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Attacken: Streit zwischen VW und Fiat eskaliert

27.07.2012 15:00 Uhr
Zwischen den beiden Autobauern VW und Fiat kracht es heftig.
© Foto: Fiat/VW/Fotolia/AHO-Montage

Zwischen den beiden Autobauern kracht es heftig. Fiat-Boss Sergio Marchionne hatte Europas Nummer eins scharf attackiert - VW keilt zurück: Marchionne sei als Präsident des europäischen Branchenverbandes untragbar.

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Mitten in der Absatzkrise auf dem europäischen Automarkt ist zwischen Branchenführer Volkswagen und dem angeschlagenen Autobauer Fiat ein massiver Streit entbrannt. VW forderte den Vorsitzenden des europäischen Autohersteller-Verbandes Acea, Fiat-Chef Sergio Marchionne, zum Rücktritt auf. Marchionne sei als Präsident des Verbandes untragbar und solle gehen, erklärte VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem am Donnerstagabend.

Hintergrund ist ein von der "New York Times" (Donnerstag) zitierter Vorwurf Marchionnes, Volkswagen betreibe eine rücksichtslose und zerstörerische Preispolitik. "Bei der Preisgestaltung gibt es ein Blutbad. Das ist ein Blutbad bei den Margen", wurde Marchionne zitiert. Indem die Wolfsburger aggressive Rabatte gewährten, nutzten sie die Krise, um Marktanteile zu gewinnen. Von Fiat oder Marchionne gab es bis zum Freitagmittag keine Reaktion auf die Aussagen von VW.

VW-Kommunikationschef Grühsem hatte erklärte, angesichts der Äußerungen Marchionnes sei auch ein Austritt aus dem Acea eine Option für Volkswagen. VW ist ein Schwergewicht in dem Verband. Der 1991 gegründete Autobauer-Verband Acea vertritt die Interessen von 16 Herstellern von Autos, Lastwagen und Bussen auf europäischer Ebene und gilt als einflussreicher Verband.

Die EU-Kommission nimmt Volkswagen in Schutz. "Mir sind keinerlei Hinweise auf Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung oder unfaire Geschäftspraktiken von Volkswagen bekannt", sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am Freitag in Brüssel. Die EU-Kommission könne den Fall nicht weiter kommentieren, da sie keine Details kenne.

Fiat leidet unter massiven Absatzproblemen. Marchionne wiederum ist für markige Aussagen bekannt. So hatte er Anfang des Jahres gefordert, Europa brauche einen zweiten starken Autobauer und damit ein Gegengewicht zu VW. Anfang 2011 hatte der Fiat-Chef aus Ärger über ein angebliches Werben von VW um Alfa Romeo Interesse an den beiden VW-Beteiligungen MAN und Scania bekundet, dies aber wenig später als "Witz" bezeichnet.

Autoindustrie wird Zwei-Klassen-Gesellschaft

Der Konflikt zwischen VW und Fiat kommt zu einer Zeit, in der der Fahrzeugmarkt in der EU seit Monaten auf Talfahrt ist - vor allem in den Euro-Krisenländern Spanien und Italien, aber auch in Frankreich. Dies trifft die Hersteller hart, die von Europa abhängig sind - neben der europäischen Nummer zwei PSA Peugeot Citroën sind dies auch Opel und Fiat. Sie kämpfen mit Überkapazitäten. Der VW-Konzern dagegen ist dank seiner breiten Aufstellung und der Stärke vor allem in China und den USA auf Erfolgskurs.´

Die Autoindustrie steuert daher immer mehr auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu. Zu den Gewinnern zählen derzeit auch die deutschen Oberklasse-Hersteller Daimler und BMW. Auch Porsche profitiert weiter von dem ungebrochenen Ansturm auf Luxusautos in den USA und in China. Dagegen sieht es bei Opel, PSA und Fiat düster aus. Der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroën steckt tief in den roten Zahlen und kündigte am Mittwoch ein Milliarden-Sparprogramm an. Der zweitgrößte französische Autobauer Renault meldete am Freitag ebenfalls erhebliche Gewinneinbußen, hielt sich aber in den schwarzen Zahlen. Fiat kämpft auch, profitiert aber von der Stärke seiner US-Tochter Chrysler.

Rabattkampf wird stärker

Um die Kunden zu locken, sind derzeit alle Hersteller auf dem europäischen Automarkt mit Rabatten unterwegs - auch in Deutschland. Die Kundenvorteile für Autokäufer hätten ein Rekordniveau erreicht, hieß es in einer am Montag vorgelegten Studie des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen. Das Rabattniveau zeige, dass der deutsche Automarkt in den nächsten Monaten vor einer Rezession stehe. Der bisher ertragreiche Markt Deutschland werde für immer mehr Hersteller zu einem "Verlustmarkt".

