Seit über 40 Jahren gehören Airbags zum Ausstattungsarsenal von Autos. Über die Zeit wurden die Rückhaltesysteme weiter verfeinert, um immer höheren Anforderungen an die Sicherheit gerecht zu werden. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Vor allem in Hinblick auf die autonome Mobilität stehen Airbagsysteme vor neuen Herausforderungen. Was sie in Zukunft leisten müssen, stellte der Zulieferer ZF Ende November auf dem Symposium "Airbag 2018" in Mannheim vor.
Bereits 2012 hat ZF ein Airbagssystem präsentiert, welches das Fahrzeugäußere vor einem Crash umhüllt. Dabei steckt das Luftkissen im Türschweller und bläst sich bei einem drohenden Aufprall innerhalb von Millisekunden auf der Außenseite der Tür auf. Fährt beispielsweise ein anderes Auto einem so gerüsteten Fahrzeug in die Seite, prallt es zunächst auf den Luftsack, was einen Teil der Aufprallenergie absorbiert. Mittlerweile hat ZF diese Airbagtechnik auf die Integration in autonome Fahrzeuge vorbereitet. Entscheidend dafür ist das intelligente Sensor-Zusammenspiel von Kamera, Lidar und Radar mit der Fahrzeugsoftware, um zu gewährleisten, dass der Außen-Airbag auch im richtigen Moment auslöst.
Airbagtechnik berücksichtigt verändertes Sitzverhalten
Um die Insassen autonomer Fahrzeuge besser schützen zu können, entwickelt ZF zudem Airbagtechnik, die ein verändertes Sitzverhalten berücksichtigt. Falls sich Passagiere etwa zur Entspannung stark zurückneigen oder den Sitz in eine andere Richtung drehen, muss das Rückhaltesystem auch dann sicher arbeiten. Entsprechenden Schutz kann unter anderem der adaptive Dual-Contour-Airbag bieten, der seine Form und Größe an die Insassenposition anpasst.
Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt sind Lenkräder. Heute tragen sie in ihrer Mitte einen Airbag. Künftig jedoch werden sich Lenkräder durch andere Formen und mehr Funktionen wie etwa Bediendisplays auszeichnen. Auch könnten sie künftig dank Einklappmechanismus verschwinden, was den Insassen mehr Bewegungsfreiheit erlaubt. Auch auf solche Anforderungen hin muss die Airbagtechnik angepasst werden.
Darüber hinaus zeigt ZF auch seriennahe Neuentwicklungen wie den Far-Side-Airbag, der sich in der Fahrzeugmitte entfaltet und damit Verletzungsrisiken durch ein Pendeln des Oberkörpers zur Fahrzeugmitte beim Seitenaufprall verringert. Ab 2020 wird EuroNCAP den Seitenaufprallschutz in der Fahrzeugmitte in die Prüfkriterien aufnehmen. Bereits kommendes Jahr soll eine neue Knie-Airbag-Generation von ZF in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen, die sich durch eine kompaktere Bauweise und ein um 30 Prozent verringertes Gewicht auszeichnet. Letzteres wird durch ein neues Gehäuse erreicht, das aus Kunststoff statt Metall besteht. (SP-X)