Das Autohaus Spindler kämpft weiter für ein eigenes Vergütungssystem in seinen Würzburger Betrieben. Trotz gewerkschaftlicher Ablehnung halte man an dessen Einführung fest, teilte die Handelsgruppe am Donnerstag mit. Das geplante Modell solle die veränderten Strukturen und neuen Berufsfelder in der Kfz-Branche besser abbilden als das teilweise jahrzehntealte System der Flächentarifverträge.
Hintergrund: Spindler hatte die Entwicklung eines neuen Vergütungssystems in Angriff genommen, nachdem sich die Belegschaft im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung für mehr Transparenz beim Thema Entgelt ausgesprochen hatte. Zudem war die Erarbeitung Bestandteil einer Vereinbarung mit der IG Metall aus dem vergangenen Jahr.
Anfang Februar 2019 nahmen Autohaus und Gewerkschaft erste Gespräche über einen neuen Haustarifvertrag auf. In Lokalmedien machte sich der Zweite Bevollmächtigte der IGM aus Würzburg, Norbert Zirnsak, für "ein deutliches Lohnplus" stark und warnte gleichzeitig vor einem "Nullsummenspiel" durch das neue Vergütungssystem. Offensichtlich konnte in den weiteren Verhandlungen keine gemeinsame Position gefunden werden, nach der fünften Runde signalisierte die IG Metall ihre Ablehnung.
Das Autohaus Spindler hob in seiner Mitteilung hervor, dass man mit dem neuen Entlohnungsmodell keine Einsparungen auf Kosten der Mitarbeiter erzielen wolle. "Im Gegenteil – die Einführung des neuen Vergütungssystems dürfte für Spindler in den nächsten Jahren Mehrkosten in siebenstelliger Höhe nach sich ziehen, d.h. diese Summe kommt den Mitarbeitern unmittelbar zu Gute", so die Unternehmensführung.
Haustarifvertrag gegründet – Betriebsrat als neuer Verhandlungspartner
Die Umsetzung plant der VW-Konzernhändler jetzt auf betrieblicher Ebene gemeinsam mit dem Betriebsrat. Um den rechtlichen Rahmen hierfür zu schaffen, habe man alle mit der IG Metall bestehenden tariflichen Vereinbarungen zum nächstmöglichen Termin gekündigt, hieß es. Mit dem Betriebsrat wolle man umgehend Gespräche aufnehmen. Ziel sei es, das neue Vergütungssystem zum 1. April 2020 einzuführen.
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Das Spindler-Management kündigte ferner an, noch in diesem Sommer eine Lohnerhöhung für die Mitarbeiter durchsetzen zu wollen. Auch hierzu werde man kurzfristig Kontakt mit der Arbeitnehmerseite aufnehmen. "Wir hoffen, gemeinsam mit den Betriebsräten das neue, fortschrittliche Vergütungssystem doch noch auf einen guten Weg bringen zu können."
Die Autohaus Spindler wurde 1919 gegründet. Heute zählt das Traditionsunternehmen mit insgesamt elf Betriebsstätten und rund 650 Mitarbeitern in Würzburg, Kitzingen und Kreuzwertheim zu den größten Autohändlern in Mainfranken. Das Markenportfolio (Vertrieb und Service) umfasst Audi, Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge und Skoda. (rp)
Herbert Albert
Steafn Wendl