Rentabilität von Car-Sharing: Wie mit Auto Teilen Geld verdient wird

Einen Bordcomputer einbauen, der die automatisierte Fahrzeugausleihe ermöglicht, kann wohl jede Werkstatt. Stellplätze und Kunden sind vorhanden. Aber reicht das für den Einstieg ins Car-Sharing? Experten warnen dringend davor. Um das Angebot rentabel zu machen, müssen Autohäuser auf einige Punkte achten. Ford und die Ford Händler Dienstleistungsgesellschaft FHD, die das Angebot für ihre Händler optimiert haben, sind davon überzeugt, dass in der Fläche und damit für die meisten Autohäuser nur das stationsbasierte Car-Sharing eine Chance hat. "Free-Flow Angebote rechnen sich für Gebiete außerhalb von Metropolen nicht", berichtet ein Insider. Wirtschaftlichkeitsberechnung Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung haben Ford und die FHD ein Tabellenkalkulationsprogramm entwickelt, in das zunächst Zahl und Typ der Fahrzeuge eingetragen werden müssen, die das Autohaus im Car-Sharing einsetzen will. "Wir raten dazu, mit mindestens drei Fahrzeugen je Betrieb zu starten", erläutert Peter Rumswinkel. Deren Neupreis und natürlich der Restwert, mit dem sie am Ende der Laufzeit (meistens 12 Monate bei einer angenommenen Fahrleistung von ca. 15.000 km) in die GW-Abteilung übergeben werden sollen, ist ein wichtiger Posten in der Betrachtung. Für den Einbau der nötigen Bordcomputer setzt der Geschäftsführer der FHD Mobil, der sich um das Programm kümmert, pro Fahrzeug zirka zwei Stunden an. Knackpunkt Parkplatzkosten Knackpunkt für die Rentabilität sind aber die Parkplatzkosten. Sind die zu hoch, kann sich das nie rechnen. Das bekam z. B. Citroen zu spüren, die für ihre Multicity-Flotte in Berlin nach Angaben eines Sprechers mehrere 100.000 Euro Stellplatzgebühren tragen mussten. Bei einer Auslastung von unter drei Fahrten pro Tag viel zu viel. Deswegen wurde die Flotte von 350 auf 250 reduziert. Derzeit wird geprüft, wie es weitergehen soll, denn eine Preiserhöhung ist aufgrund der Wettbewerbssituation nicht möglich. Citroen und einige andere große Anbieter hoffen nun auf politische Initiativen für kostenfreies Parken in Großstädten zur Förderung der Elektromobilität. Vorteile in der Region Im lokalen Umfeld sind die Parkplatzgebühren schon eher verhandelbar. Die Bahn zum Beispiel, die das Geschäft an den Bahnhöfen der Mittelzentren gern regionalen Anbietern überlässt, ist bei den Kosten für die Überlassung der dafür nötigen Parkplätze realistisch. Auch die Bürgermeister der Städte, die Car-Sharing wollen, sind oftmals bereit, öffentliche Flächen zu moderaten Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Wohnungsbauunternehmen subventionieren die Stellflächen in den eigenen Tiefgaragen, Gewerbeunternehmen bieten freie Parkplätze an. Beim anzusetzenden Wartungsaufwand inklusive Reinigung und Kleinschäden für die Car-Sharing-Flotte sind viele Händler skeptisch. Sie fürchten Vandalismus oder auch illegale Straßenrennen. "Die Disziplin der Kunden ist nach unseren bisherigen Erfahrungen toll", gibt Rumswinkel hier Entwarnung. Die Erfahrungswerte von Flinkster, wonach die meisten Kunden die Fahrzeuge in vorbildlichem Zustand verlassen, kann er bestätigen. Illegale Straßenrennen seien ohnehin nur mit entsprechend starker Motorisierung interessant. Da beim Ford Car-Sharing überwiegend Ford Ka (64 Prozent), Ford Fiesta und B-Max (26 Prozent) im Einsatz sind, ist das dort kein Thema. In der FHD-Rechnung werden deshalb für den Wartungsaufwand pro Fahrzeug und Monat zwischen 75 und 120 Euro angesetzt. Systemkosten Bei den Systemkosten schlagen die Mandantenkonfiguration im Zentralsystem, die Lizenz- und Systemgebühr ebenso zu Buche wie der Bordcomputer, die Umbauund Schulungskosten, Kunden- und Tankkarten, Bordbuch, Fahrzeugbeklebung und Werbemittel. Im Sonderfall Ford wird aktuell sowohl das Fahrzeug als auch der Bordcomputer vom Hersteller subventioniert. Die Berechnungen ergeben, dass bei Ford Car-Sharing mit drei Fahrzeugen je nach Parkplatzkosten bei einer Auslastung ab 14 Prozent der Break-Even erreicht werden kann. Das heißt als grober Richtwert: Wird das Fahrzeug 100 Stunden im Monat verliehen, wird die Gewinnschwelle überschritten. Pro Tag und Fahrzeug wird eine Vermietdauer von knapp drei Stunden benötigt, um Erträge zu generieren. Kombination mit Werkstattersatz In einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft