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Chefwechsel bei Ford: An der Auto-Zukunft gescheitert?

23.05.2017 10:34 Uhr
Chefwechsel bei Ford: An der Auto-Zukunft gescheitert?
Verwaltungsratschef Bill Ford (r.) verspricht sich viel vom neuen CEO Jim Hackett.
© Foto: Ford

Ford entlässt unter dem Druck der Investoren seinen Vorstandschef. Mark Fields' größtes Problem war der Aktienkurs. Bei Zukunftsthemen wie E-Autos oder Carsharing setzt die Börse auf andere Firmen. Doch kann der neue Boss Jim Hackett das ändern?

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Von Hannes Breustedt, dpa

"Dies ist eine Zeit der beispiellosen Umwälzungen", sagt Chairman Bill Ford. Kurz zuvor hat sein Unternehmen Vorstandschef Mark Fields nach nicht einmal drei Jahren gefeuert. Nun muss eine radikale Personalentscheidung erklärt werden, die unter hohem Druck der Aktionäre zustande kam. Fields war bei Investoren in Ungnade gefallen, an der Börse gilt der zweitgrößte US-Autobauer als Problemfall, dem die Zukunftsideen fehlen. Mit Jim Hackett, der bislang für Innovationen zuständig war, soll ein Branchen-Outsider den Konzern wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bringen.

Das zentrale Ereignis, das den für Fields' verhängnisvollen Epochenwechsel in der Autowelt markierte, spielte sich im April ab. Da überholte der Elektroautobauer Tesla – mit seinem schillernden Chef Elon Musk schon länger ein Superstar an der Wall Street – Ford beim Börsenwert. Finanzprofis rieben sich ungläubig die Augen, ein Analyst bezeichnete die Wachablösung als "irrsinnig". Zum Vergleich: Tesla verkaufte im ersten Quartal weltweit rund 25.000 Neuwagen, während Ford alleine auf dem US-Markt über 617.000 Autos absetzte.

Während Tesla die Herzen der Anleger zufliegen, obwohl das Unternehmen seit seiner Gründung 2003 in den roten Zahlen steckt, war Fields, der mit Ford in den letzten fünf Jahren 26 Milliarden Dollar verdiente, schon länger angezählt. "Ford hat bislang keinen plausiblen Ansatz bei Mobilität und E-Autos", sagt Experte Christian Stadler von der Warwick Business School. Fields' Problem: Die Zukunft der Autobranche dreht sich um alternative Antriebe, Roboterwagen, künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Mitfahr-Apps und nicht mehr um die schnöde Fertigung von Fahrzeugen.

Schlag ins Kontor

Tesla und Uber, aber auch die an selbstfahrenden Autos forschenden Tech-Giganten des Silicon Valleys, wie die Google-Mutter Alphabet und der iPhone-Riese Apple, liefern offenbar die attraktiveren Geschichten für Anleger. Für Fords Verwaltungsräte müssen die ständigen Vergleiche zwischen dem legendären Firmengründer Henry Ford und Tesla-Chef Musk – dem die Börse mit der Elektromobilität einen ähnlich innovativen Durchbruch wie Ford mit der Fließbandfertigung vor über 100 Jahren zutraut – ein Schlag ins Kontor sein.

Teslas Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um über 40 Prozent gestiegen, das entspricht in etwa dem Kursverlust, den Ford in Fields' knapp dreijähriger Amtszeit erlitt. Nun hat das mächtige Direktorium um Chairman Bill Ford die Reißleine gezogen und den 56-jährigen Fields mit ein paar netten Worten in den Ruhestand verabschiedet. Mit dem 62-jährigen Hackett setzt Ford auf einen Quereinsteiger, dessen Karrierehöhepunkt bislang kennzeichnet, beim Möbelhersteller Steelcase das Ruder herumgerissen zu haben.

"Wahrer Visionär"

"Ich bin begeistert, mit Bill Ford und dem gesamten Team ein noch dynamischeres und lebhafteres Ford aufzubauen", sagte der neue Vorstandschef, der seit März 2016 die Innovationssparte "Ford Smart Mobility" leitete. Bill Ford, der Urenkel des Firmengründers Henry, griff bei der Vorstellung am Firmensitz in Dearborn nahe Detroit (US-Bundesstaat Michigan) kräftig in die Harfe: "Er ist ein wahrer Visionär, der einen einzigartigen Führungsstil mitbringt, der unser volles Potenzial erschließen wird."

