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Autoindustrie: Wirtschaftsforscher gegen Verbrenner-Aus

18.07.2017 13:46 Uhr
Würden Benzin- und Dieselautos verboten, hätte dies gravierende Folgen für die Beschäftigung in der deutschen Autoindustrie.
© Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa

Das Ifo-Institut auf einer Linie mit der Autolobby: Beide sind gegen ein Verbot von Neuwagen, die mit Benzin oder Diesel fahren. Das wäre nicht optimal für den Klimaschutz. Und was würde mit den Arbeitsplätzen in der deutschen Kernbranche passieren?

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Wirtschaftsforscher und die deutsche Autoindustrie warnen vor einem Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor. Dies wäre der falsche Weg, um die Klimaschutzziele möglichst günstig zu erreichen, sagte der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, am Dienstag in Berlin.

Etwa 620.000 Industrie-Arbeitsplätze in Deutschland hingen direkt oder indirekt an der Herstellung von Benzin- und Dieselautos, heißt es in einer Ifo-Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Außerdem stünden im Fall eines Verbots 13 Prozent der industriellen Wertschöpfung auf dem Spiel – rund 48 Milliarden Euro.

Ein Zulassungsverbot für neue Benziner und Dieselfahrzeuge wird in mehreren europäischen Staaten diskutiert. In Deutschland fordern die Grünen, vom Jahr 2030 an nur noch abgasfreie Autos neu zuzulassen.  VDA-Präsident Matthias Wissmann meinte dazu: "Solche Termine zu nennen, ist weder ökonomisch sinnvoll noch strategisch klug."

"Wir brauchen einen Weckruf"

Grünen-Chef Cem Özdemir hielt dagegen: "Gerade weil so viele Arbeitsplätze am fossilen Verbrennungsmotor hängen, brauchen wir einen Weckruf." Der Verbrennungsmotor sei weltweit ein Auslaufmodell. Die Frage sei nicht mehr, ob sich das emissionsfreie Auto durchsetze, sondern wer es baue. Ähnlich äußerte sich Greenpeace. Der VDA müsse die Branche dazu bringen, "sich mit neuen Modellen schneller als bislang geplant vom Verbrenner zu verabschieden", meinte der Verkehrsexperte der Umweltorganisation, Benjamin Stephan.

Fuest hält Mengenvorgaben für den CO2-Ausstoß für den besten Weg, um die Klimaschutzziele zu erreichen. "Wir müssen Klimaziele vorgeben, aber nicht die Technologie", sagte er. Emissionszertifikate – sie bestimmen etwa in der Luftfahrt Preise für den Ausstoß schädlicher Gase – und der Handel damit könnten auch für den Autoverkehr eine Lösung sein. Wissmann sagte, er sei "für Preissignale offen".

Laut der Ifo-Studie arbeiten 457.000 Beschäftigte hierzulande für den Verbrennungsmotor. Sie stellen Benzin- und Dieselantriebe her oder auch Abgasreinigungssysteme. Rechne man die Beschäftigten hinzu, die indirekt mit dem Verbrenner zu tun hätten, erhöhe sich die Zahl um mindestens 163.000 Arbeitsplätze. Sie sind etwa in der Produktion von Metallteilen, von Schaltgetrieben und von Kraftstoffen zu finden.

Jobs bei kleineren Zulieferern in Gefahr

"Das heißt nicht, dass diese Arbeitsplätze wegfallen", stellte Fuest heraus. "Sie sind auch nicht gesichert, wenn alles so bliebe, wie es ist." In der Studie werden 132.000 Stellen als "in besonderem Maße gefährdet" bezeichnet – vor allem bei kleinen und mittleren Zulieferern. Ihnen "dürfte es im Vergleich zu Großunternehmen deutlich schwerer fallen, parallel oder alternativ zur Produktion von Verbrenner-Komponenten auf Produkte und Geschäftsfelder für Elektrofahrzeuge umzustellen", heißt es in der Untersuchung.

