Die Verhandlungen zwischen dem mainfränkischen Autohaus Spindler und der IG Metall Bayern über ein neues Vergütungssystem sind gescheitert. Die Gewerkschaft habe am Dienstag die Gespräche unter Verweis auf das Modell im Flächentarifvertrag ergebnislos beendet, teilte das Kfz-Unternehmen in Würzburg mit.
"Obwohl der Tarifvertrag bereits im Herbst 2019 gekündigt wurde, waren wir weiterhin offen und gesprächsbereit", sagte Spindler-Geschäftsführer Richard Stadler. "Leider bestand die Gewerkschaft auf ihr achtstufiges Vergütungssystem aus dem Flächentarifvertrag." Dieses sei aus Sicht des Autohauses unter den aktuellen und prognostizierten wirtschaftlichen Bedingungen aber nicht umzusetzen.
Mit seinem zwölfstufigen "Zukunftsmodell" will das Autohaus Spindler auf die großen Veränderungen und Herausforderungen der Autobranche reagieren. Dazu zählen etwa die Digitalisierung und die E-Mobilität. Das neue Konzept schließt betriebsbedingte Kündigungen und Gehaltseinbußen aus. Auch die Anzahl der Urlaubstage bleibt bestehen. Zudem soll jeder Mitarbeiter von einem positiven Unternehmensergebnis profitieren.
In der Branche gefragt
Stadler sprach von einem "transparenten und gerechten" Vergütungssystem, das Spindler installieren wolle. Man habe ein in der Branche gefragtes Zukunftsmodell entwickelt, in dem sich jeder Mitarbeiter wiederfinde. "Wir freuen uns nun auf vertrauensvolle und offene Gespräche mit unserem besten Team", betonte der Geschäftsführer.
Der Streit zwischen dem Unternehmen und der IG Metall schwelt seit Monaten. Spindler hatte die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Mitte vergangenen Jahres beendet und den bestehenden Haustarifvertrag gekündigt, nachdem seit Februar andauernde Verhandlungen ohne Ergebnis blieben. Im Herbst wurden die Gespräche überraschend erneut aufgenommen. Anschließend bat Spindler die Gewerkschaft um einen Aufschub, da mit Stadler ein neuer Geschäftsführer an Bord kam. Er leitet seit Jahresbeginn gemeinsam mit Harald Krenn die Vertriebsaktivitäten der Gruppe (wir berichteten).
Stadler zeigte sich verwundert über die jüngsten Entwicklungen. Die IG Metall Bayern habe zunächst schriftlich und in der fünften Verhandlungsrunde im Frühjahr 2019 per Handschlag den Eckpunkten des Zukunftsmodells bereits zugestimmt, erklärte er. Gleichzeitig hätten die Gewerkschaftsvertreter in der Öffentlichkeit aber von "Mogelpackung", "Wildwest" und von einem "ungerechten System" gesprochen. "Diese einseitige Schlammschlacht muss vorbei sein", so der Geschäftsführer, der auch einen Imageschaden für das Familienunternehmen befürchtet. Zudem schüre der Streit Ängste und Verunsicherungen innerhalb der Belegschaft.
Das Autohaus Spindler beschäftigt an elf Standorten 720 Mitarbeiter. Mit den Marken VW, Audi, Skoda und Seat (seit Anfang 2020) will man im nächsten Geschäftsjahr 12.000 Fahrzeuge verkaufen und 280 Millionen Euro umsetzen. (rp)