Nach dem erfolgreichsten Jahr aller Zeiten: Volvo will Wachstumskurs fortsetzen

Mit 45.000 Neuzulassungen schaffte Volvo 2018 hierzulande ein neues Allzeit-Hoch. Der Marktanteil liegt jetzt bei über 1,3 Prozent. Zum Erfolg beigetragen haben insbesondere die XC-Modelle. Sie sind die drei beliebtesten Fahrzeuge in der Palette mit zusammen ca. 63 Prozent der Zulassungen. Geholfen hat auch, dass Volvo alle Modelle schon frühzeitig gemäß Euro-6d-Temp-Abgasnorm anbieten konnte. Lieferengpässe oder -verzögerungen gab es keine. Start 2019 mit großer Orderbank Und Volvo hat die besten Voraussetzungen, um 2019 den Wachstumskurs fortzusetzen: Nach Angaben von Thomas Bauch, Geschäftsführer von Volvo Deutschland (VCG), wurden im letzten Jahr insgesamt deutlich über 50.000 Autos verkauft. Das heißt, die Marke ist mit einer signifikanten Orderbank in das Jahr gestartet. Das Erfolgsmodell XC 40 geht in sein erstes volles Verkaufsjahr und wird besser verfügbar sein. Mit der Markteinführung des Volvo V60 Cross Country gleich zu Jahresbeginn 2019 und der Verfügbarkeit der neuen Limousine Volvo S60 ab Sommer hat Volvo dann zwei weitere von Grund auf neu entwickelte Modelle am Start, die auf das bisherige Volumen und ein weiteres Wachstum einzahlen sollen. Leistung der Händler Und die Händler investieren auch: In diesem Jahr wird der 100. Betrieb auf den neuen Auftritt "Volvo Retail Experience" umgerüstet sein. Die meisten dieser Autohäuser haben parallel ihre Werkstatt auf Volvo Personal Service (VPS) umgestellt und präsentieren das Zubehör auch im neuen "Accessory Center". Der Verkaufserfolg bringt die 240 Verkaufsstellen und 80 Werkstätten der Marke aber auch bald an ihre Grenzen, rechnet Bauch am Rande der V60 Cross Country Pressevorstellung vor. Denn zu Beginn des Wachstumskurses in 2013 hat die Marke gerade einmal 27.000 Autos in den Markt gebracht. Damals wurde angekündigt, mit dem bestehenden Netz weiterarbeiten zu wollen. Heute verkaufe man aber fast das Doppelte. In der Werkstatt sei der Zuwachs zwar noch nicht ganz angekommen, hier liege die Steigerungsrate derzeit bei 70 bis 75 Prozent. Auf der Grundlage der aktuellen Verkäufe sei aber schon absehbar, dass es noch eine weitere Steigerung geben wird. Und der Wachstumsplan ist noch nicht am Ende. Neuartige Serviceausbildung Deshalb überlegt der Hersteller, wie er in den bestehenden Werkstätten den Durchsatz von Fahrzeugen pro Hebebühne und pro Mitarbeiter erhöhen kann. Das gelingt einmal mit VPS. Aber selbst wenn das flächendeckend in Deutschland ausgerollt ist, so Bauch, werden die Autohäuser nicht in der Lage sein, die letzten 100.000 Werkstattdurchgänge abzudecken. Deshalb führe der Importeur derzeit intensive Gespräche mit dem Händlerverband mit zwei Stoßrichtungen: Die eine ist, das VPS-Konzept noch weiter zu digitalisieren. Die zweite sind Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. "Wir haben im Moment ein Konzept, das in eine Ausbildung investiert, die sehr lange dauert und die Sprache als unbedingtes Kommunikationselement benötigt", so die Bestandsaufnahme des VCG-Chefs. Das wollen die Schweden ändern und arbeiten derzeit in mehreren Arbeitsgruppen daran, visuelle Methoden und standardisierte Prozesse zu erarbeiten, die Menschen sofort in die Lage versetzen, einfache Arbeiten zu verrichten und sich dann weiter zu qualifizieren - fachlich und sprachlich. Mit dem angedachten Modell hätten sie bei sofortiger Einsetzbarkeit am Ende des Ausbildungsprozesses auch eine nach Volvo-Standards zertifizierte Ausbildung und wären in der Lage zu kommunizieren. Angesprochen werden sollen nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Menschen, die derzeit zum Beispiel in Italien oder Spanien eine Perspektive suchen. Die Ausbildung soll in vom Hersteller betriebenen Werkstatteinheiten stattfinden. Den Händlern und Werkstätten könnte man so ein Angebot machen, dorthin ihre einfachen Arbeiten auszulagern, erläutert Bauch. Nach Abschluss der Ausbildung stünden die Fachkräfte dann dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Elektrifizierung wird fortgesetzt Auch was die Elektrifizierung der Modelle angeht, gab es in Berchtesgaden Hintergrundinformationen. Aktuell sind vier Plug-In-Hybride mit Twin Engine Konzept und der Kombination von Benzinmotor an der Vorder- und Elektromotor an der Hinterachse für die Kunden verfügbar. In 2019 kommen weitere vier Plug-In-Modelle hinzu. Neu im Angebot werden