Für ein Alternativszenario, das Arbeitsplatzverluste im Sektor Verbrennungstechnik gegen Gewinne bei alternativen Antriebssystemen aufrechnet, gebe es "keine empirische Basis", sagte Fuest. "Wir wissen nicht, wie sich die Verkaufszahlen von Elektroautos entwickeln." (dpa)

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KOMMENTARE


Thomas

18.07.2017 - 16:37 Uhr

Ist schon sehr differenziert, nur mit den großen Zahlen der gefährdeten Arbeitsplätze hausieren zu gehen, ohne sich offensichtlich eingehender damit beschäftigt zu haben, was auf der anderen Seite neu entstehen könnte. Aber OK, der VDA hat augenscheinlich bekommen, was er wollte: Haufenweise Presse-Echo, Angst vor Jobverlust geschürt, Stimmung gegen Elektromobilität gemacht. Hauptsache weiter so und mit Vollgas gegen die Wand. Einmal kurz innehalten und überlegen oder wenigstens Sicherheitsgurte oder Airbags? Ist echt nur was für Warmduscher.


Eddie Frenzel

18.07.2017 - 17:27 Uhr

Erinnert sichjemand an die 50er und 60er Jahre? Damals waren die Briten führend und haben Germany mit VW etc belächelt.Erinnert sich jemand an die Entwicklung der Telefonie? Wer konnte vor 20 Jahren mobil surfen? Das waren Träumer.Beides hat uns überrollt.Ich hoffe unsere Auto-Bosse haben gute Pläne im Koffer, denn die Entwicklung geht jetzt noch schneller. 2025 können sie keine Ölschlucker mehr mit Ertrag verkaufen.Ich war dabei und habe aufgepasst!!!


egon samu

19.07.2017 - 07:01 Uhr

Die von den Politdilettanten verursachte Verunsicherung der Bürger und die unberechenbare Wendehals-Politik der Bundeskanzlerin wird nicht nur die innere Sicherheit und die sozialen Sicherungssysteme zerstören. Das Vertrauen des noch selbstständig denkenden Wählers und die Planungssicherheit für Industrie und Wirtschaft sind auch dahin. So verwandelt unfähige Politik auch den blühendsten Staat in eine brach liegende Ackerlandschaft um, wo nur Wildwuchs von Unkraut gedeiht...


Frank Leclaire

19.07.2017 - 07:58 Uhr

Den Ansatz mit der Vorgabe von Emmissionszielen finde ich erstmal recht gut. Ich bin mir sicher, dass im Bereich der Energieeffizienz für Verbrennungsmotoren noch lange nicht alles Mögliche erreicht wurde. Hier sollte man ansetzen und dabei , parallel, an Alternativen arbeiten. Diese Hauruck-Aktionen sind definitiv mehr schädlich als hilfreich. Und das Thema Fahrverbote ist lächerlich!


Elektroschrott

19.07.2017 - 09:08 Uhr

Der vorübergehende Elektrotrend ist die absolut falsche Richtung - allein über ein Verbot von Verbrennern nachzudenken ist schon der absolute Irrsinn. Um den Strom für die Elektroautos (mit Lithium-Ionen-Akkus, die aus begrenzten Ressourcen hergestellt werden) produzieren zu können müsste man unzählige weitere Kohle- und Atomkraftwerke in Betrieb nehmen. Der Wandel zur Elektromobilität ist langfristig gesehen das weitaus schädlichere Szenario und umwelttechnisch eine absolute Katastrophe. Nicht nur wegen der Entsorgung und des kaum möglichen Recycling der Batterien und der begrenzten Verfügbarkeit der Rohstoffe die benötigt werden. Die Lösung wäre sauberer synthetischer Sprit/Diesel. Der Zwang zur Elektromobilität ist nicht zu Ende gedacht, hoffentlich kann dieser Irrsinn noch gestoppt werden. Und wer immernoch davon ausgeht dass die deutschen PKW die Luft so sehr verschmutzen, sollte sich endlich mal mit Zahlen auseinandersetzen und erkennen wie winzig dieser Anteil überhaupt ist.. Die "Grünen" machen ihrem Ruf mal wieder alle Ehre und erstreben Verbote, einfach nur um dem Bürger seine Freiheiten zu nehmen, hauptsache es wird etwas verboten. Ob es der Umwelt nutzt oder nicht, spielt keine Rolle - und sowas schimpft sich "grün"..


