VW kam spät mit dem VW Tiguan, dem ersten Kompakt-SUV der Wolfsburger. Vor genau 16 Jahren wurde der erste Tiguan auf der IAA in Frankfurt präsentiert und ab 13. September 2007 war er bestellbar. Startpreis für die Basis, den VW Tiguan Trend & Fun mit 1,4-Liter-TSI, 6-Gang-Handschaltung, 150 PS und Allradantrieb: 26.700 Euro brutto. Mit an Bord war alles, um sicher, flott und dennoch sparsam fahren zu können. Extras gab es damals bereits außergewöhnliche: CD-Radio mit MP3-Apsielmöglichkeit (für 165 Euro) das die Musik über ein ziemlich gutes Dynaudio-Soundsystem (1.010 Euro) hörbar machte. Hell und weit leuchtendes Xenonlicht gab es in der Basisversion für 1.270 Euro extra. 16-Zoll-Alufelgen kosteten 420 Euro mehr und selbst eine Lederausstattung war für alle Ausstattungsvarianten erhältlich. Kostenpunkt: mindestens 2.110 Euro. Wer es etwas wilder mochte, konnte den Track & Field wählen. Seine angeschliffene Schnauze machte ihn geländegängiger und für Förster und Jäger attraktiver.
Preis VW Tiguan 2024: Ausstattungsbereinigt 600 Euro mehr als Vorgänger
Von den Preisen kann man heute nur träumen. So startet der Tiguan 3 anno 2024 satte 10.000 Euro darüber. Fairerweise muss man aber bedenken, dass zwischen den Autos keine Welten, wohl aber Kontinente liegen. MQB Evo lautet nun auch die Plattform, auf der nicht nur der neue VW Passat aufbaut, sondern auch der mit 4.539 Millimeter fast 40 Zentimeter kürzere neue Tiguan. Löblich: Damit ist er „nur“ um drei Zentimeter zum Tiguan 2 gewachsen und etwa zehn zum Urmodell. Die Breite bleibt mit 1.842 Millimetern identisch zum Vorgänger, in der Höhe streckt er sich um lediglich vier Millimeter. Dennoch schafft es VW hier, wie im Passat, rund 40 Liter mehr Gepäckraum zu generieren. 652 Liter lautet der Wert nach VW-Berechnungen. Das Platzangebot im Innenraum ist gut, Bein- und Kopffreiheit sind bei einem (großen) Kompakt-SUV traditionell ausreichend vorhanden. Vorn gibt es neue Sitze, auch mit AGR-Zertifizierung, 14-Wege-Verstellung und Massagefunktion.
VW Tiguan (2024)
BildergalerieWie eingangs erwähnt, gibt es beim VW Tiguan 2024 vier Ausstattungslinien: Die Basis heißt "Tiguan", darüber rangiert der "Life", dann kommen "Elegance" und die sportlich gestimmte "R-Line" – letztere hat das gern als "Integralsitze" bezeichnete Gestühl montiert, das eine feststehende Kopfstütze beinhaltet – das mögen angeblich manche Kunden.
Trotz aller Pseudo-Sportlichkeit hat VW das Thema Komfort beim neuen Tiguan hoch gehängt. Nicht nur die besseren Materialien im Innenraum und das damit verbundene angenehmere Ambiente sollen das Wohlbefinden steigern. Es gibt ab sofort auch eine Akustikverglasung, die die Geräusche im Inneren minimieren sollen, was sicherlich gut mit dem nun von Harman/Kardon zugelieferten Soundsystem harmoniert.
Die Sicherheit sollen Features wie das HD-Matrixlicht erhöhen (mit wieder fast durchgehender LED-Lichtleiste) – und eben auch den Sichtkomfort durch das gezielte Abblenden von stark reflektierenden Straßenschildern. Zum Thema Komfort gehört vielleicht auch die gekühlte Handyablage. Klingt merkwürdig, ergibt aber tatsächlich Sinn, wenn man sein Smartphone kabellos laden möchte, gleichzeitig aber beispielsweise mit Apple Karten navigiert. Wer das bereits macht, weiß, wie heiß das Handy wird und dass es oft kaum neue Energie aufnimmt und man beim Aussteigen trotz Ladens einen geringeren Akkustand hat als bei Fahrtbeginn. Die gekühlten Induktivlader pumpen 15 Watt in den Akku. Die? Ja, es gibt zwei. Eine für das private und fürs Firmen-Handy.
