Mit seiner Länge von 2,41 Meter und einer Breite von 1,39 Metern gehört der Citroën Ami zweifelsohne zu den kürzesten Fahrzeugen. Querparken ist zwar – wie mit dem ersten Smart – nicht erlaubt, könnte aber geduldet werden. Denn die immer angespanntere Parksituation in den Städten lässt jeden Zentimeter kostbar werden.
Minimal-Auto
Der Minimalismus geht jedoch auch innen weiter, wo zwei Personen vernünftig Platz finden. Breitschulterige reiben sich vielleicht mal selbige aneinander, dafür ist im Beifahrerfußraum viel Luft. Und das hat einen Grund: Da der Ami keine Kofferraumklappe und keinen Kofferraum besitzt, sammelt sich alles rechts vorne. Somit ist die Transportkapazität bei Einzelbesetzung prima, fahren zwei Personen mit dem Cityflitzer, wird es gemütlich.
In jedem Fall ist es komfortabler, sicherer und wettergeschützter als beispielsweise auf einer E-Vespa (Eletrtrica). Und jetzt kommt’s: Die Vespa hat einen Bruttolistenpreis von 6.400 Euro. Und der Citroën Ami? Der Freund, was Ami übersetzt heißt, kann in Frankreich ab Ende März für 7.000 Euro (brutto) bestellt werden, Auslieferung im Sommer. Der Vorreiter der "Cool-Szene" ist vielleicht der Renault Twizy, nochmals acht Zentimeter kürzer und 13 schmaler mit ähnlichem Einstiegspreis. Jedoch muss beim Twizy die Batterie monatlich gemietet werden (ab 50 Euro brutto), hat keinen geschlossenen Innenraum und ist eher ein Einsitzer.
Wie die "50er"-E-Vespa kann auch der Ami bereits ab 16 Jahren gefahren werden – in Frankreich und Italien sogar komplett ohne Führerschein. Hierzulande ist der 50er-Lappen nötig, der ab 16 möglich ist und die Tempobeschränkung auf 45 km/h bedingt. Die EU-Gesetzgebung erlaubt für die "50er"-Klasse nicht mehr.
Alte Idee, neu erdacht
Der Ami ist im Grunde nichts Neues. Vor allem aus Frankreich kennt man die kleinen 45-km/h-Leichtkraftautos. Über ganz Europa werden etwa 30.000 Fahrzeuge pro Jahr abgesetzt – immerhin. Aixam und Ligier sind die bekannteren Hersteller, die auch in Deutschland zu Preisen ab 9.000 Euro (brutto) zu haben sind. Klar: die Konkurrenten mit Knattermotor sind hochwertiger und luxuriöser gemacht. Der Ami ist spartanisch. Und das macht ihn so sinnvoll und sympathisch. Denn er hat alles an Bord, was sich das angepeilte Klientel wünscht: Und das ist vor allem das eigene Smartphone, das beispielsweise auch als Soundsystem mit einer externen und somit portablen Bassbox gekoppelt wird. Die Heizung schaltet man aus oder ein, die Lüftung ebenfalls, geregelt wird nix. Airbags, ABS oder ESP sucht man vergebens.
Citroën Ami
BildergalerieIdeal für Pflegedienste
Dafür elektrifiziert der Ami nun auch dieses Segment und macht es sinnvoller denn je und vielleicht auch en vogue für eine neue Käuferschicht. Sind bislang oft ältere Damen und Herren und ab und an mal Jugendliche in den Kurzautos zu sehen, sieht Citroën erhebliches Potenzial bei Firmen, die ihre Poolfahrzeuge oft in der Stadt einsetzen und meist mit einer Person besetzt sind. Und schon schießen einem die Pflegedienste in den Kopf. Denn das Parken gelingt auch aufgrund des Wendekreises von 7,2 Metern fast überall. Vor allem, wenn man zum Querparker wird.
Viel Glas macht den Freund übersichtlich und luftig. Damit entspannen sich die Insassen und Passanten. Denn der Ami ist von außen nicht nur freundlich, er ist ja auch elektroleise – ganz ohne nervigen Fußgängerwarnton.
70 Kilometer Reichweite
Geladen wird der lediglich 5,5 kWh kleine Akku wohl meist an der Hausstromsteckdose. Das passende Kabel befindet sich fest verbunden in der Beifahrertür. Herausziehen, einstöpseln und nach drei Stunden steht der komplett geleerte Akku wieder unter Volldampf. Adapter machen ihn ladesäulentauglich, wenngleich das nichts an der Ladezeit ändert. Knapp drei kW sind maximal möglich. Diese Ladung hält laut Citroën im Idealfall für 70 Kilometer. Ausreichend: Der Durchschnittseuropäer fährt am Tag rund 60 Kilometer, der Durchschnittsstädter deutlich weniger.
Apropos Türen: Der Innenraum wird mittels zwei identischer Türen geentert – das simplifiziert die Entwicklung und Produktion, die im PSA-Werk in Marokko stattfindet. Links öffnet die Tür gegen die Fahrtrichtung, rechts wie gewöhnlich. Die Klappfenster sollen den Charme der Ente versprühen, die Fahrradspiegel irgendeinen anderen. Der Ami soll lange halten und viele unterschiedliche Nutzer gut vertragen, egal, wie er von ihnen behandelt wird.
Free2Move teilt den Ami
Das Teilen ist eine Intension des Ami – nicht nur innerhalb der eigenen Firma. Free2Move, das Sharingkonzept des PSA-Konzerns, will den Ami ab Sommer in Paris einsetzen. Für 26 Cent pro Minute soll er die Stadt mobilisieren, Platz sparen und Abgase eliminieren. Ob das Vorhaben gelingt, bleibt abzuwarten. Cool wirkt der Ami in jedem Fall und legt damit das Stigma der "alten" Mikro-Verbrenner ab, die von vielen nicht verstanden und daher belächelt wurden. Der Ami ist anders, clever und bietet in der Stadt viele Vorteile – wenn man auf Individualverkehr nicht verzichten kann oder möchte. (mb)