im Laufe des Jahres dann auch die ersten Mild-Hybride sein. Die in der Öffentlichkeit stark wahrgenommene Aussage von Volvo Chef Hakan Samuelsson, künftig keine Dieselmotoren mehr entwickeln zu wollen, sei keineswegs als sofortiger Ausstieg aus dieser Technologie zu sehen, stellte ein VCG-Sprecher klar. Derzeit beträgt der Dieselanteil bei Volvo noch 67 Prozent über alle Baureihen. Da eine Motorengeneration zehn bis 15 Jahre mit Weiterentwicklungen bestehen könne, können die Verantwortlichen derzeit auch keine Jahreszahl nennen, ab wann es keine Dieselmotoren mehr bei Volvo gibt. Klar sei aber, so Bauch, dass mit der aktuellen Technologie zukünftige Grenzwerte voraussichtlich nicht erreicht werden können. Deshalb konzentriere man sich auf die Elektrifizierung: Anfang 2020 kommt der erste vollelektrische Volvo auf den Markt. Nachfolge des V40 Beim V40, der zuletzt rund 9.000 Mal pro Jahr verkauft wurde und 2019 eingestellt wird, hat Volvo gleich mehrere Nachfolgemodelle mit unterschiedlichen Antriebskonzepten angekündigt. Ein kompaktes Schrägheckmodell wird es dann nicht mehr geben. Die neuen Fahrzeuge sind derzeit noch in der Entwicklung und werden deshalb dem jetzigen V40 nicht unmittelbar, sondern erst nach 2020 folgen. "Care by Volvo" nimmt zu Auch beim Abonnement-Modell "Care by Volvo" wird schon an einer Weiterentwicklung gearbeitet. Derzeit ist die Zahl der Kunden zwar erst dreistellig. Bauch geht aber davon aus, dass fünf Prozent der Zulassungen in 2019, also rund 2.500 Verträge, "locker zu schaffen seien". Das Angebot ermöglicht die Nutzung eines Fahrzeugs gegen Bezahlung einer monatlichen Flatrate. Diese deckt nahezu alle Kosten rund um den Automobilbesitz und -unterhalt ab - nur das Tanken kostet noch extra. Zudem übernimmt Volvo bei Werkstattterminen das Abholen und Zurückbringen des Fahrzeugs sowie den saisonalen Reifenwechsel inklusive Einlagerung. Ab 498 Euro im Monat ist dieses Angebot zum Beispiel für den XC40 erhältlich. Derzeit wird es nach Angaben von Bauch größtenteils von Privatkunden genutzt. Die Basislaufzeit beträgt 24 Monate, der Kunde kann aber jederzeit das Fahrzeug wechseln oder das Abo vorzeitig beenden. Dafür wird lediglich eine zusätzliche einmalige Gebühr fällig: 699 Euro für den Modellwechsel bzw. 1.299 Euro beim vorzeitigen Vertragsausstieg. Genau das mache das Angebot interessant. Abomodell notwendig Bei der von Händlern bemängelten Einschränkung, dass sie seit Anfang des Jahres kein Full-Service-Leasing-Angebot für weniger als 24 Monate mehr machen könnten, winkt Bauch ab: "Die Anzahl der abgeschlossenen Full-Service-Leasingverträge war im letzten Jahr zweistellig, das heißt es wurde so gut wie nicht in Anspruch genommen, weil ein Kunde, der zwölf Monate Leasing abschließt, viel zu teure Raten bezahlen musste." Der Händler habe sehr wohl die Möglichkeit, auch für kurze Laufzeiten ein Finanz-Leasing mit einem Servicevertrag anzubieten, nur die vorgefertigte Kombination sei eben nicht mehr möglich. Bauch hält es gerade angesichts des jüngsten Vorstoßes von Vehiculum in Zusammenarbeit mit Lidl und dem Autohaus König, die ein Abonnement für den Fiat 500 zum Preis von 89 Euro im Monat anbieten, für wichtig, dass sich Hersteller und Händler dieses Geschäft nicht aus der Hand nehmen lassen. Netzplanung abgeschlossen In einem gerade gegründeten Arbeitskreis mit dem Händlerverband will VCG nun zunächst die Netzplanung für "Care by Volvo" abschließen. Per Anfang Februar machten 80 Prozent der Händler mit und boten damit 180 Anlaufpunkte in Deutschland. Ende Februar war Aufnahmestop. Wie viele letztendlich dabei sind, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Im nächsten Schritt will sich der Arbeitskreis dann mit den Strukturdaten der Kunden beschäftigen. Fest steht aber bereits, dass das Angebot auch auf mehrere Vermietungs-Zyklen ausgedehnt wird. "Bis zu drei Zyklen sind durchaus denkbar - je nach Laufleistung des Fahrzeugs", sagt Bauch. Sobald die ersten Rückläufer aus "Care by Volvo" eintreffen, soll bereits in diesem Jahr ein solches Gebrauchtwagen-Angebot getestet werden. Kurzfassung Mit einer signifikanten Orderbank startet Volvo in 2019. Mit neuen Modellen, zunehmender Hybridisierung und einem leistungsfähigen Händlernetz will die Marke auch in diesem Jahr ihren Wachstumskurs hierzulande fortsetzen. Bemerkenswert sind die Vorschläge zur Ausbildung.

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