Ausgabe 16/2014: Transformationen

Wenn der Schwede am Wochenende in sein Sommerhäuschen in den Schären oder an einen der zahlreichen Seen im Lande fährt, nimmt er seinen Volvo. Der Marktanteil der heimischen Marke in dem skandinavischen Land beträgt stabil über 20 Prozent. Damit ist der Volvo sozusagen der Volkswagen Schwedens. Weil das Land aber einen sehr viel kleineren Automarkt hat als die Bundesrepublik, reicht das noch nicht, um mit den großen Herstellern mitzuspielen. Seit Volvo aber vom chinesischen Geely-Konzern übernommen wurde, schickt sich der Hersteller an, seine langjährige mittlere Verkaufsleistung von 400.000 Fahrzeugen im Jahr hinter sich zu lassen: Mit weltweit 230.000 Verkäufen im 1. Halbjahr 2014 wächst er aktuell 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nordamerika, Europa und Asien sind die Hauptwachstumsmärkte. Besonders in China steigen die Zulassungen: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In Deutschland will die Marke den Marktanteil verdoppeln Die neue Führung um Hakan Samuelsson hat aber noch viel größere Ziele: Bis 2020 sollen die weltweiten Zulassungen auf 800.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Auch in Deutschland soll der Marktanteil von ein auf zwei Prozent wachsen. Dabei bleibt die schwedische Marke bei ihrer Fokussierung auf das Premiumsegment. Das Produktportfolio wird aber neu gestaltet. Beginnen wird die neue Ära mit dem XC90, der im April 2015 auf den deutschen Markt kommt. Mit ihm wird der Hersteller seine frühere Mutter Ford hinter sich lassen. Der neue SUV ist das erste Auto, das wieder von Volvo selbst entwickelt wurde. "Das wird ein Meilenstein", freut sich Volvo Car Germany (VCG) Geschäftsführer Thomas Bauch. Drei Baureihen mit dem jeweils gleichen Line-up In der Folge wird das gesamte Produktportfolio erneuert. Insgesamt soll es drei Baureihen geben: die 40er, die 60er und die 90er. Naheliegend wäre die Überlegung für alle Baureihen - so wie jetzt bei den 60ern und 90ern -, jeweils Limousine, Kombi, Cross Country und SUV, der bei Volvo XC heißt, anzubieten. Bestätigen wollte Bauch aber noch nicht, dass der XC40 und damit ein kleiner SUV, den die Marke derzeit noch nicht im Portfolio hat, tatsächlich kommt. Wünschenswert wäre das sicherlich, denn der große Bruder XC60 ist derzeit das meistverkaufte Auto von Volvo in Deutschland. Der V40 kommt mit 26 Prozent der Verkäufe und einem Plus von zehn Prozent im ersten Halbjahr aber gleich dahinter. Besonders im Privatkundenbereich hat der Kleinste geholfen. Hier konnte Volvo in Deutschland im ersten Halbjahr um 13,8 Prozent wachsen, während der Gesamtmarkt um 0,8 Prozent rückläufig war. Im Gewerbegeschäft wieder mehr Gas geben Im Gewerbegeschäft, das im Gesamtmarkt um 9,5 Prozent gewachsen ist, konnte die Marke aber nur um drei Prozent zulegen. Deswegen soll hier im zweiten Halbjahr wieder mehr Gas gegeben werden. Das ist besonders wichtig, denn über zwei Drittel der Verkäufe der Marke hierzulande gehen an gewerbliche Kunden. Deswegen wird es in Kürze eine große Probefahrtoffensive für Fuhrparks ab drei bis 50 Fahrzeuge geben. In Vorbereitung ist auch ein neues Carsharing-Konzept, das hauptsächlich für gewerbliche Kunden zugeschnitten werden soll. "Es wird hoch flexibel sein mit variablen Laufzeiten", kündigte Bauch an. Die stufenweise Einführung ist bis Mitte 2016 vorgesehen. "Retail Experience" mit neuer CI, Strukturen und Prozessen Zum Wachstum beitragen soll aber auch die Weiterentwicklung der Händlerbetriebe. Die neue "Retail Experience" beschränkt sich dabei nicht nur auf die neue CI, sondern auch Strukturen und Prozesse im Autohaus sollen neu gestaltet werden. Und: Mehr kundenindividuelle Dienstleistungen sollen geboten werden (siehe Beitrag zu Big Data auf S. 20). Im Service will die skandinavische Marke auf Teamarbeit setzen. Teams sollen einen Auftrag von der Annahme bis zur Rechnungserstellung und Auslieferung betreuen. Ersatzteile sollen vorkommissioniert auf einen Auftrag zugeschnitten angeliefert werden und damit Zeit und Lagerraum sparen. Zwei weitere Distributionszentren im Raum Berlin und im Raum München sollen die Zahl dieser Regionallager auf insgesamt neun in Deutschland ansteigen lassen. Die Betriebe können von dort bis zu drei Mal am Tag beliefert werden. "Was nicht gebraucht wird, kann zurückgegeben werden", verspricht Bauch. "Connected Service" in den Volvo-Fahrzeugen ab 2015 Die Logistik für die Ersatzteilversorgung sei im Westen bereits installiert, bis Mitte 2015 soll sie auch im Osten Deutschlands entsprechend aufgebaut werden. Die IT-Anbindung des Handels sei dabei die größte Herausforderung. In Sachen IT wird es auch noch weitere Herausforderungen geben. Auch Volvo setzt auf "Connected Service" im Auto. Künftig wird der Kunde aus dem Auto heraus eine Anfrage an seinen Volvo-Partner schicken können. Der Terminvorschlag des Partners erscheint dann im sogenannten "Sensus"-Display. Ab 2015 sollen Volvo-Fahrzeuge über dieses Feature verfügen. Bauch rechnet damit, dass 60 Prozent der Kunden ihr Fahrzeug damit ausrüsten werden. Auf die Volvo-Händler kommt also einiges zu. VCG-Geschäftsführer Thomas Bauch geht davon aus, dass alle Partner in Deutschland diesen Weg mitgehen werden.

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