Rabattschlacht, Absatzknick, Pleitewelle: Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie kursieren derzeit zahlreiche Horrorausblicke für den deutschen Autohandel im kommenden Jahr. Doch obwohl die Branche in einer ihrer schwersten Krisen seit langem steckt – die Krise allein ist nach Ansicht von Experten nicht schuld daran, dass viele Betriebe ins Straucheln geraten. "Viele Autohäuser kranken daran, dass sie die ruinöse Wettbewerbssituation mit hausgemachten Problemen zusätzlich verschärfen", sagt Thomas Kremer von der Frankfurter Unternehmensberatung b-k-p, die u.a. für Daimler, Audi und Opel arbeitet. Konjunkturflaute und hohe Spritpreise gäben vielen Unternehmen, die zu leichtsinnig wirtschafteten, allenfalls den Rest, so Kremer. Durch die Abwrackprämie seien die Probleme lediglich übertüncht worden. "Wir haben dieses Jahr noch eine extreme Beschönigung, weil viele Händler von der Abwrackprämie profitiert haben. Das Problem wird aber nur um ein Jahr verschoben." Die häufigsten Fehler seien zu große Vertriebsnetze, unproduktive Werkstätten, ein schlechtes Gebrauchtwagenmanagement und mangelhafter Service. Vor den Folgen der Abwrackprämie warnt auch der in der Branche umstrittene Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Nach dem "künstlichen Push" des Marktes durch die Prämie sei 2010 der größte Einbruch bei den Neuwagenverkäufen in der Geschichte der Bundesrepublik zu erwarten, schreibt Dudenhöffer in einer aktuellen Studie. Darin spricht er von "extremen Verwerfungen" und einer "Abwrackprämien-Blase", die dem Markt langfristig schade. Nach Darstellung von Dudenhöffer wird es bei den Verkaufszahlen 2010 einen Rückgang um bis zu 50 Prozent geben. Verlierer würden die Profiteure der Abwrackprämie sein, vor allem die auf Kleinwagen spezialisierten Importeure wie Fiat, Hyundai und Suzuki. Lediglich BMW, Porsche, Jaguar und Land Rover könnten dank neuer Modelle zulegen. Auf Handelsseite rechnet der Forscher von der Universität Duisburg-Essen mit 4.000 Betriebsaufgaben im kommenden Jahr. ZDK: Kein Ausreißer-Jahr bei Insolvenzen Der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) in Bonn will in die Rufe der Warner nicht einstimmen. Die Zahl der Insolvenzen sei in den vergangenen Jahren stabil gewesen, sagt Sprecher Ulrich Köster. Auch in diesem Jahr sehe es nicht nach einem Ausreißer aus. Laut Statistischem Bundesamt gingen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 978 Unternehmen aus dem Wirtschaftsbereich "Kfz-Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz" in die Knie. Das sind fast 20 Prozent mehr Insolvenzen als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Laut Köster ist für das kommenden Jahr zwar noch keine Prognose möglich, bei den Neuzulassungen verspricht es nach dem guten Jahr 2009 aber zumindest ein solides Jahr zu werden. "Wir gehen davon aus, dass wir uns auf einem normalen Niveau bewegen werden." Insgesamt dürfte die Zahl der Kfz-Betriebe in den kommenden Jahren aber schrumpfen, räumt Köster ein. "Es wird sich auf jeden Fall eine Konsolidierung ergeben." (dpa/rp)
Prognose 2010: Der Patient Autohandel
Branchenkrise hin, Rabattschlacht her: Die Existenznot zahlreicher Autohändler ist laut Experten auch hausgemacht. Viele Betriebe würden an wirtschaftlichem Leichtsinn, unproduktiven Werkstätten und schlechtem GW-Management kranken.
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