Die durchschnittlichen Rabatte für die 30 beliebtesten Neuwagen im Privatkundenmarkt seien im Vergleich zum Juni um einen Punkt auf 19 Prozent gestiegen. Zu Jahresbeginn lag der durchschnittliche Nachlass noch bei 15,9 Prozent. Die höchsten Preisabschläge seien für den Fiat Punto (30,6 Prozent), den Opel Corsa (31,3 Prozent) und den Opel Astra (30,9 Prozent) ermittelt worden. Auch VW biete hohe Rabatte, hieß es in der Studie. Der Preiskampf sei zudem bei den Oberklasse-Herstellern angekommen. (dpa)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

27.07.2012 - 19:48 Uhr

...erst in den nächsten Monaten Rezession? - ja, ist klar, - wurde in den vergangenen Jahren diese zwangsläufige Entwicklung nicht nach hinten verlagert? (Der Verschiebebahnhof läßt grüßen..., in der Hoffnung, es trifft den Anderen zuerst...) ist es nicht so, dass bereits seit einigen Jahren erheblich mehr produziert wurde, als der Markt überhaupt aufnehmen kann? ...in den letzten Jahren waren doch 0 -1 % - Finanzierungen, tolle Leasingangebote, Tageszulassungsorgien sowie die Abwrackprämie in Deutschland bereits Indikatoren für die kommende Rezession? Was wäre z. B. ohne Abwrackprämie passiert, bei den Massenherstellern? Es wurde aber munter weiterproduziert, wie bisher, in der Hoffnung auf - bitte was? Zeitgleich ging doch auch die effektive Kaufkraft sämtlicher EU-Bürger, nicht nur in der BRD, zurück. Die gesammten Insolvenzen von den Autohäusern seit einigen Jahren waren sicher nicht allein auf Fehler der Inhaber zurückzufüren. - Und jetzt macht man bei den Herstellern "lange Gesichter" und versteht die Welt nicht mehr? - Und dass die "EU-Kommissare" keine Details kennen, dürfte jedem hier klar sein. Wieso werden diese (sorry) "Flachschippen" überhaupt gefragt? Diese können keinesfalls beurteilen, ob irgendwo evtl. fragwürdige Geschäftspraktiken angewand wurden. (Auch denke ich, dass die, meistens unterbezahlten, Leiharbeiter, welche in den Werken eingesetzt wurden, selbst wenn sie wollten, in der Regel keine Finanzierungsfreigabe erhielten, da seitens der Banken von einem "unsicheren" Arbeitsverhältnis ausgegangen wurde. - Ich denke hier z. B. gerade mal an die Nachricht von den "Audi-Leiharbeitern"...+ "Tschüß") Wohl dem, der keine Autofinanzierung im Genick hat! -


Dieter Klaiber

27.07.2012 - 20:01 Uhr

Der "blutrünstige" Sergio MArchionne hat eben durch den klugen Schachzug mit der Übernahme des US-Riesen Chrysler Car Group den Fiat Konzern unabhängiger von Europa gemacht. So wurden im ersten Halbjahr eine knappe Million Autos der Fiat Gruppe abgesetzt, davon jedoch nur noch 217000 Einheiten in Europa. Natürlich trifft uns Händler der restriktive Sparkurs sehr hart. Wichtige, neue Modelle werden verschoben oder gar nicht produziert, das ist hart. Aber mit der zunehmenden Globalisierung der Weltmärkte wird die Fiat Gruppe überlebensfähig. Und der Erfolg der Wolfsburger Autobauer, hat denen auch ein wenig Hochmut um die Nase wehen lassen. Und der kommt bekanntlich vor dem Fall. Zumindest i der Literatur. Andiamo Sergio!


Martin Oswald

28.07.2012 - 08:24 Uhr

Wer im Glashaus sitzt ... Auf der Strecke bleiben die Händler, denn die können den brutalen regionalen Rabattwettbewerb nicht durch Asien-Geschäfte kompensieren. Willkommen in der realen Autowelt.


K. Wempe

30.07.2012 - 10:15 Uhr

Warum ein Autobauer wie Volkswagen sich überhaupt aufregt ist mir ein Rätsel. Für einen der ganz Großen regiert VW wenig souverän. Wenn dann noch ein Rücktritt Marchionnes gefordert wird, dann gehe ich fast davon aus, dass jemand bei VW selber gerne in diesem Sessel Platz nehmen möchte. Vielleicht der "VW Berlusconi" Ferdinand Piech himself? Das FIAT und OPEL die höchsten Rabatte gewähren leuchtet ein, gerade wenn angeblich gut laufende Marken wie VW Geld verschenken. Das zeigt aber auch, dass das Preisniveau fast aller Marken mittlerweise zu hoch angesiedelt ist um die Ware zu normalen Preisen zu veräußern. Die UPE ist halt nur noch Makulatur. Man sollte die UPE's abschaffen, dann kann der Kunde entscheiden ob das beim Händler bepreiste Produkt es wert ist von ihm gekauft zu werden. Außerdem hätte Prof. Dudenhöffer dann kein Steckenpferd mehr.


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