Gangwahlhebel bekommt neuen Platz
Wie im neuen VW Passat rutscht auch beim Tiguan der Gangwahlhebel von der Mittelkonsole in die Lenksäule. Sieht nicht so schön aus, schafft aber Platz. Unter anderem für die zweite Handyablage. Außerdem gibt es an der Stelle nun den Fahrerlebnisschalter. Er knackt beim Drehen solide wie das Zahlenschloss eines Tresors, hat in der Mitte ein LC-Display und mit ihm kann man die Antriebsmodi steuern – macht aber fast niemand. Öfter greift man dorthin, um die Lautstärke von Musik und Naviansagen zu justieren – gut gemacht.
Mittig auf dem Armaturenbrett prangt ein mindestens 12,9-Zoll-Display, genau so, wie im neuen Passat. Die Touch-Slider sind beleuchtet und wer es als Extra wählt (auch durch Ausstattungslinie beeinflussbar) bekommt gar ein 15-Zoll-Monitor. Eine neue Menüstruktur gibt es immer, die erscheint auf den ersten Blick "einfacher". Links daneben sitzt stets ein Digitaltacho, darüber auf Wunsch nun ein "echtes" Head-up-Display – adieu Ausklapp-Scheibchen.
Zum Thema Mehrpreis: Aktuell kostet der Tiguan (Nummer zwei) 1.5 TSI mit 130 PS ab 32.930 Euro – als Handschalter. Packt man den Aufpreis fürs Sieben-Gang-DSG (2.385 Euro) imaginär drauf (ihn gibt es ausschließlich als Handschalter), landet man bei 35.315 Euro. Und passt man dann noch die Ausstattung des alten Tiguan an die des neuen an, landet man bei 36.075 Euro. Der Aufpreis beträgt also lediglich 600 Euro. Denn das Siebengang-DSG ist beim neuen VW Tiguan unumgänglich.
Bei den Motoren herrscht nahezu Einigkeit mit denen des Passat. Lediglich am unteren Ende gibt es im Tiguan den besagten 130-PS-TSI, dafür aber keinen 122-PS-TDI, wie im Passat Variant. So lautet die Motorenfolge 1.5eTSI (48-Volt-Hybrid) mit 130 und 150 PS (Frontantrieb), darüber rangieren die 2.0 TSI mit 204 und 265 PS – beide stets mit Allradantrieb. Wer den Diesel bevorzugt, kann den 150-PS-2.0-TDI mit Vorderradantrieb haben oder den 2.0 TDI mit 193 PS und (Zwangs-)Allrad.
Zwei Plug-in-Hybride
Freunde der Steuerbegünstigung freuen sich auf zwei Plug-in-Hybride. Der schwächere e-Hybrid leistet 204 PS, der stärkere 272 PS in der Spitze, beide sind an ein 6-Gang-DSG gekoppelt, währenddessen alle anderen Tiguan sieben Vorwärtsgänge schalten lassen. Die Plug-in-Hybride können serienmäßig mit 11 kW laden und (wohl gegen Aufpreis) auch mit 50 kW an DC-Ladern, um den nun auf 19,7 kWh angewachsenen Lithium-Ionen-Akku schnell wieder zu befüllen, wenn er nach maximal 100 Kilometern (VW-Angaben) leergefahren ist.
Fahrer, die einen Anhänger ziehen wollen, müssen jetzt tapfer sein: War der Tiguan 1 der erste Kompakte, der 2,5 Tonnen an den Haken nehmen durfte (je nach Ausstattung und Motor), blieb das beim Tiguan 2 noch identisch. Tiguan Nummer drei büßt 200 Kilogramm ein, hier sind im besten Fall 2,3 Tonnen erlaubt.