Weichenstellung bei Seat in Deutschland: Importeur und Handelsorganisation haben sich auf neue Händlerverträge geeinigt. Bereits Ende Februar sollen die vorunterzeichneten Vereinbarungen, die ab 1. November 2020 in Kraft treten, an die Partnerbetriebe verschickt werden, wie Seat Deutschland am Dienstag in Weiterstadt mitteilte. "Ich freue mich sehr, dass wir mit dem neuen Vertrag nun verbindliche Rahmenbedingungen für die Gestaltung einer gemeinsamen, für beide Seiten gewinnbringenden Zukunft festgelegt haben", sagte Geschäftsführer Bernhard Bauer.
Vorausgegangen waren der Einigung intensive Verhandlungen zwischen den Vertretern des Importeurs und des Händlerbeirats. Seat hatte im vergangenen Oktober die bisher gültigen Verträge gekündigt (wir berichteten). Diese Regelungen stammten noch aus dem Jahr 2003. Bauer: "Es war höchste Zeit für ein Update."
Wie bei den Schwestermarken VW, Audi und Skoda soll die Neufassung des Vertragwerks die Geschäftsbeziehung zwischen Marke und Autohäusern in Zeiten von E-Mobilität und Digitalisierung besser abbilden. Hierzu zählen etwa neue Online-Geschäftsfelder als Folge der Multi-Channel-Vertriebsstrategie sowie digitale Produkte und Services, die künftig direkt über das vernetzte Fahrzeug verkauft werden. Auch die Ausstattung der Servicebereiche in den Betrieben müsse den Megatrends der Branche Rechnung tragen, hieß es.
"Um jedes Komma gerungen"
"Ich glaube, man kann sagen, dass wir ein wirklich gutes Vertragswerk für die Mitte unserer Händlerschaft ausgehandelt haben", zeigte sich Benno Schulz, Vorsitzender des Seat-Händlerbeirats, mit den Ergebnissen zufrieden. "Bei komplexen Verhandlungen wie diesen geht es nicht ohne Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. Wenn es jedoch um die Wirtschaftlichkeit für den Handel geht, sind wir hellwach. Wir haben teilweise um jedes Komma und jeden Punkt intensiv gerungen, aber zugleich versucht, die Dinge auch aus dem Blickwinkel des jeweils anderen zu sehen – genau diese Stärke macht unsere Zusammenarbeit bei Seat aus."
Beide Seiten hoben in diesem Zusammenhang die konstruktive Gesprächsatmosphäre hervor. Erik Händler, Leiter der Händlerorganisation bei Seat Deutschland, sagte: "Dass man sich nicht in allen Punkten von Anfang an einig ist, liegt in der Natur der Sache. Umso beachtlicher ist, wie einfach, schnell und effizient wir gemeinsam eine Einigung herbeiführen und dann auch zu Papier bringen konnten." Schulz sprach in der Mitteilung von einem "Dialog auf Augenhöhe".
Die Vertragserneuerung fällt in eine für Seat erfolgreiche Zeit. 2018 war für die spanische Marke mit 121.724 Neuzulassungen ein Rekordjahr in Deutschland. Die Umsatzrendite in den Autohäusern lag mit rund zwei Prozent deutlich über dem Branchenschnitt. Auch deshalb wurde die Kündigung im vergangenen Herbst von Händler-Seite mit vergleichsweise wenig Murren begleitet. Fest steht allerdings: 35 bisherige Partner werden keinen neuen Vertrag bekommen. (rp)