IFA weisen die Wissenschaftler auf die Möglichkeit der Kombinutzung des Fahrzeugpools im Autohaus hin. Vermiet-, Vorführ-, Test-, Werkstattersatzund Dienstfahrzeuge können auch für Car-Sharing eingesetzt werden - ein großer Vorteil der Autohäuser gegenüber anderen Anbietern. Auch Rumswinkel sieht das als einen gangbaren Weg. "Allerdings motivieren wir unsere Partner, sich zunächst attraktive Standorte in ihrer Stadt zu suchen. Für die Mobilität im Werkstattersatz haben unsere Partner andere attraktive Möglichkeiten. Wenn ein Händler ausschließlich mit dieser Motivation antritt, hat das mit dem eigentlichen Gedanken von Car-Sharing nicht viel zu tun." Angebote für Autohäuser Auch andere Unternehmen haben mittlerweile Angebote für Autohäuser entwickelt, um ins Car-Sharing einzusteigen. Die meisten befinden sich derzeit noch in den Kinderschuhen. Dazu gehört zum Beispiel das Santander Car-Sharing. Die Bank bietet eine Buchungsplattform mit dazugehöriger App, ein Marketingpaket, die Elektronik für das Auto in Zusammenarbeit mit dem Berliner Start-up CarZapp und den Abrechnungsservice. Mit diesen Hilfsmitteln kann der Händler sein eigenes Car-Sharing konzipieren und umsetzen. Auch die Preiskalkulation liegt in den Händen des Händlers. Santander gibt ihm aber einen Leitfaden mit einer detaillierten Marktübersicht und Empfehlungen zur Preisgestaltung an die Hand. Erfahrungen von Händlern liegen allerdings noch nicht vor. Der Anbieter CCUnirent bereitet derzeit ebenfalls eine Car-Sharing-Plattform vor, die Anfang 2016 an den Start gehen soll. "Wir planen ein Mobilitätssystem mit verschiedenen Kanälen", erläutert Hannes Beyer, Bereichsleiter Car-Sharing. In Vorbereitung ist ein Baukasten mit Soft- und Hardware. Volvo arbeitet für seine "Schwedenflotte" bereits mit diesem Dienstleister zusammen und wird sein Angebot hier weiter ausweiten. Auch Mazda prüft derzeit Car-Sharing-Möglichkeiten. Externe Dienstleister Schon länger am Markt ist der Anbieter Drive-Carsharing (info@schwarz-pvm.de). 30 Autohäuser nutzen diesen Systemgeber bereits. Im Angebot sind sowohl die Hardware als auch die Abrechnungssoftware. Auf Wunsch gibt es auch Unterstützung bei der Konzeptentwicklung. "Das Invest in das Drive-Carsharing Netzwerk fängt bei 1.500 Euro an", sagt Vertriebsberater Mario Schwarz. Der Anbieter arbeitet als eine Art Franchise mit dem Fokus auf die jeweilige Stadt und vernetzt die Autohäuser in die von ihnen gewünschten Mobilitätsnetzwerke, zum Beispiel auch zum Marktführer Flinkster. Der Name Drive-Carsharing stehe ohnehin nicht im Vordergrund. "Wir können jede Projektbezeichnung mitmachen", so Schwarz. Der Kunde ist bei Drive den Mandanten zugeordnet registriert. Das Autohaus bekommt nach Abzug einer Gebühr die Fahrteinnahmen monatlich gutgeschrieben. Wie hoch die Gebühr ist, hängt von der Einzelvereinbarung ab, als grober Richtwert kann 15 bis 20 Prozent der Fahrtkosten gelten. Vorteil: Drive-Carsharing trägt das Inkasso-Risiko, das Autohaus bekommt sein Geld auf jeden Fall. Keine Alleingänge Händler, die in diesem Bereich aktiv werden wollen, können sich also Hilfe zukaufen - entweder direkt beim Hardwarehersteller Invers (info@invers.com), der auch Software anbietet, bei der DB Rent (vertrieb.dbrent@deutschebahn.com) oder zum Beispiel bei den anderen genannten Dienstleistern. Experte Oleksii Korniichuk rät aber von Alleingängen ab. Partnerschaften mit Autovermietern, Car-Sharing-Anbietern aus anderen Marktsegmenten oder weiteren Mobilitätsanbietern wie z. B. dem ÖPNV helfen auf jeden Fall, das Geschäft rentabler zu machen. Kurzfassung Ob sich Car-Sharing rentiert, hängt von vielen Faktoren ab. Grober Richtwert: Wird das Fahrzeug 100 Stunden im Monat verliehen, wird die Gewinnschwelle überschritten. Pro Tag und Fahrzeug wird eine Vermietdauer von knapp drei Stunden benötigt, um Erträge zu generieren. Car-Sharing Businesscase Fragen-Checkliste zum Car-Sharing Businesscase: - Welche Fahrzeuge sollen eingesetzt werden?- Wie hoch ist die durchschnittliche Stellplatzmiete?- Stundenverrechnungssatz für Ein- bzw. Ausbau des Bordcomputers?- Preise Bordcomputer, Kundenkarten?- Erwarteter Wartungsaufwand? Systemkosten?- Versicherungskosten?- Fahrzeugfinanzierungskosten?- Zu welchem Restwert soll das Fahrzeug in die GW-Abteilung übergeben werden?Quelle: FHD

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