Die Leipziger Automobilmesse AMI fällt in diesem Jahr aus. Nach dem Rückzug zahlreicher großer Autohersteller in den vergangenen zwei Wochen habe sich die Messeleitung zur Absage der kompletten Schau entschlossen, sagte Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner am Montag in Leipzig. "Wir hätten sehr, sehr viel darum gegeben, nicht in eine solche Situation zu kommen. Es ist schmerzlich." In diesem Jahr sollte die AMI vom 9. bis zum 17. April ausgerichtet werden, es wäre das 25-jährige Jubiläum gewesen.
Über viele Monate habe man mit dem Co-Veranstalter VDIK für eine attraktive AMI 2016 gekämpft, betonte Buhl-Wagner. In den vergangenen Tagen habe jedoch eine "beispiellose Entwicklung" eingesetzt. 13 Autobauer mit 17 Marken hätten in kurzer Folge entschieden, ihre Präsenz zu stornieren, so der Messechef, der von einer Art Domino-Effekt sprach. Anfang Februar seien noch 22 Hersteller und 27 Marken angemeldet gewesen.
VDIK-Präsident Volker Lange erklärte den Rückzug der Industrie damit, dass zahlreiche Hersteller zurzeit neue Vertriebs- und Marketingstrategien entwickeln würden. Diese würden auch alternative Kommunikationskonzepte beinhalten. Ohnehin hätten fast alle Aussteller ihre Stände verkleinern wollen. Volkswagen zum Beispiel habe seinen Auftritt auf fast ein Drittel reduziert, sagte Lange. "Dass man damit Wettbewerber zum Nachdenken bringt, ist doch verständlich."
Wie berichtet, hatten bereits vor Wochen namhafte Autohersteller wie Mercedes-Benz, Opel, Ford, Fiat und Jaguar der AMI den Rücken gekehrt. Zuletzt kamen Marken aus Frankreich (Peugeot und Citroën) und aus Asien (Toyota, Mazda, Honda und Subaru) hinzu.
Die Musik spielt woanders
Die AMI in Leipzig wird als wichtigste deutsche Automesse hinter der IAA vermarktet, kämpft aber mit zunehmenden Bedeutungsverlust. Vor ein paar Jahren sollte ein Zwei-Jahres-Rhythmus im Wechsel mit der IAA neuen Schwung bringen, dieser verpuffte aber schnell. Für die Industrie spielt die Musik mittlerweile auf den A-Messen in Frankfurt, Genf oder gleich in Übersee, entsprechend klein war zuletzt die Zahl der Weltpremieren in der sächsischen Metropole. Lediglich die lokalen Produzenten BMW und Porsche hielten noch die Fahnen hoch.
Deshalb versuchten die AMI-Macher die Ausstellung verstärkt als Erlebnis- und Mitmach-Messe mit Probefahrten, Spritspar-Trainings und Off-Road-Parcours zu positionieren. Zusätzlich wurde sie mit neuen Schwerpunktthemen wie nachhaltige Mobilität und Oldtimern aufgeladen. Doch der Erfolg blieb aus: Zur letzten Ausgabe 2014 kamen nur rund 242.000 Autofans, etwa 44.000 weniger als 2012. Auch die parallel dazu organisierte Kfz-Werkstattmesse Amitec lockte weniger Fachbesucher.
Nicht von der aktuellen Absage betroffen sind den Angaben zufolge die Fachmesse "new mobility 2016" (12./13. April) und der VDIK-Kongress "Alternative Antriebe", der ebenfalls auf den 12. April terminiert ist. Buhl-Wagner: "Für die Leipziger Messe spielt das Thema Mobilität sowohl in diesem Jahr als auch in Zukunft weiterhin eine Rolle."
Wie geht es weiter?
Ob es in den nächsten Jahren überhaupt noch eine Automesse in Leipzig geben wird, ließen die Verantwortlichen vorerst offen. Man denke über "Themen und Formate" nach, sagte Buhl-Wagner. Deutlich skeptischer äußerte sich VDIK-Chef Lange: "Ich habe für die Zukunft meine Zweifel, ob eine zweite Automobilausstellung in Deutschland langfristig eine Chance hat." Wenn man Alternativen erwäge, könne man über eine Verkaufsausstellung statt einer Herstellermesse nachdenken. (dpa/rp)
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