Der Carbonhersteller SGL Group kommt auf seinem Sanierungskurs voran und zieht einen teuren Schlussstrich unter einen chronischen Verlustbringer. Das Unternehmen vereinbarte am Montag den Verkauf großer Teile der US-Tochter Hitco an den kanadischen Flugzeugteilebauer Avcorp. Dafür mussten sie allerdings in den Verhandlungen einen negativen Verkaufspreis von 47 Millionen US-Dollar (43 Millionen Euro) akzeptieren und zahlten damit drauf. SGL kündigte deshalb Abschreibungen von 50 bis 55 Millionen Euro an.
Anleger reagierten dennoch erleichtert: SGL-Aktien legten zeitweise rund 3,5 Prozent zu. Fortschritte meldete das Unternehmen im Streit mit dem Fiskus. SGL rechnet nun mit einer Steuernachzahlung von 35 Millionen Euro. Ursprünglich hatte der Vorstand 41 Millionen Euro nach einer Steuerprüfung dafür zurückgestellt. Aufsichtsratschefin des Unternehmens ist BMW-Großaktionärin Susanne Klatten. Für BMW und andere Autohersteller gelten die ultraleichten Carbonfasern als spritsparender Werkstoff der Zukunft.
Im laufenden Geschäft sieht sich SGL auf Kurs zu ihren Zielen. So sei der Umsatz im ersten Halbjahr mit 655 Millionen Euro in etwa stabil geblieben. Vor Steuern und Zinsen (Ebit) verdiente das Unternehmen 15 Millionen Euro. Dabei sind allerdings die Sonderbelastungen wie die neuerlichen Abschreibungen herausgerechnet. Zum Netto-Ergebnis will der Konzern sich am 6. August äußern.
Der Kohlenstoffspezialist kämpft mit Problemen im Stammgeschäft mit Graphitelektroden. Mit einem millionenschweren Sparprogramm, das neben dem Abbau von Stellen die Schließung von Standorten umfasst, will das Management das Unternehmen wieder in die Gewinnzone führen. (dpa)