Ausgabe 20/2010: Pariser Auto-Salon 2010: Die Euphorie ist zurück

MarktPariser Auto-Salon 2010: Die Euphorie ist zurückMesse E Die Autokrise ist vorüber, die Branche blickt wieder zuversichtlich in die Zukunft. von Ralph M. Meunzel und Doris PlateVolvo: Stephan Jacoby hatte in Paris seinen ersten offiziellen Auftritt in seiner neuen Funktion als Volvo-Chef. Bei den Modellen stand der neue V60 im Mittelpunkt. Jacoby machte in der französischen Hauptstadt deutlich, dass es eine klare Trennung zwischen den Marken von Geely und Volvo geben werde. Überlegungen, eventuell die Geely-Marken als Einstiegsfabrikate für die Volvo-Händler einzusetzen, erteilte Jakoby eine klare Absage. Im Gegenteil: Mit Volvo will er eine noch klarere Premiumstrategie fahren als bisher und den Marktanteil in Europa auf mindestens 1,5 Prozent bringen. Der deutsche Markt ist gegenüber 2009 zwar deutlich im Minus, und auch in Europa wünscht man sich deutlich höhere Neuzulassungen. Die gute Stimmung ist aber wieder zurückgekehrt. Inzwischen geht man davon aus, dass der Markt im kommenden Jahr nicht nur in Asien oder Südamerika, sondern weltweit wachsen wird. Für Deutschland sind beispielsweise inzwischen mehr als 3,1 Millionen Zulassungen angepeilt. Besonders die deutschen Hersteller Audi, Volkswagen und Mercedes glänzen mit guten Absatzzahlen.E-Mobile: dezenter AuftrittDie internationale Autoindustrie zündete in Paris wieder ein Feuerwerk der Neuheiten. So gut wie alle Hersteller erweitern ihre Modellrange und decken neue Segmente ab. Das E-Mobil ist weiter dezent auf dem Vormarsch, hat den Pariser Autosalon allerdings nicht dominiert. zRenault: Carlos Ghosn nannte in Paris erstmals die Preise für die drei serienreifen Elektroautos von Renault. Alle drei Fahrzeuge kommen in ausgewählten Märkten 2011 in den Handel. Den Kompakttransporter Kangoo Rapid Z.E. gibt es in Frankreich dann zu einem Einstiegspreis von 15.000 Euro – nach Abzug der staatlichen Förderung von 5.000 Euro. In Deutschland wird er also 20.000 Euro kosten (zzgl. Mehrwertsteuer). Die Stufenhecklimousine Fluence Z.E. wird hierzulande für 26.000 Euro zu haben sein. Der französische Hersteller trennt aber den Besitz von Fahrzeug und Batterie. Während die Kunden das Auto kaufen oder leasen können, werden die Lithium-Ionen-Akkus nur geleast. Die Batterie-Miete für den Fluence Z.E. wird 79 Euro betragen (inkl. Mehrwertsteuer), für den Kangoo Rapid wird sie bei 72 Euro (zzgl. Mehrwertsteuer) liegen. Das Volumenmodell unter den Elektrofahrzeugen soll aber der Zoé werden. 2015 soll das Kompaktmodell zwei Drittel der Elektroautozulassungen für den französischen Konzern bringen. In Paris wurde das schon sehr seriennahe Fahrzeug, das Mitte 2012 auf den Markt kommt, gezeigt. Das Elektroauto der Clio-Klasse nimmt zudem das neue Renault Markengesicht vorweg, das im zweiten Halbjahr 2011 eingeführt wird. Skoda: Alles im grünen Bereich – unter diesem Motto stand der Auftritt der tschechischen VW-Tochter in Paris. Skoda zeigte in allen Baureihen verbrauchsoptimierte Versionen der zweiten Generation. Die GreenLine-Technik basiert auf einer Kombination von verbrauchsgünstigen Motoren, Start-Stopp-System, Bremsenergie-Rückgewinnung, Anpassung des Motorsteuergeräts, Reifen mit reduziertem Rollwiderstand, aerodynamischen Veränderungen an Karosserie und Unterboden sowie Schaltempfehlung mit Instrumenten-Display. Volkswagen: Im Rahmen des Salons in Paris präsentierte Volkswagen den neuen Passat gleich im Doppelpack – als Limousine und als Variant. Bereits ab Mitte November wird die nunmehr siebte Generation des Bestsellers