Richteten sich die Stufen 1 bis 3 ausschließlich an private Anwender, soll es mit der dieses Jahr erscheinenden vierten Stufe von i-Kfz auch juristischen Personen möglich sein, ihr Fahrzeug online zuzulassen. Die Kfz-Zulassung soll damit "einfacher, bequemer und effizienter" werden, heißt es auf Seiten des Bundes. Ob sie tatsächlich einfacher wird?
"Da bin ich mir nicht so sicher", meint Florian Cichon, Vorstandschef von Premiumzulasser, im Gespräch mit AUTOHAUS. Die Genossenschaft mit Sitz in Köln hat sich in den vergangenen Jahren als wichtiger Partner der Zulassungsstellen – und damit auch für den Autohandel – etabliert. Rund 5.000 Autohäuser arbeiten bereits mit dem System.
Wachsendes Geschäft – trotz neuer "Konkurrenz"
Angst davor, dass mit dem Start von i-Kfz Stufe 4 das Geschäft des Zulassungsdienstleisters einbricht, hat Cichon aber nicht, im Gegenteil. "Die Händler, die mit Premiumzulasser arbeiten, werden den Marktstart von i-Kfz Stufe 4 nicht zum Anlass nehmen, das System zu wechseln und damit ihre IT-Welt auf den Kopf stellen. Vielmehr werden sie sich über die Schnittstelle freuen und weiter mit unserer Zulassungssoftware arbeiten, weil sie bereits über die notwendige Schnittstelle zu x-Kfz verfügt. Ohne eine Vernetzung mit dem Tool des Kraftfahrtbundesamtes wäre ein Zugriff auf i-Kfz gar nicht möglich."
Der Grund für den Optimismus des Vorsitzenden liegt in der Beschaffenheit der Schnittstelle selbst. Will der Handel x-Kfz nutzen, muss er seine IT-Welt mit x-Kfz verbinden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn mit 1.100 Zeilen hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr einen Schnittstellen-Giganten geschaffen, der rund 30 Mal umfangreicher ausfällt, als das bei einer normal dimensionierten Schnittstelle der Fall ist. "Aus unserer Sicht ist x-Kfz völlig überdimensioniert. Denn die Schnittstelle bildet nicht nur die Brücke zu Kfz-Zulassungen, sondern zu fast allem, was mit dem Fahrzeug zu tun hat. Wie zum Beispiel das Führerscheinwesen oder die klassischen MPU-Leistungen", erklärt Cichon, der es lieber gesehen hätte, wenn sich der Bund für mehrere einzelne Schnittstellen entschieden hätte.
Das Problem: Bei der Programmierung der Schnittstelle müssen alle Zeilen auf einmal angesprochen werden, was den Vorgang enorm aufwendig und entsprechend komplex macht. "Eine Frage von Geld und Nerven", so Cichon, der mit Premiumzulasser eben genau das investiert hat. Und weiter: "Sich als ein kleineres Autohaus oder kleiner Zulassungsdienstleister eine Schnittstelle zur KBA-Software aufzubauen, ist finanziell so gut wie unmöglich. Wir sprechen von Investitionen von bis zu einer Viertelmillion Euro. Hinzu kommen die Gebühren, auch wenn sie vielleicht etwas niedriger ausfallen werden als bisher."
Was den Zulassungsexperten sonst noch bei den Vorbereitungen zur Einführung der vierten Stufe von i-Kfz aufgefallen ist, welche Probleme es heute schon mit der (Teil-) digitalen Fahrzeugzulassung gibt und wie das vergangene Geschäftsjahr der Kölner Genossenschaft gelaufen ist, erfahren Sie im Interview mit Florian Cichon in der AUTOHAUS-Ausgabe 5/2023 ab 3. März.