Bei Daimler haben Abgasnachprüfungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) als Folge des VW-Abgasskandals keine auffälligen Werte ergeben. Das sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche der "Welt am Sonntag". Vertreter des KBA seien zwei Tage bei Daimler gewesen, es seien Autos getestet worden. Zugleich bekräftigte Zetsche: "Bei uns wird nicht betrogen, bei uns wurden keine Abgaswerte manipuliert." Volkswagen hatte mit Hilfe einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen verfälscht. Dies hatte den Konzern in eine schwere Krise gestürzt.
Das KBA hatte im November mitgeteilt, auch bei anderen Herstellern erhöhte Abgaswerte gemessen zu haben. Die Behörde hatte als Reaktion auf den Abgas-Skandal bei VW mehr als 50 verschiedene Modelle unterschiedlicher Autobauer überprüft. Dabei seien "zum Teil erhöhte Stickoxid-Werte bei unterschiedlichen Fahr- und Umgebungsbedingungen" festgestellt worden, hieß es.
Welche Marken betroffen sind, teilte die Behörde damals nicht mit – auch nicht, welche Schlüsse aus den vorliegenden Ergebnissen gezogen werden können. Derzeit ist unklar, wann das KBA die Ergebnisse mitteilt. Laut früheren KBA-Angaben waren neben den VW-Konzernmarken auch Hersteller wie BMW, Ford, Opel, Fiat, Mercedes-Benz, Alfa Romeo, Dacia, Hyundai, Toyota oder Mazda in dem Prüfverfahren.
"Einladung" in Frankreich
Anders sieht es für Daimler in Frankreich aus. Dort haben die Behörden nach der Auswertung von Abgastests Mercedes-Vertreter zu sich einbestellt. "Wir wurden über die (...) Messergebnisse informiert und zu einem Termin mit den Behörden eingeladen", teilte ein Konzernsprecher am Montag auf Anfrage mit. "Dabei werden wir detaillierte Informationen zur Testprozedur erhalten und besprechen." Zu den Ergebnissen der Untersuchung äußerte sich der Sprecher zunächst nicht. Der Termin ist laut der französischen Zeitung "Journal du Dimanche" für diesen Donnerstag (28. Januar) angesetzt.
Dem Bericht zufolge hat auch Opel eine solche "Einladung" erhalten. Ein Sprecher der GM-Tochter äußerte sich am Montag zunächst nicht dazu. Nach einem früheren Bericht der französischen Zeitung "Les Echos" sollen die Behörden bei Opel zu hohe Abgaswerte festgestellt haben. Auch dies kommentierte der Autobauer zuletzt nicht. Frankreich hatte nach dem Bekanntwerden des VW-Abgas-Skandals die Untersuchung von 100 Fahrzeugen verschiedener Marken angeordnet. Die Prüfungen dauern derzeit noch an.
Belgien fordert von Opel Transparenz
Ärger droht Opel auch in Belgien. Dort kündigte das Wirtschaftsministerium Untersuchungen wegen angeblich höherer Abgaswerte beim Modell Zafira an. Dies bestätigte ein Sprecher von Minister Kris Peeters in Brüssel. Der Minister fordere von den Autobauer Transparenz über eventuelle Software-Änderungen. Zuvor hatte der Sender VRT berichtet, dass in zwei Fällen belgische Opel-Händler die Emissionswerte beim Zafira nachträglich angepasst haben sollen, ohne die Besitzer der Fahrzeuge zu informieren. Dabei gehe es um die heimliche Anpassung einer Software im Rahmen eines Service-Updates.
Dem widersprach Opel: Laut Hersteller waren beide Fahrzeuge erkennbar defekt, als sie im Dezember 2015 in die Werkstätten gebracht wurden. Das habe der Sender VRT seinen Zuschauern verschwiegen, betonte ein Unternehmenssprecher in Rüsselsheim. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat für den Sommer eine freiwillige Service-Aktion für 43.000 Dieselautos angekündigt, mit der die Abgasbehandlung verbessert werden soll. Diese Software-Kalibrierung stehe derzeit aber noch gar nicht zur Verfügung, sagte der Sprecher.
Der VW-Skandal hatte auch massive Kritik an der bisherigen Form von Abgastests ausgelöst. Zetsche sagte der "Welt am Sonntag" mit Blick auf künftig geplante realitätsnähere Abgastests in Europa: "Jetzt die Werte, die auf Prüfständen ermittelt werden, generell infrage zu stellen und zu verteufeln, ist keine Lösung." Es stimme aber, dass Messungen auf Rollenprüfständen nur einen Ausschnitt dessen abbilden, was man mit einem Auto alles anstellen könne. Bei Messungen sollten künftig auch Situationen berücksichtigen werden, in denen ein Auto extremer als bei den bisherigen Vorgaben beansprucht werde. (dpa)