Franzosen geben Gas: PSA setzt auf Wachstum

Die Groupe PSA verfolgt in Deutschland ambitionierte Ziele. Als der französische Konzern im Januar die Pressemitteilung mit diesem Titel verschickte, ahnten wohl die wenigsten, dass diese Worte noch im Februar eine völlig andere Bedeutung bekommen könnten. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht entschieden, ob PSA mit der Übernahme von Opel zum zweitgrößten Autokonzern in Europa aufsteigt. Der Marktanteil hierzulande könnte aber gemeinsam mit den Rüsselsheimern sogar bei über zehn Prozent landen - wenn die bisherige Zusammenarbeit in einer Übernahme mündet. 2016 noch etwas unter Markt Für die Kernmarken Peugeot, Citroen und DS sollen jedenfalls vier Prozent in diesem Jahr realisiert werden. Zum Vergleich: 2016 waren es 3,6 Prozent. Mit 129.390 konnten 4.133 Fahrzeuge mehr verkauft werden als 2015. Peugeot steigerte um vier Prozent, Citroen um 4,7. Das ist nicht ganz das Marktwachstum, aber nicht weit weg. DS verzeichnete einen Rückgang auf 4.377, ein Minus von nahezu 20 Prozent. Ein Unternehmenssprecher erklärte Letzteres mit einer stark veränderten Vertriebsstrategie. Peugeot startet mit 3008 durch Die Löwenmarke erzielte 2016 das beste Verkaufsergebnis auf dem deutschen Markt seit fünf Jahren. Der 3008 kam gut an (in Europa 80.000 Bestelllungen in vier Monaten). In Deutschland lag der Plan bis Ende 2016 bei 3.000 Bestellungen. Nach Auskunft des Importeurs wurden aber 4.000 Kaufverträge geschrieben. Und mit dem 5008 wird die SUV-Palette nach oben abgerundet. Im Herbst wird noch ein Facelift des 308 erwartet. Außerdem wird auf die sportlichen Modelle 208 GTI und 308 GTI sowie die GT und GT-Line Modelle gesetzt. Auch Jubiläumsangebote (80 Jahre) sollen Kunden locken. Damit will Peugeot hierzulande von 1,8 auf zwei Prozent Marktanteil wachsen. Enge Zusammenarbeit erforderlich Ein Ziel, das der Verband der Peugeot-Partner Deutschlands (VPPD) nach besten Kräften unterstützen will. Dafür sei es aber "zwingend erforderlich, dass alle Beteiligten, das heißt der Importeur, der Verband und die Peugeot-Partner, miteinander eng, fair und vor allem auch auf Augenhöhe zusammenarbeiten", sagte VPPD-Präsident Albert Schwinn. Die Einführung der neuen, vielversprechenden Modelle werde zwar dabei helfen, Stammkunden zu halten und neue Kunden zu gewinnen. Dies sei aber kein Selbstläufer, zumal die Wettbewerber ebenfalls attraktive Fahrzeuge bauen und schon seit Langem mit einer äußerst aggressiven Preispolitik aufwarten. "Für uns wird es daher von entscheidender Bedeutung sein, mit einer entsprechenden Präsenz in den Medien vertreten zu bleiben und mit attraktiven Preisen bzw. bestechenden Verkaufskampagnen zu glänzen", so Schwinn. Um den Handel, und dazu zählen auch die Servicepartner mit Vermittlungsrecht, zu motivieren, müssten diese auch Geld verdienen, betont der Verbandspräsident: "Wir gehen davon aus, dass wir über die hierfür erforderlichen Maßnahmen in einem ständigen Dialog mit PDG bleiben, und wir erwarten, dass unsere Anregungen im Rahmen des Möglichen umgesetzt werden." Citroen hat Erfolg mit C3 Mit einem komplett erneuerten Beststeller, einer neuen Markenkampagne und ebenfalls Jubiläumsangeboten (90 Jahre) startete Citroen ins neue Jahr. Der neue C3, der als wichtigstes Volumenmodell am 21. Januar hierzulande offiziell eingeführt wurde, kam bei der Vorstellung gut an, berichten die Händler. Die neue Markenkampagne sorgte für eine starke Präsenz der Marke im TV und in den sozialen Medien. Über 21 Millionen Klicks wurden auf Facebook und YouTube in nur einem Monat gezählt, heißt es aus Köln, 2.300 Kundenbestellungen lagen nach nur vier Wochen vor. Dieser gute Start versöhnt die Händler wieder mit den sehr ambitionierten Zielen, die Anfang des Jahres an sie herangetragen wurden. Nach Angaben des Händlerverbandes wurden aber mittlerweile bei den meisten Partnern pragmatische Lösungen gefunden. 