Chrysler bringt Opfer für den Zusammenschluss mit Fiat. Die Rückzahlung von milliardenschweren Staatshilfen hat im zweiten Quartal für tiefrote Zahlen gesorgt. Doch nur befreit von diesem Ballast kann wie geplant ein italienisch-amerikanischer Autokonzern mit Weltgeltung entstehen. In den kommenden Tagen werde ein gemeinsames Management installiert, erklärte Konzernchef Sergio Marchionne, der beide Unternehmen in Personalunion führt.
Marchionne pries die Fortschritte, die Chrysler gemacht habe. "Es gibt keinen Zweifel, Chrysler hat in diesem Quartal einen großen Schritt vorwärts getan", sagte er am Dienstag. Die Verkäufe stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 486.000 Autos. Vor allem die Jeep-Geländewagen liefen blendend. Weil der Hersteller zudem höhere Preise erzielen konnte, kletterte der Umsatz um 30 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. "Wir schlagen uns weiter gut, sowohl in den USA wie auch in Kanada."
Ohne die Rückzahlung der Staatshilfe wäre es Chrysler sogar zum zweiten Mal seit dem Neustart gelungen, Geld zu verdienen. So aber verdoppelte sich der Verlust auf 370 Millionen Dollar. Auch im Gesamtjahr, so warnte das Unternehmen, dürften nun rote Zahlen herauskommen. Bislang hatte Chrysler einen Gewinn von bis zu einer halben Milliarde Dollar vorausgesagt.
Auf lange Sicht zahlt es sich aber aus, dass der Konzern seine verbliebenen 7,6 Milliarden Dollar Schulden bei den USA und Kanada getilgt hat – denn nun spart Chrysler die hohen Zinszahlungen und hat zudem den Weg für das Zusammengehen mit Fiat bereitet. Die Italiener halten 53,5 Prozent an Chrysler und sind auf dem besten Weg, einen weltumspannenden Autokonzern zu schmieden.
Keine Eile bei Komplettübernahme
Der einzige verbliebene Chrysler-Mitbesitzer ist der Gesundheitsfonds der Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW. Fiat hat sich das Recht gesichert, auch dessen Anteile zu übernehmen. Marchionne machte jedoch deutlich, dass er keine Eile hat. "Das steht nicht auf meiner Liste für diese Woche oder diesen Monat. Es gibt Wichtigeres zu tun." Die Gewerkschaft ist über kurz oder lang auf das Geld angewiesen, um die medizinische Versorgung ihrer Mitglieder zu sichern. (dpa)