Doch nicht alle teilen die Begeisterung. Branchenkenner Stadler äußert große Zweifel an der Entscheidung: "Fords Chefwechsel ist unnötig", sagt der Professor der Warwick Business School. "Dem Unternehmen geht es eigentlich recht gut in Sachen Profit". Tatsächlich hatte Fields dank florierender Geschäfte mit SUV und Pick-up-Trucks im US-Heimatmarkt in den letzten Jahren mit starken Zahlen auftrumpfen können. "Nur der Aktienpreis entwickelte sich in die falsche Richtung", meint Stadler. Allerdings geht inzwischen auch dem Auto-Boom in den USA zunehmend die Luft aus.

Der entscheidende Punkt sei jedoch, so Stadler, dass sich an den wesentlichen Problemen kaum etwas ändern dürfte. "Ein neuer Chef wird wahrscheinlich keinen erheblichen Unterschied machen – kurzfristig könnte Hackett einen positiven Effekt bewirken, doch auf Dauer steht er vor denselben Herausforderungen", sagt Stadler. Fields sei zudem zum Verhängnis geworden, dass er das Erbe des gefeierten Vorgängers Alan Mulally antreten musste. Ihm war es gelungen, Ford nach der schweren Rezession ab 2008 wieder auf die Beine zu bringen. "Jeder Nachfolger hätte es schwer gehabt, die Erwartungen zu erfüllen."

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KOMMENTARE


Aschmu

23.05.2017 - 14:06 Uhr

ob der mit sorry 62 Lenzen den Konzern auf Jahre hinweg in sicheres Kielwasser steuern kann - ich bezweifel es. Klar müssen wir daran arbeiten, zukunftssichere Fahrzeuge zu entwickeln, zu fertigen und auch zu verkaufen. Aber wenn es mit Hackett nicht klappt, wird auch der fliegen. Bis dorthin hat er sich zusätzlich einige Millionen abgeschöpft. Ford - Ihr seid ein Weltkonzern. Vielleicht müsst auch Ihr gegenüber euren Händlern niedrigere CI`s abfordern, damit die wieder mehr Zeit haben sich auf den Kunden und weniger auf die Verwaltung zu konzentrieren. Denn mehr Verkäufe bedeutet auch höheren Umsatz.... aber seit Jahre drehen wir uns immer im eigenen Mist... hier mal einige beim Wettbewerber x abgegriffen...dort mal einige ... im Gegenzug wandern auch von Ford viele zu x und y. Schaut euch doch mal die Zahlen (BRD ) an..... immer ca. 3,1-3,2 Mio. Davon plus minus 7,5% ... mal mehr mal weniger.... und das trotz der Tatsache dass es ziwchenzeitlich nicht mehr 5/6 Modelle gibt... nein - wieviel sind es inkl. NFZ ? 30 ? dazu zig Serien und Varianten..... ihr müsst lernen Begehrlichkeiten zu wecken und nicht immer nur beim Firmenkunden mit noch höheren Rabatte gegen Mitbewerber XY zu kontern


Axel

24.05.2017 - 09:57 Uhr

Eigentlich steht im Artikel der ganze Irrsinn schon drinn... Ford vs. Tesla - Gewinne vs. Verluste... Die Welt gerade an den Börsen ist völlig verdreht. Klar hat Musk mit seinen Visionen und den Milliarden der Anleger etwas geschaffen und zeigt der etablierten Fahrzeugwelt wie man innovativ vorangehen kann. Aber gerade bei FORD ist doch der richtige Weg eingeschlagen worden. Man war der Einzige große US Hersteller der die Krise in 2008 ohne Staat überleben konnte. GM und Chrysler gäbe es einfach nicht mehr...Es werden und wurden Milliarden Dollar Gewinne eingefahren die man ja auch an die lieben Aktionäre ausgeschüttet hat. Das wird ja schließlich verlangt. Jetzt hinzugehen und den aktuellen Chef zu feuern zeigt den ganzen Irrsinn der Branche und der Börse...


FeriAS

24.05.2017 - 10:19 Uhr

Wenn Sie folgendes schreiben:"Fields' Problem: Die Zukunft der Autobranche dreht sich um alternative Antriebe, Roboterwagen, künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Mitfahr-Apps und nicht mehr um die schnöde Fertigung von Fahrzeugen." - dann sind Sie ehrlich gesagt nicht sehr gut informiert, über das was Ford bereits macht und noch vor hat.- Damit formen Sie beim Leser eine Meinung, aber als Journalisten haben Sie Ihre Arbeit der Recherche nicht gemacht.


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