bei den Autohäusern sein. Äußerlich hat sich der neue Passat nicht so stark verändert, die wesentlichen Neuerungen sitzen unter dem Blechkleid. Alle zehn Motoren sind sparsamer – und zwar nach Angaben des Herstellers bis zu 19 Prozent. Das neue Modell hat zudem zusätzliche Sicherheitsfeatures wie eine automatische City-Notbremsfunktion und eine Müdigkeitserkennung. Neu an Bord ist auch das „maskierte Dauerfernlicht“: via Kamera erkennt das System Gegenverkehr und vorausfahrende Autos und blendet nur die relevanten Bereiche automatisch ab. Andere neue Assistenzsysteme sorgen für mehr Komfort. Ford präsentierte weltweit zum ersten Mal alle Karosserievarianten der neuen, dritten Ford-Focus-Generation gleichzeitig. Die europäische Produktion startet Ende 2010, die Markteinführung ist für Frühjahr 2011 geplant. Der aktuelle Focus wird bis Mitte 2011 im spanischen Valencia gebaut. Ford-Chef Alan Mulally freute sich in Paris über die gute Performance im letzten Jahr und stellte heraus, wie erfreulich sich die Situation seit dem letzten Messeauftritt in Paris vor zwei Jahren entwickelt habe. Schon im vergangenen Jahr hatte Ford wieder einen Milliardengewinn eingefahren, nachdem im Jahr zuvor ein Milliardenverlust angefallen war. Europa-Chef Stephen Odell kündigte an, dass die beiden „Europa-Modelle“ Fiesta und Focus in den nächsten zwei Jahren auch auf dem US-Markt eingeführt würden. Citroen: In der Kompaktklasse ist der neue Citroen C4 ein wichtiges Fahrzeug. Das im Werk von Mulhouse in Frankreich produzierte Fahrzeug wird noch vor Ende des Jahres in die Schauräume kommen. Ab dem zweiten Quartal 2011 gibt es dann auch seine schickere Schwester: Die DS4 feierte auf dem Salon ihre Weltpremiere.MarktToyotaUnschuldig, aber nicht unbeschädigtEs ist vorbei, dysfunktionale Pedale sind vom Tisch, Toyota ist dabei, sich zu erholen. Die Eroberungsrate ist aber noch nicht wieder da, wo sie vor der Krise war. Alain Uyttenhoven, Vizepräsident Toyota Deutschland, erläuterte in Paris, was man plant und wie es dem Händlernetz geht.AH: Herr Uyttenhoven, hat Toyota die Berichterstattung über die angeblich unbeabsichtigte Beschleunigung in den USA überstanden?A. Uyttenhoven: Da es keinen Unfall in Europa gab, hat sich unsere Stammkundschaft bereits während der Krise gefragt, was das soll. Unsere Eroberungsrate beträgt in der Regel allerdings zwischen 45 und 55 Prozent und diese Rate ist aufgrund der Verunsicherung in der Mitte der Medienkrise auf 23 Prozent abgerutscht. Wir haben im ersten Halbjahr pro Monat deshalb nur rund 5.000 Autos verkauft. Seit wir rehabilitiert sind, geht es wieder aufwärts und die Eroberungsrate ist wieder auf über 40 Prozent gestiegen. Wir sind allerdings noch nicht dort, wo wir vor der Krise standen. Im September haben wir aber über 8.000 Autos verkauft. Bis zum Ende des Jahres wird das Geschäft also wieder fast normal sein. Ich gehe jetzt für 2010 von etwas mehr als 80.000 Autos aus.AH: Nun ist Toyota vollständig entlastet und verhält sich nach der brutalen Presseresonanz erstaunlich ruhig. Welche Strategie steckt dahinter?A. Uyttenhoven: Zunächst hat sich diese Geschichte ausschließlich in Amerika abgespielt. Das Thema ist dort allerdings noch nicht beendet. Die Fakten sind klar und die Ergebnisse werden bald dem Kongress präsentiert. Vorher können wir nichts tun.AH: Nun hat Toyota kürzlich eine vollständige Ausgabe des „Stern“ gebucht. Mit welchem Ziel und zu welchen Kosten?A. Uyttenhoven: Das war Teil einer Vereinbarung mit dem Verlag. Wir wollten Werbung mal anders machen. Deshalb haben wir im Stil des Magazins eine Geschichte