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70 Jahre Porsche-Sportwagen: Jubiläum der Traumwagenfabrik

19.03.2018 06:00 Uhr
Ferry Porsche (Mitte), sein Vater Ferdinand Porsche (rechts) und Erwin Komenda (links) 1948 vor dem 356 Nr. 1 in Gmünd.
© Foto: Porsche

Mit dem Namen Porsche verbindet man vor allem den 911. Doch den Grundstein für den Sportwagenbau legte das Unternehmen mit einem ganz anderen Fahrzeug – vor mittlerweile sieben Jahrzehnten.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Es ist die Magie einer starken Marke, die Produkte begehrenswert macht. Kein Hersteller hat das überzeugender demonstriert als Porsche, jener süddeutsche Sportwagenspezialist, der seit genau sieben Jahrzehnten verführerisch schnelle Automobile verkauft. Bereits der 1948 im österreichischen Gmünd gebaute allererste Roadster vom Typ 356 mit legendärer Fahrgestellnummer 356-001 verdankte seinen Erfolg nicht zuletzt der Faszination, die vom Familiennamen Porsche ausgeht. Schließlich waren Sportler wie der Porsche 356 nicht wirklich angezeigt in einer Zeit als große Teile Europas noch in Weltkriegs-Trümmern lagen. Trotzdem hob der konstruktiv eng mit dem VW Käfer verwandte Vierzylinder ab zu einem fast beispiellosen Höhenflug – bis er 1963 vom Porsche 911 beerbt wurde.

Erfolg hat redensartlich viele Väter, im Fall des Typs 356 waren es frühe Rennsportsiege und das Renommee der Konstrukteure Ferdinand und Ferry Porsche. Ferdinand Porsche hatte sich erstmals im Jahr 1900 mit der Entwicklung des Elektromobils Lohner-Porsche in die Geschichtsbücher eingetragen und später die Entwicklung des VW Käfer verantwortet. Ferry Porsche wiederum trieb nicht nur den Typ 356 voran, er vereinbarte 1948 mit Volkswagen Lizenzentgelte pro gefertigtem Käfer sowie eine Vertriebs- und Beratungskooperation. Genau diese ingenieurtechnische Expertise ermöglichte Porsche später Entwicklungen für Marken wie Mercedes, Audi, Opel, Harley-Davidson, Seat und Lada, aber auch Traktoren, Feuerwehrkonzepte oder Flugmotoren.

Längst ist Porsche ein Volumenproduzent mit vielen Modellreihen und doch genießt die Marke noch immer den Nimbus einer Manufaktur vergleichbar den Luxuslabels Ferrari, Rolls-Royce oder Riva. Ein Status, den Porsche regelmäßig pflegt durch kostspielige Supersportler wie den Porsche 959 von 1985, das 1,5 Millionen Mark teure Homologationsmodell 911 GT1 Evo (1997) oder den Hybrid-Renner 918 Spyder (ab 2013). Hypercars, die ebenso wie der schon 1955 durch den Hollywoodstar und Hobbyrennfahrer James Dean berühmt gewordene Porsche 550 Spyder ein Bindeglied sind zwischen der Motorsportmarke Porsche und Porsche als Produzent von Seriensportlern.

Rennen als Testfeld für neue Technikkonzepte

Anders als etwa Enzo Ferrari waren Ferdinand und Ferry Porsche keine fanatischen Racer, für die der Verkauf von Straßensportwagen nur notwendiges Übel zur Finanzierung des Rennsports war. Vielmehr nutzt Porsche Rennen seit jeher auch als Testfeld für neue Techniken und Designkonzepte, die in Serie gehen. Nicht ohne Grund firmiert der Hersteller aus Zuffenhausen von Beginn an unter dem Namen Dr. Ing. h.c. F. Porsche, denn es sind die technischen Konstruktionen, die den Markenmythos ausmachen. Und wenn diese nicht zuverlässig sind oder gar Image-Fragen aufwerfen, werden sie aussortiert – wie gerade erst die Eliminierung der Dieselantriebe im SUV- und Panamera-Portfolio zeigte.

Die Grundlage aller sportlichen Entwicklungen bildete der sagenumwobene Porsche Typ 60K10, den die Porsche-Ingenieure schon 1939 konstruierten, um an dem nie ausgetragenen Rennen Berlin-Rom teilzunehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es dann das Projekt 356, das als erstes Serienmodell ein Porsche-Logo trug und von einem modifizierten Volkswagen-Vierzylinder beschleunigt wurde. Zunächst mit Rohrrahmen, Aluminium-Karosserie und Mittelmotor, dann nach werbewirksamen Rennauftritten als Serienauto mit Heckmotor und Stahlblechrahmen. Kaum ein Rennklassiker, an dem die Porsche 356 nicht erfolgreich waren. Andererseits war es die für Sportwagen außergewöhnliche Alltagstauglichkeit der kompakten Kraftwerke, die den bis Mitte der 1960er Jahre gebauten Porsche 356 als Coupé und Cabriolet zum Bestseller machte.