Eddy

19.07.2017 - 10:56 Uhr

jeder sucht sich in der argumentation aus, was ihm beliebt...arbeitsplätze, witschaftswachstum, co2, partikelschmutz.solange es kein schlüssiges mobilitätskonzept konzept wird der progressiv denkende kunde mit e-autos weiterhin verarscht sie zu kaufen. die herstellung (ins besondere akku) ist momentan energie- umwelt- und co2-intensiver. prima, daß am auto hinten nichts rausqualmt! aber wo qualmmt es dann mehr? in den kraftwerken, die wohl ereitert werden müssen. glaubt jemand an ein neues windrad pro zugelassene 100 autos? was ist mit den verteilernetzten, die jetzt schon fast kollabieren? (keine trasse / windrad bei mir bitte!)eine kleine überlegung: wieviel kilowattstunden fahren wohl auf der straße?wo soll all die elektrische energie sauber herkommen und verteilt werden?momentan wird dem kunden zugemutet energie zu laden wie zu beginn des automobils: benzin in der apotheke kaufen. fragen ob benzin da ist. jeder energiebetreiber kocht sein süppchen, weil da das größe geschäft entsteht!hier wird über kaffemaschinen diskutiert, aber die filtertüten sind das geschäft. und das ist immer noch dreckig.


Dr. T. Lorenz

19.07.2017 - 12:24 Uhr

Hat sich schon jemand mal Gedanken gemacht, wo der Strom zum Nachladen der Akkus bei Millionen von Fahrzeugen herkommen soll, die mit großer Wahrscheinlichkeit nachts geladen werden, wenn keine Sonne scheint und der Wind nachlässt ? Von Gas - oder (Braun-) Kohlekraftwerken ? Oder importierter Strom aus Frankreich (90 % aus Atomkraft) ?Und was es kostet, die mehrere hundert Kilogramm schweren Akkus herzustellen und zu entsorgen ? Die Rohstoffpreise für Akkus werden ins unermessliche und unbezahlbare steigen !Eine Tankfüllung dauert Minuten, eine Akkuladung mitunter Stunden.Wieviel Ladestationen braucht man in den Innenstädten und auf Autobahnraststätten um hunderte bis tausende Autos an einer Stelle am Tag nachzuladen ?Wie soll das geschehen ? Wer hat soviel Zeit, darauf zu warten, um die Ladestation nach dem Ladevorgang nicht für andere zu blockieren ?Die reale Reichweite bei eingeschalteter Heizung/Klimaanlage liegt je nach Bedingung 30 % unter den angegeben Werten! Bei 10 Grad unter Null oder 25 Grad über Null im Stau und dann auf die nächste Raststätte zum Aufladen - nochmals stundenlanges warten auf freie Ladestation ! Dieselhybride mit umweltneutral hergestelltem Kraftstoff (durch Algen oder schnellwachsende und CO2 absorbierende Pflanzen) als Übergang für die nächsten Jahrzehnte, bis dahin optimierte Verbrennungsmotoren (einschließlich Diesel) sind m.E. nach realistischere Strategien.Alles andere ist (parteipolitisch?) motivierte Panikmache mit illusorischen Vorstellungen und Forderungen, denen wenig Sachverstand zugrunde liegt!


MV

19.07.2017 - 13:20 Uhr

Es ist doch bekannt das bei uns viele Jobs am Auto hängen.600.000 Arbeitslose = 600.000 Käufer weniger. Ganz einfach.Unser System sagt : Arbeite dann hast du eine Chance zu leben. Werde arbeitslos oder auch nur krank und du erlebst Dinge die dich an diesem Land so Richtig zweifeln lassen.Es ist bekannt was Elektroschrott schreibt oder auch Dr. Lorenz.Erderwärmung ist bekannt und viele andere Dinge, wo sich normale Bürger fragen : Sehen die das nicht ?Die Lösung : Es gibt keine, den es gibt eine ganz einfache Erklärung.WIR SIND ZU VIELE.Es geht nicht um Benziner oder Elektro, saubere Luft, sauberes Wasser.Es geht auch nicht um Menschen, sondern um Geld und noch mehr Geld.Was ist das beste Produkt eines Versicherungsmenschen ?? Eure Angst.Nur dadurch verkauft er auch einen (...) den keiner wirklich braucht.Die Angst vor der Angst und vor dem was kommen könnte.In Berlin sitzen viele von denen. Und die spielen jeden Tag mit Eurer Angst.Denkt mal drüber nach


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