Von Doris Plate
Die Peugeot-Händler sind besorgt. Zwar sind sie was Ersatzteilbelieferung angeht einiges gewöhnt, derzeit ist die Unsicherheit aber besonders groß. "Wie und zu welchen Konditionen werden wir ab dem 1. Juli 2017 mit Ersatzteilen versorgt?", wollen sie wissen. Sechs Wochen vor dem Termin gibt es dazu noch keine klare Aussage vom Importeur.
Vor drei Jahren kündigte PSA an, den Ersatzteilvertrieb europaweit neu ordnen zu wollen. Während bei Citroen die meisten Händler gelassen reagierten, sind die Peugeot-Unternehmer in Aufruhr. Für die meisten Citroen-Partner ändert sich nicht viel, weil sie schon bislang überwiegend von Plattformen beliefert wurden. Bei Peugeot dagegen gab es fast 300 Partner mit Ersatzteilverträgen, die sich damit selbst versorgen konnten. Sie verlieren mit der Neuordnung einen wichtigen Deckungsbeitrag. Durch das Einziehen einer zweiten Stufe in der Lieferkette werden die Teile für sie teurer. Gerüchte sprechen von zehn bis 14 Prozent weniger Ersatzteilmarge. Diese Zahl dementiert Bas Viveen, der in der PSA-Zentrale in Köln für die Organisation des Ersatzteilvertriebs der beiden Marken zuständig ist, auf Anfrage von AUTOHAUS nicht. Nur so viel: "Dass die Verbesserung der Teileversorgung auch Unterschiede in den Einkaufskonditionen nach sich zieht, war zu erwarten. Vor allem die qualitativen Aspekte in der Teilelogistik (hoher Servicegrad, schnelle Belieferung und der Support der Servicepartner) stehen hier im Vordergrund, da wir alle gemeinsam den steigenden Kundenansprüchen gerecht werden müssen."
2014 hat Peugeot bereits die Service und Teileverträge der deutschen Partner gekündigt. Als sich abzeichnete, dass bis zum Ablauf der Kündigungsfrist am 30. Juni 2016 keine bessere Lösung für die Ersatzteilversorgung gefunden werden konnte, wurde die bisherige Regelung um ein Jahr verlängert. Jetzt ist das Jahr fast um – und damit drei Jahre nach der Kündigung noch immer nicht hundertprozentig klar, wie es zukünftig laufen wird. "Das war eines der Hauptthemen bei der "Round Table Tour" des Händlerverbandes in den letzten Wochen", teilte der Präsident des Verbandes der Peugeot Partner Deutschlands (VPPD) Albert Schwinn auf Anfrage von AUTOHAUS mit.
15 Teile-Plattformen geplant
Laut Viveen sind 15 Teile-Plattformen geplant. Sie sollen zukünftig 85 Prozent Servicegrad, zwei Belieferungen täglich, professionellen regionalen Außendienst und Innendienst mit Call Center für technische Anfragen bieten. "An die künftigen Teilepartner werden sehr hohe Anforderungen gestellt, die mit hohen Investitionen verbunden sind", teilte der Manager mit. "Daher können und müssen unsere künftigen Teilepartner von uns auch bessere Konditionen erwarten." Dem Vernehmen nach sind unter anderem die Emil Frey Gruppe, Dello, Bleker und BHS in Zwickau für den Ersatzteilvertrieb bei PSA im Gespräch.
Die Plattformen sollen jede Nacht aus dem europäischen Teilelager in Vesoul (etwa 100 Kilometer westlich von Basel in Frankreich gelegen) beliefert werden und dann die bis 17 Uhr am Vortag bei ihnen bestellten Teile möglichst bis acht Uhr morgens zu den Servicebetrieben bringen. Eine zweite Lieferung für bis zehn Uhr bestellte Teile soll um 14 Uhr in den Werkstätten sein. Insider erwarten für die Nachmittagslieferung eine geringe Menge, die die Fahrt unter Kostengesichtspunkten unrentabel machen könnte. Auch bei den zinsfreien Zeiten ist eine Verschlechterung im Gespräch.
Laut dem PSA–Manager stehen die Partner bereits fest. Ein Großteil hiervon habe bereits angefangen, Kunden zu akquirieren und das Konzept sowie Konditionen zu erklären. Fast alle Partner werden zum 1. Juli startbereit sein, heißt es aus Köln. Bei einigen wenigen müssten noch die letzten fehlenden Voraussetzungen wie ausreichende Flächen oder IT-Strukturen geschaffen werden. "Aufgrund dessen werden wir die aktuellen Teileverträge noch einmal für einen kurzen Zeitraum verlängern", so Viveen. Und viele Peugeot-Händler wissen immer noch nicht, von wem und zu welchen Konditionen sie zukünftig ihre Teile beziehen können.
M. Zimmer
Fehling
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D.Damrich