Die Ertragskraft der großen Autohäuser Deutschlands hat im vergangenen Jahr nachgelassen – trotz Zuwächsen bei Absatz und Umsatz. Wie aus dem am Mittwoch vorgestellten IfA/DAT HändlergruppenMonitor 2024 hervorgeht, lag die durchschnittliche Umsatzrendite (EBT) im Jahr 2023 mit 2,5 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 3,1 Prozent. Immerhin: Die Megadealer entwickelten sich weiterhin besser als der Branchendurchschnitt (1,7 Prozent).
"Die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit der großen Automobilhändler Deutschlands verharrt auf einem hohen und stabilen Niveau", sagte David Sosto Archimio, Mitautor und Projektleiter der Studie, bei der Präsentation. Die langfristigen Auswirkungen der globalen Krisensituation auf den deutschen Autohandel ließen sich allerdings noch nicht vollumfassend darlegen.
Laut der Untersuchung wurden im zurückliegenden Jahr 29 Prozent aller neu zugelassenen Pkw über eine Händlergruppe an Kunden ausgeliefert. In Summe verkauften sie 825.567 Fahrzeuge, ein Plus von sieben Prozent. Damit hielt ihr Wachstum beim Neuwagenvolumen mit dem Gesamtmarkt Schritt.
Die 20 größten Autohändler Deutschlands 2024 (nach Neuwagen)
BildergalerieIm Firmen-Ranking hat erneut die AVAG Holding die Nase vorne: Die Augsburger schlugen 49.803 Neuwagen los. Knapp dahinter rangiert die Feser-Graf Gruppe mit 48.000 Einheiten. Das Nürnberger Familienunternehmen profitiert von Übernahmen und der Ausweitung des Markenportfolios. Komplettiert wird das Spitzentrio von der Gottfried Schultz Gruppe (40.864 Neuwagen). Nicht berücksichtigt wurde in der Rangliste die mutmaßlich absatzstärkste Autohandelsgruppe Emil Frey, die traditionell keine Daten für die Branchenanalyse zur Verfügung stellt.
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Ebenfalls über dem Vorjahresniveau bewegten sich 2023 die Gebrauchtwagenzahlen der Top-Händler mit 772.818 Fahrzeugen und einer Steigerung um 10,4 Prozent. Ihr Marktanteil lag damit bei knapp 13 Prozent. Auch hier geht der erste Rang an die AVAG mit insgesamt 55.678 abgesetzten Gebrauchtfahrzeugen, Feser-Graf (37.000 Einheiten) und Gottfried Schultz (29.721 Gebrauchtwagen) belegen die weiteren Plätze.
Feser-Graf erstmals Umsatzkrösus
Der Umsatz der 100 größten Autohändler summierte sich im vergangenen Jahr auf 58,3 Milliarden Euro, ein Anstieg von 15,2 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Erlöse legten damit kräftiger zu als im Kfz-Gewerbe insgesamt. Krösus ist erstmals in der Geschichte der Branchenstudie die Feser-Graf Gruppe mit einem Umsatz von 2,75 Milliarden Euro. Das Nachsehen haben die AVAG (2,68 Milliarden Euro) und die Gottfried Schultz Gruppe (2,57 Milliarden Euro).
Gegen den Trend entwickelte sich auch die Beschäftigungsintensität: Etwa 22,6 Prozent der Beschäftigten im Kfz-Gewerbe waren 2023 den großen Autohäusern zuzurechnen – ein kleiner Zuwachs auf 97.141 Personen. Dagegen waren im Kfz-Gewerbe mit 430.000 Personen rund 4.000 Mitarbeitende weniger beschäftigt als noch im Jahr davor.
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IfA-Direktor Prof. Stefan Reindl warnte trotz der positiven Entwicklungen bei der Händler-Elite: "Gerade die vielfältigen Herausforderungen hinsichtlich der Transformation, der parallel verlaufenden Wachstums- und Konsolidierungspfade sowie bezüglich der Etablierung neuer Vertriebsmodelle, Marken- und Angebotsportfolios in einem gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeld stimmen nachdenklich." Er verwies auf die zunehmenden Übernahmen von ausländischen Handelsgruppen, "die langfristig zu Verschiebungen innerhalb der Gruppenrankings führen könnten".
Das Institut für Automobilwirtschaft (IfA) erhebt seit 20 Jahren die zentralen Daten der größten Händlergruppen in Deutschland, darunter Neu- und Gebrauchtwagenabsatz, Rendite, Beschäftigtenzahlen und Umsatz. Auch die Jubiläumsausgabe enthält wieder Darstellungen zur längerfristigen Entwicklung der Unternehmen mit Daten für die Jahre 2010 bis 2023 genauso wie Detailanalysen zu den Top-20-Betrieben. Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit: www.dat.de/top100/
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