Einer für Alles – nach dieser Devise wurde auch der von Ferry Porsches Sohn Ferdinand Alexander gezeichnete Porsche 911 konzipiert. Der inzwischen in sieben Generationen über eine Million Mal verkaufte Neunelfer gilt global als Inbegriff eines Sportwagens, mit dem Manager auf Geschäftsreisen ebenso gut angezogen sind wie Rennfahrer auf der Suche nach neuen Rundenrekorden. "Wie erkennt man eine Rennikone?", fragt dazu eine aktuelle Porsche-911-Werbung, um selbst zu antworten: "Meistens gar nicht." Tatsächlich wurde der Elfer mit seinem im Heck eingebauten Boxer-Benziner so sehr Herzstück der Marke, dass es keinem der designierten und durchaus erfolgreichen Nachfolger gelang, die Ikone zu Grabe zu tragen. Immerhin zeigten die dafür vorgesehenen Transaxle-Typen Porsche 924/944/968 mit Vierzylinder-Triebwerken beziehungsweise der Gran Turismo 928 mit mächtigem V8 in den Jahren 1975 bis 1995, dass Porsche-Entwickler unterschiedliche Träume vom sportlichen Fahren erfüllen können. Dies gilt auch für den seit 1996 gebauten Mittelmotor-Roadster Porsche Boxster und die Coupé-Version Cayman.

SUV-Modelle sehr erfolgreich 

Als sich Porsche im Jahr 2002 mit dem Cayenne auf das Terrain der SUV wagte und 2009 mit dem Panamera klassische Luxusliner à la Mercedes S-Klasse und BMW 7er attackierte, glaubten viele Fachleute an einen unüberwindbaren Prüfstein für die Marke. Irrtum, wie die explodierenden Fahrzeugverkaufszahlen zeigten, nach Abrundung des Porsche-Programms mit dem Macan im Jahr 2014 sind Jahresverkaufszahlen von mehr als 200.000 Einheiten die Norm. Nur einmal scheiterte der kleinste deutsche Volumenhersteller wirklich: Bei der geplanten Übernahme des Giganten Volkswagen verschluckte sich Porsche derart, dass VW am Ende Porsche übernahm.

Mut und Kühnheit ist essentiell bei einem Konstruktionsbüro. Weshalb sich Porsche nie mit eigenen Projekten begnügte, sondern von Beginn an Neuland erkundete – und damit gutes Geld verdiente. Gewiss, Geländewagen wie den 1954 vorgestellten Porsche Typ 597 oder Traktoren wie die bis 1963 in über 120.000 Einheiten ausgelieferten Porsche-Diesel-Schlepper hatten auch andere Sportwagenbauer im Portfolio. Gleiches gilt für Bootsmotoren, die Porsche ab 1958 herstellte. Die seit 1959 entwickelten Flugmotorenprogramme sind schon außergewöhnlicher. Vor allem aber Projekte wie das in Weissach entwickelte Rettungsfahrzeug Save (1975), das Feuerwehrfahrzeugsystem Orbit (1977), das Cockpit für Airbus-Jets (1980), Motoren mit Schriftzug "System Porsche" mit denen sich Seat in Modellen wie Ronda und Ibiza ab 1984 schmückte oder der "Russen-Porsche" Lada Samara. Für dieses ab 1986 verkaufte Kompaktklassemodell hatten Porsche-Entwickler zahlreiche Komponenten optimiert.

Spektakulär schnell in den 1990ern waren die Modelle Mercedes 500 E und Audi RS2 Avant, die in Zuffenhausen gebaut wurden. Dass Opel mit dem ersten Zafira jahrelang die deutschen Kompaktvans dominierte, ist auch einem Porsche-Entwicklungsauftrag zu verdanken. Wie wichtig die Ingenieurskunst für Porsche im Jubiläumsjahr 2018 ist, zeigt eine Eigenentwicklung: Der Mission E Cross Turismo gilt als erster elektrischer Crossover zwischen Geländewagen und Gran Turismo, am Erfolg einer Serienversion zweifelt die Fachwelt nicht. Alles ganz wie 1948, als die Auguren dem Ur-Porsche goldene Zeiten prophezeiten. 


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