zum Thema Hybrid und Nachhaltigkeit erzählt. Wir haben rund 200.000 Hefte als Einladungsmailing genutzt, um unsere Kunden über den neuen Auris HSD zu informieren und zum Verkaufsstart einzuladen – ein großer Erfolg.AH: In welcher Form wirken sich die niedrigen Verkäufe auf das Netz aus? Wie hat sich die Rendite entwickelt?A. Uyttenhoven: Zunächst wollen wir wieder wachsen und haben in der Krise etwas gezögert. Jetzt sind wir wieder gut unterwegs. Mit 80.000 Fahrzeugen kann unser Händlernetz nicht gut leben. Klar ist aber auch, dass zwei Drittel der Erträge im Service erwirtschaftet werden. Hier verzeichnen wir keinen Rückgang. Die Rendite bewegt sich derzeit bei 1,1 Prozent. Das ist nicht so gut. Der Handel braucht idealerweise über 1,5 Prozent. In 2008 lag diese allerdings bei 0,5 Prozent, letztes Jahr waren wir bei 1,5%.AH: Ist das Netz zu groß? Steht die Zweistufigkeit zur Disposition?A. Uyttenhoven: Nein, wir brauchen unser Partnernetz, um Deutschland als dezentrales Land abzudecken. Wir werden es bei etwa 300 Haupt- und 300 Partnerhändlern belassen. AH: Zum Jahresende kommt ein neues Margensystem...A. Uyttenhoven: Es geht um Klarheit, Fairness und Zukunftsorientierung. Wir wollen ein einfacheres System, das eine nachhaltige Bearbeitung des Markts unterstützt und nicht Tages- oder Händlerzulassungen forciert. Die Gesamtmarge ändert sich nicht.AH: Warum hat Toyota in Testberichten immer ein Problem mit den Bremsen?A. Uyttenhoven: Es mag sein, dass wir bei bestimmten Fahrzeugen, die nicht für den europäischen Markt entwickelt wurden, nicht im oberen Drittel sind. Mit dem Avensis waren wir beispielsweise beim letzten Test vorne. Es geht letztlich um die Abstimmung zwischen Langlebigkeit, Komfort und Performance. Die extremen Tests entsprechen nicht immer der Realität. Gleichzeitig schätzen unsere Kunden die Langlebigkeit.AH: Was erwarten Sie für 2011?A. Uyttenhoven: Für den Gesamtmarkt sind wir optimistisch und rechnen mit Neuzulassungen zwischen 3 und 3,1 Millionen. Wir wollen in 2011 wieder näher an über 100.000 Autos kommen. Ralph M. MeunzelPariser Auto-Salon 2010NeuzulassungenToyota in Deutschland: Zulassungen Marktanteil2000 86.794 2,57 %2001 89.508 2,68 %2002 103.237 3,17 %2003 110.200 3,40 %2004 127.019 3,89 %2005 134.762 4,06 %2006 142.792 4,12 %2007 127.798 4,06 %2008 93.036 3,01 %2009 136.285 3,58 %1-9/2010 55.224 2,55 %HyundaiAuf in neue WeltenHyundai stößt in neue Segmente vor. Werner Frey, Geschäftsführer Hyundai Deutschland, erklärte gegenüber AUTOHAUS im Messe-Interview, wie das Wachstum der Marke weiter gestaltet werden soll, dass man neue Modelle anschiebt, die unbedingt Stückzahlbringer sein müssen, und dass man die Händler zu nichts zwingen wird, sondern auf wohlwollende Zusammenarbeit setzt.AH: Herr Frey, die Neuzulassungen von Hyundai bewegen sich deutlich über 2008. Was sind die Gründe dafür?W. Frey: Das liegt natürlich primär an unseren Modellen. Wir sind aber auch dazu übergegangen, dem Kunden mit unserem „Rundum-Sorglos-Paket“ einen Mehrwert zu bieten. Dieses Paket haben wir mit dem erfolgreichen ix35 gestartet. Gleichzeitig wurde dieses Angebot auf den i30 übertragen und wird mit dem neuen ix20 fortgeführt. Der i30 ist in diesem Jahr mit über 20.000 Fahrzeugen unser meistverkauftes Modell.Rundum-Sorglos-PaketAH: Aus welchen Bestandteilen setzt sich das Paket zusammen?W. Frey: Der Kunde erhält fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung, fünf Jahre Mobilitätsservice und für fünf Jahre übernimmt Hyundai die Wartungskosten. Kunden und Handel schätzen dies und sind sehr zufrieden. Wir haben