AUTOHAUS: Herr Köhler, die Corona-Pandemie und der Lockdown haben der Autobranche seit dem Frühjahr arg zugesetzt. Wie ist Toyota Deutschland mit dieser herausfordernden Situation umgegangen und welche Maßnahmen wurden ergriffen?
Mario Köhler: Wir haben unsere Kräfte als Konzern, gemeinsam mit der Toyota Kreditbank, dem Toyota Versicherungsdienst und mit unseren Partnern im Handel zielgerichtet gebündelt. Somit konnten wir sofort für ausreichend Liquidität im Handel sorgen und auf gesunde Bestandstrukturen bauen. Wichtig war, dass wir direkt mit an einem Mehrphasen-Modell gearbeitet haben und dann im zweiten Halbjahr voll durchstarten konnten.
Mussten Händler schließen?
M. Köhler: Wir können heute sagen, dass das gesamte Händlernetz strukturell und bei der Kosteneffizienz sehr robust und gut aufgestellt ist. Daher sind wir ohne eine einzige Insolvenz gut durch das Jahr 2020 gekommen.
Entgegen des eigentlichen Trends verzeichnen Sie ein Rekordzahlen. Rund 80.000 verkaufte Modelle, es ist das beste zweite Halbjahr seit zehn Jahren. Was machte 2020 so herausragend?
M. Köhler: Entscheidend ist die stets sehr gute Abstimmung mit unseren Werken in Europa, sodass wir sofort liefern konnten und können. Hinzu kommt eine umfangreiche Modellpalette, die bereits in den meisten Modellreihen elektrifiziert ist und mit hohen Restwerten glänzt.
In Erhebungen wie der "Concentare-Studie" und dem "AUTO BILD Werkstatt-Test" schneiden Toyota und die Schwestermarke Lexus top ab. Ist die hohe Kompetenz im Hybrid- und damit auch E-Bereich ihr größter Wettbewerbsvorteil?
M. Köhler: Aus unserer Sicht ist unsere Beratungskompetenz im Handel mit Hinblick auf unsere Antriebe, gemeinsam mit unseren Finanzdienstleistungen der Toyota Kreditbank und der Toyota Versicherung, der entscheidende Vorteil am Point of Sale. Getrieben durch eine sehr hohe Kundenzufriedenheit gelingt es uns, Kunden zu Fans zu machen. Und sie wiederum empfehlen uns bei Verkauf und Service weiter.
Wie ist die Entwicklung speziell im Privatkunden-Bereich?
M. Köhler: Wir können auf eine passgenaue Angebotsstruktur im Bereich Finanzierung und Leasing bauen. Durch dieses hohe Maß an Kundenorientierung können wir sehr gute Umwandlungsquoten erzielen. Auch unser Fokus auf moderne Hybrid- und Assistenzsysteme ist ein Erfolgstreiber. Einen Push geben zudem die diversen Sondermodelle, die wir aufgelegt haben.
Welche Modelle waren besonders nachgefragt? Gibt es eigentlich noch Kunden, die keinen Hybrid möchten?
M. Köhler: Unser Modellportfolio gibt uns die Möglichkeit, in nahezu allen relevanten Kernsegmenten erfolgreich zu agieren. Insbesondere der neue Yaris hat uns seit dem dritten Quartal nochmals beschleunigt. Hybrid ist im Bereich des Pkw-Segments der klar dominierende Kundenwunsch.
Toyota Yaris Hybrid (2020)
BildergalerieMit mehr als zwei Prozent hat Toyota im Volumensegment eine sehr gute Umsatzrendite. Wie erreicht man das in einem so rabattgetriebenen Umfeld?
M. Köhler: Diese gute Rendite für unsere Partner basiert vor allem auf zwei Säulen. Zum einen haben unsere Händler mit einer hohen Effizienz und Kostendisziplin gearbeitet. Zum anderen haben wir zielgerichtete Marketing- und Vertriebsprogramme aufgelegt.
Die Toyota Kreditbank und Toyota Versicherung sind 2020 erneut ausgezeichnet worden – letztere zum zehnten Mal in Folge. Woraus besteht das Erfolgsrezept?
M. Köhler: Die Kollegen und Teams der Toyota Kreditbank und der Toyota Versicherung beweisen Jahr für Jahr, dass dauerhafter Erfolg anspornt, um sich stetig im Bereich der Kundennähe und der Angebots- und Serviceleistungen für den Handel weiterzuentwickeln. Wichtig dabei ist, dass wir als gesamte Toyota-Organisation eine dauerhafte und integrative Strategie verfolgen.
Wie blicken Sie auf das Jahr 2021? Und welche Modelle werden kommen?
M. Köhler: Wir bewerten den Ausblick für unsere Marke als sehr positiv. Wir haben bewiesen, dass wir als Organisation gemeinsam mit unseren Partnern exzellent aufgestellt sind – auch angesichts oder trotz des zweiten Lockdowns. Toyota als Konzern treibt viele wichtige und zukunftskritische Themenfelder voran. Dazu zählen vernetzte, emissionsfreie und integrative Mobilitätskonzepte. Letzteres wird beispielsweise durch Kinto Europe umgesetzt. In der Modellstrategie möchte ich beispielhaft die neueste Generation der Brennstoffzellen-Limousine Mirai, den GR Yaris und die batterieelektrischen Nutzfahrzeuge der Proace-Familie nennen. Sie alle zahlen positiv auf die Marke ein.
Können Sie uns schon etwas über das erste vollelektrische SUV von Toyota verraten?
M. Köhler: Unsere Premium-Marke Lexus beginnt in Europa bereits jetzt mit dem Lexus UX 300e und setzt Maßstäbe mit bis zu zehn Jahren Garantie auf die Batterieeinheit. Für Toyota lässt sich sagen: Auch wir beginnen den batterieelektrischen Antrieb im Segment der kompakten SUV. Die neue e-TNGA-Architektur, auf der dieses Fahrzeug aufbaut, kombiniert variable mit nicht veränderlichen Schlüsselkomponenten und bietet dadurch eine hohe Flexibilität. Auf diese Weise können wir mit verschiedenen Batteriegrößen und Elektromotoren unterschiedliche Fahrzeugtypen und Nutzungsprofile abdecken – lassen Sie sich überraschen.