2017 ist auch das erste ganze Verkaufsjahr für die im zweiten Halbjahr 2016 vorgestellten neuen Modelle C4 Picasso, SpaceTourer und Jumpy. Gerade der Jumpy bietet im ohnehin gut aufgestellten Nutzfahrzeugbereich noch Steigerungspotenzial, sind sich auch die Händler einig. Es bleiben Unwägbarkeiten Der Handel ist nach Aussage von Citroen-Händlerverbandspräsident Thomas Kramer insgesamt positiv eingestellt. Dennoch gibt es einige Unwägbarkeiten: Bei SUVs und kleinen Kombis hat die Marke Lücken. In Genf zeigte der Hersteller zwar zwei SUV-Konzepte. Wann diese tatsächlich auf den Markt kommen, blieb aber offen. Und auch die derzeit bei der Kundschaft häufig anzutreffende Zurückhaltung beim Diesel könnte zu Problemen führen, da möglicherweise nicht genug Benziner geliefert werden können, um die hoch gesteckten Ziele zu erreichen. Sorgen bereitet so manchem Händler auch, dass das meistverkaufte Citroen-Modell in Deutschland 2016 der Berlingo war. Ein Auslaufmodell, das nun im zehnten Jahr seines Zyklus angekommen ist. Renditesicherung und Netzausbau Und während der Importeur von einer durchschnittlichen Rendite von 2,1 Prozent spricht, sieht Kramer diese eher zwischen 0,5 und 1,5 Prozent. Und die Planbarkeit habe 2017 eher abgenommen, da die variablen Margenbestandteile zugenommen haben. Bei DS steht das Jahr im Zeichen des Netzausbaus. An Modellen bringt die Marke im März ein SUV, außerdem stehen besondere Editionen der Modelle DS3, DS4 und DS5 auf dem Programm. Netzausbau steht auch bei der markenunabhängig agierenden Servicemarke Euro Repar Car Service auf dem Programm. Die Marke, die im März 2015 gelauncht wurde, will die Zahl ihrer Partnerbetriebe 2017 auf 400 erhöhen, derzeit gibt es 300 hierzulande. Neue Möglichkeiten im Leasing Dem Trend zum Mobilitätsdienstleister tragen die Franzosen mit der neuen Konzernmarke Free2Move Rechnung. Hier vereint die Gruppe alle Online-Dienstleistungs- und Mobilitätsangebote. Am 1. März fiel der Startschuss für Free2Move Lease. Dieser Teil des Mobilitätsangebots bezieht sich vor allem auf das gewerbliche Kilometer-Leasing und richtet sich sowohl an gewerbliche Einzelabnehmer als auch Flottenkunden. Hier finden Händler und ihre Businesskunden auch Angebote zum Flottenmanagement. Vorteil für die Händler und Servicepartner mit Vermittlungsrecht ist, dass der Importeur damit auch die Rücknahme der Fahrzeuge anbietet. Bisher oblag diese Pflicht allein den Autohäusern. Jetzt können sie entscheiden, ob sie das geleaste Fahrzeug nach Vertragsablauf übernehmen oder an den Konzern zurückgeben. Was das für die Konditionen bedeutet, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht klar. Opel-Übernahme als Chance Den größten Schritt in Sachen Marktanteilszuwachs würde aber ohne Zweifel die Übernahme von Opel bringen. Damit würde die Gruppe ihre Präsenz schlagartig verdreifachen. Was das für die Händler bedeutet, muss sich noch herausstellen. Die von AUTOHAUS befragten Opel-Unternehmer zeigten sich eher stoisch. Kernaussage: "Wer der Inhaber des Unternehmens ist, ist mir egal." Wie viel die Zu- und Ansagen der Hersteller wert seien, würde man ja immer wieder erleben. Habe GM-Chefin Mary Barra noch vor kurzem versichert, dass sie auf Opel setze, werde jetzt bekannt, dass die Verhandlungen mit PSA schon relativ weit fortgeschritten seien. Dass die Franzosen mit eisernem Besen reorganisieren können, haben sie gerade in Köln bewiesen. Auch in Rüsselsheim könne dies nicht schaden, der Hersteller sei in vielen Bereichen überbesetzt. Auch die PSA-Händler nehmen es gelassen: PSA und Opel arbeiten ja schon seit Längerem partiell zusammen. Auf der einen Seite handelt es sich ganz klar um Wettbewerber in gleichen Segmenten, auf der anderen Seite gibt es naturgemäß auch diverse mögliche Synergieeffekte. Interessant wäre sicher auch die Bündelung der E-Mobilitätsaktivitäten dieser Marken, heißt es in einer Antwort des Peugeot-Partnerverbandes auf eine Anfrage von AUTOHAUS. Medienberichten zufolge hat GM-Chefin Mary Barra Tavares angeboten, dass PSA künftig in Europa die Elektroplattform von GM nutzen kann, auf der die baugleichen Modelle Chevrolet Bolt und Opel Ampera-e aufbauen. Vor kurzem war bekannt geworden, dass Neumann geplant hatte, Opel bis 2030 zu einer reinen Elektroautomarke umzubauen. Es sei denkbar, dass dieser Plan auch unter der Führung von PSA umgesetzt werde. PSA entwickelt gemeinsam mit Dongfeng Elektroautos, die allerdings erst 2019 auf den Markt kommen sollen. Eine andere mögliche Konsequenz der Übernahme liegt auf der Hand: Peugeot-Partner wie auch Citroen-Partner, die noch nicht mit Opel zusammenarbeiten, würden dies in Zukunft vermehrt tun. Diese Entwicklung konnte man in der Vergangenheit bereits bei den Schwestermarken des PSA-Konzerns beobachten, die zunehmend zusammenrücken. Kurzfassung Ein starker 3008 sowie ein erfolgreicher C3 haben den PSA-Volumenmarken hierzulande einen guten Start in 2017 ermöglicht. Mit dem neuen Kilometerleasing und Flottenmanagementangeboten sollen vor allem gewerbliche Kunden angesprochen werden.

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