damit eine hohe Eroberungsrate und eine deutliche Zunahme der Loyalitätsrate. Was letztlich unser Ziel ist.AH: Um wie viel erhöht sich damit die unverbindliche Preisempfehlung beim ix35?W. Frey: Das Paket ist bereits in der unverbindlichen Preisempfehlung enthalten und startet bei 20.990 Euro. AH: Mit wie vielen Einheiten rechnen Sie im Jahr 2010?W. Frey: Ich gehe von über 70.000 Neuzulassungen und einem Marktanteil von ca. 2,6 Prozent aus. Im vergangenen Jahr waren es 2,4 Prozent. Wir wollen weiter wachsen.Neue ModelleAH: Was folgt an neuen Produkten?W. Frey: Im November kommen das Genesis Coupé und der kompakte Van ix20. In den nächsten zwölf Monaten kommen insgesamt zwölf neue Produkte. Wir werden damit in bisher unbesetzten Segmenten vertreten sein. Wichtig ist vor allem das Mittelklassemodell i40, das zunächst als Kombi und später als Limousine kommt. Mit diesem Modell wollen wir verstärkt Flottenkunden ansprechen. Unser Ziel für 2015 lautet 100.000 Einheiten. Andere würden dies gerne früher sehen. Wir wollen unsere Händlerorganisation aber nicht überfordern. AH: Sie sind auch im gewerblichen Bereich aktiv. Wie gehen Sie hier vor?W. Frey: Wir haben beispielsweise das Kombimodell i40 weit vor der Einführung bereits gewerblichen Kunden präsentiert. Im Händlernetz werden wir bis Jahresende rund 30 Businesscenter mit entsprechenden Standards etablieren. Mittelfristig sollen es über 80 Stützpunkte werden. Diese Möglichkeit steht jedem Händler offen. AH: Mit drei Produkten – Genesis Coupé, Genesis Limousine und Equus – stößt man in neue Segmente vor, die für Importeure und deren Händler in der Regel nicht einfach zu verkaufen sind. Das liegt zum einen an den Restwerten, zum anderen an den fehlenden Hereinnahmemöglichkeiten der Händler. Was machen Sie anders?W. Frey: Es geht uns nicht um Stückzahlen, sondern darum, die Marke emotional aufzuladen. Das werden wir insbesondere mit dem Genesis Coupé erreichen. Gleichzeitig geht es darum, die Kompetenz des Unternehmens zu zeigen. Nicht jeder Händler muss allerdings ein Spitzenmodell vertreiben.HändlernetzAH: Wie geht’s dem Händlernetz?W. Frey: Wir sind sehr stabil und erreichen im Durchschnitt eine Rendite von 2,5 Prozent. Aufgrund der familiären Struktur der Betriebe haben wir die Krise besser als andere überstanden. Es gibt noch einige offene Punkte. Jetzt geht es darum, die neuen Modelle einzuführen, das Programm von 10 auf 16 Modelle zu erweitern und die Kunden damit anzusprechen. Sicher wird dazu auch die eine oder andere Investition notwendig sein. Wir werden aber keinen Partner dazu zwingen. Wir stehen für Augenmaß. Wir wollen, dass unser Handel gut Geld verdient.Ralph M. MeunzelNeuzulassungen Hyundai Zulassungen Marktanteil2000 21.666 0,64 %2001 19.894 0,60 %2002 27.897 0,86 %2003 34.417 1,06 %2004 45.661 1,40 %2005 51.702 1,56 %2006 52.405 1,51 %2007 47.523 1,51 %2008 51.676 1,67 %2009 91.330 2,40 %1-9/2010 54.874 2,53 %Pariser Auto-Salon 2010

Ausgabe 20/2010: Pariser Auto-Salon 2010: Die Euphorie ist zurück

Pariser Auto-Salon 2010: Die Euphorie ist zurück

MEISTGELESEN

Dacia startet Mittelklasse-SUV Bigster: "Wir wollen ein schönes Stück vom Kuchen"

Erster Fahreindruck VW Tayron: Mini-Touareg oder Maxi-Tiguan?

Angesehener Automanager: CEO Wayne Griffiths verlässt Seat und Cupra

STELLENANGEBOTE

Werkstattleiter (m/w/d)

Kfz-Mechatroniker, Service- / Diagnosetechniker oder Hochvolttechniker (m/w/d)

Geschäftsleiter (m/w/d)

Student (m/w/d) Duales Studium Maschinenbau

Strategischer Einkäufer Freizeitfahrzeuge / Caravaning (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER