird der rund vier Meter lange Umwelt- und Ressourcenschoner auf den Markt kommen. 2026 soll eine SUV-Variante folgen.
VW ID. 2all
BildergaleriePorsche Mission X
Im VW-Konzern drückt auch der Sportwagenhersteller Porsche auf dem Weg Richtung E-Mobilität aufs Tempo. Im Sommer 2023 haben die Zuffenhausener mit dem "Mission X" ein imposantes Ausrufezeichen gesetzt, dass die Hoffnung auf längsdynamische Einhörner wie dem legendären Nordschleifen-Rekordrenner 918 Spider auch in der Elektro-Zukunft schürt. Wo herkömmliche Hypercars stolz ihre Acht-, Zehn- oder Zwölfzylindermotoren zur Schau stellen, erlaubt der Mission X durch eine Glasscheibe einen Blick auf seinen Akku. Dieser ist zentraler Bestandteil der 900-Volt-Systemarchitektur, die superschnelle Ladezeiten erlaubt. An der Ladesäule soll der Strom doppelt so schnell fließen wie beim derzeitigen Topmodell der Marke, dem Taycan Turbo S, was eine Ladestärke in der Spitze von über 500 kW bedeuten würde. Sollte der Mission X in Serie gehen, so peilt Porsche ein Leistungsgewicht von einem Kilogramm pro PS an. Das wären dann weit über 1.000 PS. Neue Nordschleifen-Rekorde scheinen da vorprogrammiert.
Porsche Mission X
BildergalerieToyota FT-Se
Autofahren wird also auch in der elektrischen Antriebszukunft Spaß machen, was in ähnlicher Weise die Ende 2023 von Toyotas sportlichem Ableger Gazoo Racing vorgestellte Sportwagen-Studie FT-Se vermitteln will. Dabei war es doch der Toyota-Konzern, der über viele Jahre hinweg den BEVs die kalte Schulter zeigte. Im Dezember 2021 kam dann die offizielle Kehrtwende, als Toyota auf einen Schlag 16 Elektro-Konzeptfahrzeuge aus dem Hut zauberte und zudem 30 Serien-Stromer angekündigte. Nun folgte mit dem FT-Se ein weiterer Ausblick auf diese E-Zukunft von Toyota. Der Flitzer macht Hoffnung auf ein Nischenfahrzeug, das in erster Linie Freude am Fahren bereiten soll. Dafür sorgen knackige Proportionen eines Mittelmotorsportwagens, ein im Stand schnell wirkendes Blechkleid sowie ein Antrieb, der Fahrmanöver mit übersteuerndem Heck erlaubt. Neben "fast" und "furios“ ist der Zweisitzer auch noch reichweitenstark: Toyota stellt eine Feststoffbatterie mit 800 Kilometer Reichweite in Aussicht.